Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
um Wortmeldungen.«
»Haben wir mehr als Meusses Annahme, dass ein Zusammenhang besteht?«, fragte deBries.
»Das nicht«, sagte Reinhart. »Aber die Annahmen unseres geliebten Gerichtsmediziners sind normalerweise so gut wie stichfeste Tatsachen. Andererseits muss auch er sich eines schönen Tages einmal irren können. Nehme ich an.«
»Ich nicht«, sagte Moreno.
Reinhart öffnete seinen Tabaksbeutel und roch an dem Inhalt, während er weitersprach.
»Wenn wir uns zuerst auf Vera Miller konzentrieren«, schlug er vor, »dann haben wir, was die Ergebnisse der Spurensicherung
angeht, keine Neuigkeiten über die Tat. Leider. Wir wissen nur ein wenig mehr über den Zeitpunkt. Vermutlich ist sie zwischen Viertel nach zwei und halb vier in der Nacht zum Sonntag gestorben. Wie sie danach nach Korrim gelangt ist, wissen wir nicht. Wenn sie lange dort gelegen hat, könnten wir vielleicht annehmen, dass sie früher hätte gefunden werden müssen, aber wir dürfen nicht vergessen, dass sie ziemlich versteckt lag und dass es auf diesen Straßen fast keinen Verkehr gibt. Zumindest nicht am Wochenende und um diese Jahreszeit. Ansonsten haben wir ein wenig mehr mit Andreas Wollger gesprochen ... das heißt, Inspektorin Moreno und ich haben das getan. Die Götter mögen wissen, dass er uns auch nicht viel liefern konnte, aber immerhin geht ihm langsam auf, dass seine Ehe vielleicht doch nicht ganz so tadellos war wie gedacht. Ich glaube wirklich, dass ihm das erst jetzt klar wird ... kommt mir ein wenig behindert vor, was die Labyrinthe der Liebe angeht, aber das mögen die Götter wissen.«
»Bei der Hochzeit war er sechsunddreißig«, fügte Moreno hinzu. »Und vorher hat er kaum große Beziehungen gehabt. Wenn überhaupt.«
»Seltsamer Typ«, sagte Rooth.
»Ja, er macht einen etwas weichlichen Eindruck«, sagte Reinhart, »und ich halte ihn nicht für den Typ, der aus Eifersucht mordet. Würde sich vermutlich in einer Krise eher die Hoden abschneiden und als Versöhnungsgeschenk überreichen. Er hat ein Alibi bis ein Uhr am Sonntagmorgen, dann hat er das Restaurant verlassen, in dem er mit einem Freund den Abend verbracht hat ... und wer zum Henker hat je ein Alibi für die Stunden danach?«
»Ich«, sagte Rooth. »Meine Fische sind meine Zeugen.«
»Wir streichen ihn bis auf weiteres von der Liste der Verdächtigen«, erklärte Reinhart.
»Und wie viele haben wir dann noch?«, fragte deBries. »Wenn wir auch noch Rooth streichen?«
Reinhart schien eine Antwort auf der Zunge zu liegen, warf dann aber einen Blick auf das Tonbandgerät und blieb stumm.
»Rooth möchte vielleicht kundtun, was Vera Millers Mutter zu erzählen hatte«, sagte er dann stattdessen.
Rooth seufzte.
»Nicht einmal den Schatten eines Hühnerfurzes«, sagte er. »Außerdem ist sie Hauswirtschaftslehrerin und Kalorienhysterikerin, und deshalb durfte ich nicht einmal in Ruhe und Frieden meinen Bienenstich essen. Nicht mein Typ.«
»Wir leiden alle mit dir«, sagte deBries. »Ich muss sagen, ich finde, dass wir etwas übersehen.«
»Was denn?«, fragte Moreno.
»Also, hört zu«, sagte deBries und beugte sich über den Tisch vor. »Wir wissen, dass Vera Miller ihren Junker Bleichwang hinters Licht geführt hat. Wir wissen, dass ein anderer Mann im Spiel sein muss. Warum bringen wir das nicht in die Medien? Suchen den Arsch über Zeitungen und Fernsehen, irgendwer muss die beiden doch irgendwann mal zusammen gesehen haben. . . wenn die das vier oder fünf Wochenenden am Stück getrieben haben.«
»Das steht keinesfalls fest«, sagte Reinhart. »Ich stelle mir vor, dass sie nicht in Kneipen auf dem Tisch getanzt haben. Oder öffentlich herumknutschen mochten. Außerdem ... außerdem gibt es gewisse ethische Aspekte.«
»Ach was?«, fragte deBries. »Welche denn?«
»Ich weiß, dass das nicht deine starke Seite ist«, sagte Reinhart. »Aber wir haben bisher noch keinen Beweis dafür. Für die Untreue, meine ich. Mit diesen Kursen kann sie doch etwas ganz anderes versteckt haben, auch wenn ich mir ebenfalls nicht vorstellen kann, was. Auf jeden Fall ist sie ermordet worden, und ich glaube, wir sollten ein wenig vorsichtig sein, ehe wir sie in ihrem Nachruf als Ehebrecherin bezeichnen. Öffentlich, meine ich ... aus Rücksicht auf den Mann und die Angehörigen. Ich möchte nicht zur Verantwortung gezogen werden,
wenn sich herausstellt, dass wir sie in der Presse fälschlicherweise diffamiert haben.«
»All right«, sagte deBries und
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