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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Eingangstür gegenüber, derzeit saßen dort zwei ältere Männer in zerknitterten Jacken beim Bier. Der Barkeeper war ein junger Mann mit gelbem Hemd und Pferdeschwanz und nickte ihm leicht zerstreut zu.
    Van Veeteren nickte zurück und ging weiter ins Restaurant. Von achtzehn Tischen waren drei besetzt; er suchte sich einen mit Blick auf die Bar aus und setzte sich.
    Vielleicht hat Erich an diesem Tisch gesessen, dachte er.
    Er bestellte bei der blond bezopften Kellnerin das Tagesgericht; Lammkoteletts mit überbackenen Kartoffeln. Und ein Glas Rotwein.
    Es dauerte eine halbe Stunde, bis das Essen serviert und verzehrt war. Es schmeckte gar nicht schlecht, wie er feststellte. Er hatte noch nie einen Fuß in dieses Lokal gesetzt und würde es natürlich auch niemals wieder tun; aber immerhin hatten sie hier offenbar einen fähigen Koch erwischt. Golfspieler ließen sich aber sicher auch nicht alles bieten, nahm er an.

    Das Dessert übersprang er. Stattdessen trank er in der Bar einen Kaffee und einen kleinen Cognac.
    Vielleicht hat gerade hier der Mörder gesessen, dachte er.
    Vielleicht sitze ich hier auf dem Hocker des Mörders meines Sohnes. Als der gelbe Barkeeper seine Tasse wieder füllte, fragte er, ob er am fraglichen Abend Dienst gehabt habe.
    »Ja«, sagte der junge Mann. Das hatte er. Wieso die Frage?
    Van Veeteren dachte eine Weile nach, dann antwortete er: »Polizei.«
    »Schon wieder?«, fragte der Barkeeper und wirkte nur mäßig amüsiert.
    »Hm«, sagte Van Veeteren. »Ich verstehe schon, sie sind wie die Fliegen. Ich gehöre zu einer anderen Abteilung.«
    »Zu was für einer Abteilung denn?«, fragte der Barmann.
    »Zur Spezialabteilung«, sagte Van Veeteren. »Vielleicht könnten wir uns in aller Freundschaft eine Runde unterhalten?«
    Der Barkeeper zögerte kurz.
    »Ich hab im Moment ja sowieso nicht so viel zu tun«, sagte er dann.
     
    »Diese Wurst ist ein Geschenk der Götter an die Menschheit«, sagte Rooth.
    »Das sehe ich auch so«, sagte Jung und betrachtete seinen Kollegen, der mit halb geschlossenen Augen und einem Ausdruck überirdischen Friedens im Gesicht kaute. »Nett, dass du auch eine geistige Seite hast.«
    »Das liegt am Knoblauch«, sagte Rooth und öffnete die Augen. »Altes, feines Arzneikraut. Ich habe eine Theorie.«
    »Ach was?«, sagte Jung. »Wieder die mit der Briefmarke?«
    »Besser«, sagte Rooth und stopfte sich Kartoffelsalat in die Kinnbacken.
    Jung wartete.
    »Könntest du dich bitte entscheiden, ob du denken oder reden willst«, fragte er. »Das würde mir die Mahlzeit erleichtern.«
    Rooth nickte und kaute fertig.
    »Na gut«, sagte er. »Also, mir ist bei der Besprechung etwas eingefallen.«
    »Was denn?«, fragte Jung.
    »Erpressung«, sagte Rooth.
    »Erpressung?«, fragte Jung.
    »Genau. Das würde nämlich gut ins Bild passen. Hör zu. Erich Van Veeteren ist der Erpresser. Er weiß etwas über eine gewisse Person, er hat den Preis für sein Schweigen genannt und fährt nach Dikken, um diesen Preis einzukassieren. Das Erpressungsopfer will nicht blechen und schlägt ihn lieber tot. Klar wie Wurstbrühe, korrigier mich, wenn ich mich irre.«
    Jung dachte nach.
    »Nicht unmöglich«, sagte er dann. »Das ist eine haltbare Theorie. Warum hast du die bei der Besprechung nicht erwähnt?«
    Rooth sah plötzlich ein wenig verlegen aus.
    »Ist mir erst ganz am Ende eingefallen«, erklärte er. »Ihr kamt mir nicht sehr empfänglich vor. Wollte die Besprechung nicht noch verlängern.«
    »Du hattest Hunger?«, sagte Jung.
    »Das ist deine Interpretation«, sagte Rooth.

16
    »Wenn wir es wie eine Krebsgeschwulst betrachten«, sagte Reinhart, »dann wird es ziemlich deutlich.«
    »Bleichgesicht reden mit gespaltener Zunge«, sagte Winnifred, die Viertel-Aborigine.
    »Wie meinst du das?«
    »Erklär dich bitte genauer!«
    Sie lagen in der Badewanne. Dass Winnifred Lynch, geboren in Australien, aufgewachsen und promoviert in England, mit Reinhart zusammengezogen war und sich ein Kind zugelegt
hatte, beruhte zu einem großen Teil auf dieser Badewanne. Zumindest behauptete sie das immer, wenn er sie fragte, ob sie ihn wirklich liebe.
    Die Wanne war groß und tief. Und eingebaut. Sie wies außen ein unregelmäßiges Mosaikmuster aus kleinen grünen und braunen Fliesen und in der Mitte ein stattliches Arrangement von Wasserhähnen auf. Und bot Platz genug für zwei Erwachsene. Pro Person eine Ecke. So wie jetzt. Während Beine und Körper einander locker umschlangen. Es

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