Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
Vom Netzwerk:
den Mustern verlief, auf die er keinen Einfluss hatte. Auf die niemand Einfluss hatte und denen man sich um keinen Preis widersetzen durfte.
    Die Richtungen der Bewegungen. Den Kode.

    Als er getan hatte, was er tun konnte, setzte er sich ins Auto und fuhr in die Stadt. Saß zwei Stunden im Restaurant Lon Pej unten in der Zwille, aß thailändisch und überlegte sich seinen nächsten Zug in diesem undurchschaubaren Spiel. Fragte sich, wie viel Spielraum ihm wohl zugedacht war, ehe es weitergehen würde.
    Kam zu keinem Ergebnis. Fuhr denselben Weg zurück, den er gekommen war. Stellte zu seiner Überraschung fest, dass er ruhig war. Nahm abends noch eine Pille und ließ sich ins Bett fallen.
     
    Am Montag ging die Sonne einfach nicht auf. Er rief am frühen Morgen an und meldete sich krank. Las im Neuwe Blatt über die ermordete Frau, die draußen beim Dorf Korrim gefunden worden war, und konnte kaum begreifen, dass sie das war. Und dass er es war. Die Erinnerungen an die nächtliche Autofahrt durch die weit gestreckten Felder waren dunkel; er wusste nicht, welche Wege er eingeschlagen oder wo er endlich angehalten hatte, um sie aus dem Wagen zu ziehen. Den Namen Korrim hatte er nie zuvor gehört.
    Es gab keine Zeugen. Trotz der offenen Landschaft hatte er im Schutze der Dunkelheit und der späten Stunde den Leichnam ablegen können. Die Polizei knauserte mit Auskünften. Hatte wohl keine richtige Spur, wie im Artikel angedeutet wurde.
    Es ist, wie es ist, dachte er. Kein Grund zur Beunruhigung. Das Spiel läuft, und die Kugeln rollen weiter.
    Und kurz vor elf kam der Postbote. Er wartete, bis er zum Kindergarten weitergegangen war, ehe er den Kasten leerte.
    Und da lag der Brief. Der gleiche blassblaue Umschlag wie immer. Die gleiche verschnörkelte Handschrift. Er setzte sich an den Küchentisch und wiegte ihn eine Zeit lang in der Hand, ehe er ihn öffnete.
    Der Brief war diesmal ein wenig länger, wenn auch nicht sehr viel. Eine halbe Seite insgesamt. Er las ihn langsam und methodisch.
Als könne er nicht richtig lesen — oder habe Angst, eine versteckte oder nur angedeutete Botschaft zu übersehen.
     
    Zeit, unsere kleine unerledigte Angelegenheit zu Ende zu bringen.
    Wenn Sie diesmal die Instruktionen nicht haargenau befolgen, dann werde ich sofort die Polizei informieren. Ich nehme an, Ihnen ist klar, dass Sie meine Geduld ein wenig zu sehr strapaziert haben.
    Das haben Sie zu tun:
    1 ) Stecken Sie 200 000 Gulden in eine weiße Plastiktüte, die Sie danach sorgfältig verknotet.
    2) Um Punkt 4 Uhr in der Nacht zum Dienstag, dem 1. Dezember, hinterlegen Sie die Tüte im Randerspark im Papierkorb neben dem Hugo-Maertens-Denkmal.
    3) Dann fahren Sie sofort. nach Hause und erwarten einen Anruf. Melden Sie sich mit Ihrem Namen und halten Sie sich an die nun folgenden Informationen.
    Noch eine Chance, sich der Gerechtigkeit zu entziehen, werden Sie nicht haben. Dies hier ist die letzte. Ich habe an sicherer Stelle eine Aufzählung Ihrer Schandtaten hinterlegt. Sollte mir etwas zustoßen, wird dieser Bericht der Polizei ausgehändigt werden.
    Bringen wir diese Sache also ohne weitere Fehltritte aus der Welt.
     
    Ein Freund.
     
     
    Durchdacht.
    Das musste er zugeben. Auf irgendeine Weise fand er es befriedigend, einen richtigen Widersacher zu haben.
    Auf eine andere Weise hatte er trotz allem das Gefühl, diesen Widersacher austricksen und besiegen zu können. Aber zweifellos würde das nicht leicht werden.
    Im Moment — als er hier mit dem Brief in der Hand am
Küchentisch saß — konnte er sich nicht vorstellen, wie eine Lösung aussehen sollte. Eine Schachpartie, dachte er, eine Schachpartie, bei der die Aufstellung ein deutliches Profil hat und trotzdem nur schwer zu analysieren ist. Er wusste nicht, wieso ihm gerade dieses Bild eingefallen war. Er war immer nur ein höchst mittelmäßiger Schachspieler gewesen, hatte zwar häufiger gespielt, aber nie die notwendige Geduld dafür aufbringen können.
    Auf jeden Fall hatte sein fähiger Widersacher jetzt einen Angriff eingeleitet, dessen Konsequenzen er nicht überblicken konnte. Noch nicht. Während er auf den Moment der Erkenntnis wartete, konnte er nur einen Zug nach dem anderen machen und auf eine Öffnung warten. Auf eine Blöße.
    Also eine Art aufhaltender Verteidigung. Gab es noch eine andere Lösung? Das glaubte er nicht, nicht für den Moment. Aber die Frist war kurz. Er schaute auf die Uhr und erkannte, dass er in weniger als siebzehn Stunden im

Weitere Kostenlose Bücher