Der ungezähmte Highlander
auf und stürzte sich von hinten auf Rauf. Sie schlang die Beine um seine Hüften und einen Arm um seinen Hals. Mit ihrer freien Hand drosch sie auf ihn ein.
»Lass sie in Ruhe, du mieses Schwein!«, schrie sie. Bei dem leisen, heiseren Krächzen, das sich ihrer Kehle entrang, fürchtete Keira, ihre Stimme hätte bleibenden Schaden genommen, und das machte sie umso wütender. »Lass sie los, sonst kratze ich dir die Augen aus!«
Moubray knurrte drohend. »Ich könnte ihr einfach den dürren Hals umdrehen.«
»Aye, das könntest du, aber wenn du das tust, dann ist ihr Sterben das Letzte, was du zu sehen bekommst; denn ich werde dich blenden, das schwöre ich!«
Einen Moment lang fürchtete Keira, er würde seine Drohung wahr machen. Doch dann fluchte er so laut, dass ihr die Ohren dröhnten, und warf Meggie weg wie einen Knochen. Keira schrie laut auf, als das Mädchen auf dem Boden aufkam und sich nicht mehr rührte. Doch ihr blieb keine Zeit, zu trauern oder zu prüfen, ob Anlass zur Trauer bestand, denn Rauf hatte jetzt nichts mehr in den Händen und bemühte sich, sie sich vom Rücken zu reißen.
Lange würde sie nicht auf seinem Rücken hängen können. Sie konnte nur den Kopf einziehen, um sich vor den Schlägen zu schützen, die er nach hinten auszuteilen versuchte. Obwohl diese Schläge nicht sehr gezielt waren, konnte sie sie kaum ertragen.
Aber wie sollte sie es schaffen, von ihm abzuspringen und rasch wegzurennen, von Meggies Schutz ganz zu schweigen? Schließlich packte er ihre Beine und versuchte, sie von seiner Taille wegzureißen.
Sie fürchtete schon, dass er ihr die Beine brechen würde, als plötzlich ein Schwert in ihr Blickfeld kam und genau auf Raufs Kehle gerichtet war. Verdutzt starrte sie Liam an. Hinter ihm entdeckte sie Sigimor, der sich zu Meggie hinabbeugte und ihr beim Aufstehen half. Dann packten sie zwei große Hände um die Taille und zogen sie weg von Raufs Rücken. Sie sah sich um und merkte, dass Ewan sie aus ihrer Zwangslage befreit hatte. Hinter Ewan standen ihre Brüder.
»Ihr seid ein saudummer Mann, Rauf Moubray«, knurrte Liam und trat einen Schritt zurück. »Ihr hättet fliehen und vielleicht sogar noch ein paar Tage leben können, bis wir Euch erwischt hätten. Stattdessen habt Ihr Euch damit aufgehalten, zwei arme Mädchen zu quälen.«
»Glaubst Ihr etwa, ich habe nicht gewusst, dass ich ein toter Mann bin?«, fragte Rauf höhnisch. »Vielleicht habe ich ja nur gedacht, es wäre fair, Euch einen Preis dafür abzuverlangen, dass Ihr Euch Ardgleann unter den Nagel gerissen habt.«
Es ist also vorbei, dachte Keira und lehnte sich an Ewan. Jeder Knochen tat ihr weh, und sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie wollte schon fragen, warum nicht endlich jemand Rauf tötete, damit sie sich ein bisschen ausruhen konnte, als der sein Schwert zog und niemand ihn daran hinderte. Keira holte tief Luft, damit ihre Stimme damit etwas lauter und fester klang. Sie wollte diesen Narren sagen, dass ein Mann wie Rauf Moubray nicht verdiente, in einem ehrenvollen Zweikampf zu sterben. Er hätte abgeschlachtet werden sollen wie das Schwein, das er war. Doch bevor sie auch nur ein einziges Wort herausbringen konnte, legte sich eine große Hand sanft, aber bestimmt auf ihren Mund.
»Sei still«, flüsterte Ewan ihr ins Ohr. »So ist es am besten. Liam kann dir das später erklären.«
Als Liam und Rauf zu kämpfen begannen, konnte Keira nur hoffen, dass Liam eine sehr gute Erklärung parat haben würde. Ewan wollte seine Hand wegnehmen, doch sie hinderte ihn daran. Sie wusste zwar, dass es gefährlich sein konnte, einen kämpfenden Mann anzuschreien, aber sie wusste nicht, ob sie sich zurückhalten konnte. Ewan nickte, offenbar verstand er, was in ihr vorging.
Obwohl Liam das Bein zu schmerzen schien, war der Kampf rasch vorbei. Rauf war gut, aber Liam war besser. Dennoch wollte Keira ihm nie wieder bei einem Kampf zusehen. Das war einfach zu viel für ihr armes Herz.
Liam wischte sein Schwert an Raufs Wams ab und steckte es zurück, dann ging er zu Keira. Sein Bein, das beschlossen hatte, an diesem Tag genug strapaziert worden zu sein, gab nach wenigen Schritten nach. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich zu fangen und nicht der Länge nach auf dem Boden aufzuschlagen. Er rang sich ein Lächeln für Keira ab, als sie sich neben ihn kniete. Nachdem seine Wut und seine Sorge um Keira verebbt waren, machten sich die Schmerzen in seinem Bein umso deutlicher bemerkbar. Er hatte
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