Der ungezähmte Highlander
diese Worte in sich einzusperren? Jedes Mal, wenn er sie anlächelte, lagen sie ihr auf der Zunge.
Er war ein guter Ehemann, genau, wie Fiona es prophezeit hatte. Obwohl er wie alle Männer seine Fehler hatte, zügelte er sie mit Güte und Verständnis. Wenn er ihr etwas befahl, erwartete er nicht, dass sie sofort aufsprang, sondern er erklärte es ihr gründlich und hörte sich sogar ihre Widerworte an. Und was das Beste war – er hörte ihr wirklich zu, wenn sie etwas zu sagen hatte. Keira bezweifelte nicht, dass er Ardgleann ein guter Laird sein und sein Bestes tun würde, um für die von ihm abhängigen Menschen zu sorgen und sie zu schützen.
Außerdem war er ein fantastischer Liebhaber, der ihr versprach, nur ihr zu gehören. Daran zweifelte sie allerdings noch, egal, wie oft sie sich sagte, dass es unfair war, ihn für schuldig zu halten, bevor er einen Fehltritt begangen hatte. Doch wie lange konnte ein Mann der Versuchung widerstehen, wenn sie ständig seinen Weg kreuzte? Frauen waren von Liam angezogen wie Bienen vom Klee. Sie fürchtete, den Rest ihres Lebens schmachtende Frauen vertreiben zu müssen. Und schlimmer noch war das Wissen, dass sie nicht ständig da sein konnte, um es zu tun.
»Wenn ich nur wüsste, was er wirklich für mich empfindet«, wisperte sie und legte ein paar Stöcke ins Feuer.
Das war der Kern des Problems. Liam begehrte sie, daran hatte sie keine Zweifel, und es linderte den Schmerz, den Duncan ihr unwillentlich zugefügt hatte. Doch leider wusste sie nur allzu gut, dass das Begehren eines Mannes nicht in seinem Herzen wurzeln musste. Liam hatte ja behauptet, dass er für die Frauen, die er beschlafen hatte, nie etwas Besonderes empfunden hatte. Sie wusste zwar nicht, wie das gehen sollte, doch ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.
Nachdenklich trank Keira einen Schluck aus Liams Weinschlauch, dann beschloss sie, sich noch einmal genau vor Augen zu führen, wessen sie sich ganz sicher war. Zum ersten Mal seit Wochen war sie allein, abgesehen von der schlafenden Meggie. Der Moment war also günstig, sich über einige Dinge klar zu werden. Liam wollte sie ganz für sich allein, ging ihr durch den Kopf. Natürlich konnten Männer auch ihren Lieblingsbecher ganz für sich allein haben wollen, doch Liams Besitzanspruch war unübersehbar. Er genoss ihre Gesellschaft, auch daran hatte sie keinen Zweifel. Er redete mit ihr und besprach vieles mit ihr. Offenbar gehörte er nicht zu den Männern, die glaubten, eine kleine Frau besäße einfach nicht genügend Verstand, um sie ernst zu nehmen. Selbst ihre Großmutter hatte sie immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig das war. Liam berührte sie ständig und küsste sie häufig. Keira errötete bei den Gedanken an ihre Liebesspiele. Trotz seiner Vergangenheit konnte sie nicht glauben, dass er so zärtlich wäre und so besorgt, dass auch sie Vergnügen empfand, sie dann die ganze Nacht fest umschlungen hielt, wenn er nicht etwas mehr für sie empfand als schlichtes geschlechtliches Verlangen.
Ein Geräusch riss sie aus ihren Gedanken. Jemand kam direkt aufs Lager zugerannt. Da Geräusche nachts weit getragen wurden, konnte Keira nicht sagen, wie nah die Person schon war. Sie weckte Meggie auf.
»Versteck dich unverzüglich!«, befahl sie.
Keira wunderte sich, wie rasch und gründlich Meggie ihrem Befehl folgte. Obwohl aus dem Tiefschlaf gerissen, tauchte sie im Handumdrehen in die Dunkelheit ein. Keira sprang auf und sah sich nach einem geeigneten Versteck für sich um, einem, das weit genug von Meggie entfernt war. Noch während sie zu dem Baum am anderen Ende des Lagers laufen wollte, daran dachte, auf ihn zu klettern und sich im Laub zu verstecken, begriff sie, dass sie keine Gelegenheit mehr dazu hatte
Ein Mann stolperte ins Lager. Zuerst erkannte ihn Keira in der Dunkelheit nicht, doch als er lachte, überfiel sie ein heftiger Schauder: Es war Rauf Moubray. Keira unterdrückte den Impuls, um ihr Leben zu laufen. Es würde ihr nichts nützen, und noch dazu würde sie Rauf die Gelegenheit bieten, sie von hinten zu packen, was er bestimmt sehr gern tun würde.
»Also ist mir das Glück in dieser Nacht endlich einmal hold«, knurrte er. »Ich habe nicht nur dich gefunden, sondern auch noch Pferde und Vorräte.«
»Ihr würdet nicht wie ein aufgeschreckter Hase durch den Wald rennen, wenn Ihr die Schlacht nicht verloren hättet«, sagte sie. »Da Ihr offenkundig sehr erpicht darauf seid, Euer elendes Leben zu
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