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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Randerspark zweihunderttausend Gulden in einen Papierkorb stecken würde.
    Der Erpresser schien eine Vorliebe für Papierkörbe zu haben. Und für Plastiktüten. Deutete das nicht eine gewisse Fantasielosigkeit an? Eine Schlichtheit und Vorhersagbarkeit in der Spielführung, die er sich zunutze machen könnte?
    Siebzehn Stunden? Weniger als ein Tag. Wer ist es?, dachte er.
    Die Frage nach der Identität seines Gegners schob sich vorübergehend vor die Frage nach seinem weiteren Vorgehen. Als er darüber nachdachte, erkannte er, dass er diesem Aspekt des Problems bisher überraschend wenig Zeit gewidmet hatte. Wer ist es ? Wer zum Teufel konnte ihn an jenem Abend gesehen haben? Konnte er dem Verhalten des anderen einen Hinweis entnehmen? Oder seinen Briefen? Müsste er ihm nicht ein wenig näher kommen können, wenn er die Bedingungen durchging, die ihm doch immerhin bekannt waren?
    Und plötzlich traf es ihn wie ein Schlag.
    Jemand, den er kannte.
    Er ging mit dieser Erkenntnis so behutsam um wie mit einem
Gegenstand aus Glas. Hatte Angst, sie zu zerbrechen, Angst, zu großes Vertrauen in sie zu setzen.
    Jemand, den er kannte. Jemand, der ihn kannte.
    Vor allem Letzteres. Sein Widersacher hatte schon gewusst, wer er war, als er ihn an jenem Abend mit dem toten Jungen gesehen hatte. Als er dort im Regen gestanden und ihn in den Armen gehalten hatte. Musste es nicht so gewesen sein?
    Doch, redete er sich ein. Genauso musste es sich zugetragen haben.
    Es war hier nicht die Rede von einer registrierten und ins Gedächtnis eingeprägten Autonummer. Der Erpresser hatte es sofort gewusst. War an ihm vorbeigefahren, ohne anzuhalten, hatte am nächsten Tag die Zeitung gelesen, seine Schlüsse gezogen und dann zugeschlagen. Der Erpresser oder die Erpresserin. Der Erpresser, vermutlich, beschloss er, ohne wirklich zu begreifen, warum.
    So, genau so, sah die Sache aus. Als er darüber nachdachte, erkannte er sofort, wie unsinnig seine frühere Erklärung gewesen war. Wie weit hergeholt. Wer zum Teufel kann sich denn im Vorüberfahren eine Autonummer merken? Bei Regen und Dunkelheit? Unmöglich. Ausgeschlossen.
    Also hatte ihn jemand erkannt. Jemand, der wusste, wer er war.
    Er merkte, dass er lächelte.
    Er hielt einen blassblauen Brief in der Hand, der in weniger als einem Tag sein Leben ruinieren könnte. Hatte innerhalb eines Monats drei Menschen getötet. Trotzdem lächelte er.
     
    Aber wer war es nun also?
    Er brauchte nicht lange, um seinen spärlichen Bekanntenkreis durchzugehen und ihn abzuschreiben.
    Oder sie : jeden Einzelnen von denen, die er mit etwas gutem Willen vielleicht zu seiner Hochzeit oder seinem fünfzigsten Geburtstag einladen würde. Oder zu seiner Beerdigung. Nein, keiner von denen, das konnte er nicht glauben. Natürlich gab
es vielleicht zwei Namen, die er nicht ganz so leicht ausschloss wie die anderen, aber bei keinem hielt er intuitiv inne. Keiner erweckte bei ihm einen Verdacht.
    Und dann war da noch etwas. Er war zwar in Maardam keine sonderlich prominente Person, keine Berühmtheit, aber es gab doch etliche, die wussten, wer er war, und die ihn vom Aussehen her kannten. Und das reichte natürlich. Jeden Tag hatte er Kontakt mit Leuten, an die er sich nicht erinnern konnte, wenn er ihnen in der Stadt begegnete, denen sein Name und sein Beruf jedoch vertraut waren. Die ihn bisweilen sogar grüßten ... oft leicht verlegen, wenn ihnen aufging, dass er sie nicht erkannte.
    So einer. Sein Gegner musste so einer sein, einer von diesen Leuten. Er merkte, wie er wieder lächelte.
    Danach fluchte er laut, als ihm aufging, dass das Aussondern von Namen und die anschließenden Schlussfolgerungen ihm angesichts der Zeitnot keine Hilfe waren.
    Gar keine Hilfe. Wenn er sich die Annahme gestattete, dass der Erpresser irgendwo in Maardam wohnte, dann hatte er die Anzahl der möglichen Kandidaten von dreihunderttausend auf vielleicht dreihundert reduziert.
    Und wenn er Greise und Kinder ausschloss: von zweihunderttausend auf zweihundert.
    Was natürlich eine bedeutende Reduktion war, ihm aber trotzdem nicht weiterhalf. Es waren ganz einfach immer noch zu viele übrig.
    Zweihundert mögliche Erpresser? Siebzehn Stunden Frist. Sechzehneinhalb, genau gesehen. Er seufzte und erhob sich aus seinem Sessel. Kontrollierte seinen Medizinvorrat und stellte fest, dass der ihn noch für mindestens zehn bis zwölf Tage auf den Beinen halten würde.
    In zehn bis zwölf Tagen würde die Lage ganz anders aussehen. Auf jeden

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