Der ungezähmte Highlander
retten, schlage ich vor, Ihr rennt weiter.«
Seine kalten Augen verengten sich, und seine Lippen zogen sich zu einem stummen Fauchen zurück. Wahrscheinlich war es der reine Wahnsinn, diesen Mann so zu beleidigen, doch Keira ging davon aus, dass es an ihrem Schicksal nichts ändern würde. Vielleicht war er nicht hierhergelaufen, um sie zu finden, doch jetzt, nachdem er sie gefunden hatte, würde er sie zweifellos töten. Sie konnte es ihm so schwer wie möglich machen und beten, dass er es eilig hatte, sein Leben zu retten, und sie deshalb schnell töten würde. Allein der Gedanke, wie grausam er andere umgebracht hatte, erfüllte Keira mit einer solchen Angst, dass sie erschauerte und sie gegen das Erbrechen ankämpfen musste. Vielleicht würde es ihr eine gewisse Genugtuung verschaffen, sich über diesem Mann zu erbrechen, doch dann würde ihm nur klar werden, dass es eine Folge ihres Entsetzens war, und wie verängstigt sie war, wollte sie ihm auf gar keinen Fall zeigen.
»Nay, nay, du kleines schwarzhaariges Miststück«, sagte er mit harter, kalter Stimme. »Du und ich haben noch eine Rechnung offen.«
»Eine Rechnung? Was für eine Rechnung? Glaubt Ihr etwa, ich schulde Euch etwas dafür, dass Ihr meinen Ehemann und viele seiner Leute gemeuchelt habt? Oder dafür, dass ich Euch nicht erlaubt habe, mich in aller Öffentlichkeit zu schänden? Wenn hier noch einer Schulden hat, dann Ihr, denn Ihr habt mir alles genommen. Leider habt Ihr mir hauptsächlich das Leben von Menschen genommen, die mir teuer waren, und diese Schuld kann nie beglichen werden, außer mit Eurem Tod.«
»Du solltest tot sein, du Hure!«
»Ach so? Nun ja, verzeiht, dass ich nicht an den Wunden gestorben bin, die Ihr mir zugefügt habt.« Keira wunderte sich, dass sie immer ruhiger wurde, obwohl Rauf immer wütender wurde.
»Sieh nur, wie du mein Gesicht zugerichtet hast!«
Beim Anblick der wulstigen Narbe zuckte Keira zusammen. Sie erinnerte sich noch gut an seinen schmerzerfüllten Wutschrei und den Geruch von Blut, als sie ihm die Wange mit einem Dolch aufgeschlitzt hatte. Wie gern hätte sie diesen Dolch jetzt bei sich gehabt! Als Heilerin war ihr die Vorstellung zwar verhasst, jemanden zu verletzen und sein Blut zu vergießen, doch bei diesem Mann hätte sie das ohne Zögern getan. Als sie an den armen Duncan dachte und an all die Männer, die an den Zinnen von Ardgleann hingen, sowie an das traurige Schicksal der Frauen, die Rauf in die Burg verschleppt hatte, stieg kalte Mordlust in ihr auf.
»Ich finde, das ist eine Verbesserung.«
Das war eine Beleidigung zu viel. Keira bemerkte gerade noch, dass er weder sein Schwert noch seinen Dolch gezogen hatte, bevor er sich auf sie stürzte und sie unter ihm zu Boden ging. Sie rang nach Luft, während er sie grob betatschte. Als sie endlich wieder atmen konnte, stellte sie fest, dass ihre Hände frei waren. Sie fing an, Rauf auf den Kopf zu schlagen. Er quittierte die Schläge zunächst nur mit einem Grunzen, bevor er zurückschlug.
Er packte sie mit einer großen, schwieligen Hand am Hals und drückte langsam immer fester zu, bis Keira wieder nach Atem rang. »Ich kriege schon noch, was ich will, Weib, ob du nun tot bist oder nicht. Für mich macht das keinen Unterschied.«
Keira war so entsetzt über diese kalten Worte, dass sie ihn nur noch fassungslos anstarren konnte. Als sie eine Bewegung hinter Rauf wahrnahm, war sie beinahe froh, dass sie ihm gezeigt hatte, wie sehr seine Worte sie abgestoßen hatten. Innerhalb eines Herzschlags, nachdem sie den Schatten entdeckt hatte, landete ein dicker Knüppel auf Raufs Kopf. Moubray grunzte und fiel zur Seite. Keira griff nach der Hand, die Meggie ihr reichte, um aufzustehen, doch eine Bewegung an ihrer Seite ließ sie erstarren.
»Lauf, Meggie!«, versuchte sie zu schreien, doch sie brachte nur ein heiseres Krächzen zustande. Aber die Warnung kam ohnehin zu spät.
Mit einem Wutschrei sprang Rauf auf. Meggie versuchte, ihn noch einmal zu schlagen, doch er entriss ihr den Knüppel und warf ihn weg. Dann packte er Meggie, auch wenn sie sich mit Händen und Füßen wehrte.
»Ich weiß, wer du bist«, fauchte er. »Das Balg des Böttchers. Dieser Feigling ist mit seinen kleinen Jungs geflohen. Rettete seinen respektlosen Ältesten, aber sein kleines Miststück hat er zurückgelassen. Na gut, ich werde dich töten, wie ich diesen elenden Bruder von dir töten wollte.«
Ohne Rücksicht auf ihren schmerzenden Körper rappelte sich Keira
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