Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
feststellen, dass die Zeugen keinerlei Kontakt zwischen diesem Mr. X und Erich Van Veeteren beobachtet haben — der wie gesagt im Restaurant saß und es kurz nach Mr. X verließ. Sie könnten allerdings Blickkontakt gehabt haben. Erich saß an einem Tisch mit ziemlich guter Sicht auf die Bar.«
    »Hm«, sagte Reinhart. »Er sitzt eine Stunde da und wartet. Als der Typ kommt, macht er gar nichts, folgt ihm dann aber auf den Parkplatz und wird von ihm ermordet. Das ist die Lage, in aller Kürze. Könnt ihr mir sagen, worum zum Teufel es dabei gegangen ist?«
    »Drogen«, sagte deBries nach einer Weile.

    »Andere Vorschläge?«, fragte Reinhart.
    »Ich bin nicht sicher, dass deBries Recht hat«, sagte Jung. »Aber wenn wir annehmen, dass es sich um irgendeine Art von Lieferung gehandelt hat, dann habe ich zwei Fragen. Zum einen, haben die einander gekannt? Wusste jeder, wer im Restaurant die Kontaktperson war? Oder kannte nur einer von beiden die Identität des anderen?«
    »Waren das eine oder zwei Fragen?«, erkundigte Rooth sich.
    »Eine«, sagte Jung. »Die andere ist, wer liefern und wer entgegennehmen sollte.«
    Sie schwiegen einige Sekunden.
    »Ich habe auf jeden Fall noch eine Frage«, sagte deBries. »Wenn es eine Lieferung war, wo hat sie stattgefunden?«
    »Es hat wohl keine Lieferung gegeben«, sagte Rooth. »Er hat ihn stattdessen umgebracht.«
    »Wo hätte die stattfinden sollen«, korrigierte deBries sich und machte sich gereizt an seinem Pflaster zu schaffen.
    »Auf dem Parkplatz natürlich«, sagte Moreno. »Es ist doch wohl auch klar, dass Erich Mr. X identifiziert hat. Er hat ihn erkannt, als er sich in die Bar gesetzt hat, und ist ihm absprachegemäß gefolgt.«
    »Möglich«, sagte Reinhart und steckte sich die Pfeife an. »Sehr gut möglich. Die Sache wirkt jedenfalls eher wie eine Begegnung unter Agenten als wie eine Drogentransaktion. Aber ich stimme im Prinzip deBries zu, und ich gehe ebenfalls davon aus, dass Mr. X die Lieferung übergeben sollte ...«
    »Und dass er nichts zu liefern hatte«, warf Moreno dazwischen, »und deshalb seinen Kontaktmann umgebracht hat.«
    Wieder schwiegen alle für einige Sekunden. Reinhart kniff die Augen zusammen und spuckte in Hochfrequenz Rauch aus.
    »Aber was bringt uns das alles eigentlich?«, fragte Rooth. »Und worum zum Teufel geht es dann, wenn es keine Drogen waren? Um Briefmarken? Um so einen verdammten Fehldruck, der achtzehn Millionen kostet ...«
    »Briefmarken?«, fragte deBries. »Du spinnst doch.«

    Reinhart zuckte mit den Schultern.
    »Egal was«, sagte er. »Es können auch gestohlene Waren gewesen sein ... etwas, das gefährlich, in den richtigen Händen aber verwendbar ist ... oder vielleicht um Geld, das ist doch die einfachste Lösung. Dass einer von beiden den anderen für irgendetwas bezahlen sollte. Mit der Forderung einer gewissen Diskretion sozusagen. Aber ich glaube nicht, dass wir im Moment viel weiterkommen. Vielleicht sollten wir einen winzigen Perspektivenwechsel vornehmen. Solange wir nicht herausfinden können, was er dort draußen zu suchen hatte, treten wir auf der Stelle, da stimme ich Rooth zu.«
    »Ich auch«, sagte Rooth.
    »Dann fasse ich den bisherigen Kampf der Gehirne zusammen«, sagte Moreno. »Erich hat gewusst, dass Mr. X seine Kontaktperson ist, als der kam und sich in die Bar setzte. Er folgte ihm, um sich etwas von ihm geben zu lassen, fing sich aber nur einen Schlag auf den Kopf und einen in den Nacken ein. Tödliche Schläge. Richtig erfasst?«
    »Sollte man meinen«, sagte Reinhart. »Irgendwelche Einwände? Nicht? Aber vergesst verdammt noch mal nicht, dass es sich nur um Spekulationen handelt. Und jetzt wechseln wir auf die Westfront über. Dort gibt es jede Menge Auskünfte. Marlene Frey und das Adressbuch. Wer will anfangen? DeBries meldet sich freiwillig.«
     
    Sie brauchten eine Stunde und zehn Minuten, um die Westfront abzuschreiten. Einhundertzwei Gespräche waren geführt worden, mit Menschen, die Erich Van Veeteren aus irgendeinem Grund gekannt hatten. Laut Auskunft des schwarzen Adressbuches.
    Alles war sorgfältig auf Band aufgenommen worden: deBries und Krause hatten den Mittwochnachmittag und einen Teil der Nacht mit dem Anhören des gesamten Materials verbracht. Sie hatten auch eine Liste der Personen angefertigt, die mit Erich Van Veeteren in den Wochen vor seinem Tod Kontakt gehabt
hatten, eine Liste, die bisher sechsundzwanzig Namen umfasste. Weitere Gespräche standen noch bevor, es

Weitere Kostenlose Bücher