Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Schlafzimmer.«
»Red keinen Scheiß«, sagte Reinhart. »Natürlich ist das Blut, das rieche ich doch. Verdammt, wir haben ihn.«
»Na ja«, sagte Moreno. »Du hast nicht zufällig etwas übersehen?«
»Was denn?«
»Er scheint nicht zu Hause zu sein. Und das schon seit Donnerstag, so weit ich das beurteilen kann.«
»Danke, dass du mich daran erinnert hast«, sagte Reinhart. »Komm, jetzt gehen wir zu den Nachbarn.«
Reinhart und Moreno blieben bis halb eins in Boorkheim, und dann hatte Kommissar Puidens, der Leiter des Spurensicherungsteams, endlich—mit hundertprozentiger Sicherheit—festgestellt, dass es sich im Schlafzimmer und im Auto, dem roten Audi, der wirklich auf den Namen Pieter Clausen registriert war, um Blut handelte. Ob dieses Blut von einem Menschen und vielleicht sogar von demselben Menschen stammte, würde wohl erst in einigen Stunden feststehen.
Und ob es Vera Millers Blut war, würden sie erst abends wissen.
»Komm«, sagte Reinhart zu Moreno. »Wir können hier nichts mehr tun. Jung soll bei den Nachbarn weitermachen, hoffentlich taucht noch jemand auf, der nicht blind und taub ist. Ich will wissen, wie es im Krankenhaus läuft, ob jemand uns verraten kann, wo der Arsch steckt. Wenn das Blut stimmt, haben wir ihn an der Angel für dieses Verbrechen, zum Henker.«
»Meinst du nicht, an den Verbrechen?«, fragte Moreno und stieg ins Auto.
»Kleinkram«, schnaubte Reinhart. »Wo steckt er? Wo treibt er sich seit Donnerstag herum? Das sind die Fragen, denen du deine kleinen Grauen widmen solltest.«
»Alles klar«, sagte Moreno und versank auf dem ganzen Weg zum Polizeigebäude in Nachdenken.
»Steißgeburt«, sagte Dr. Brandt. »Erstgebärende. Hat ein wenig gedauert, tut mir Leid, wenn Sie warten mussten.«
»Steißgeburten sind eben so«, sagte Rooth. »Ich weiß das, ich bin selber so geboren worden.«
»Wirklich?«, fragte Brandt. »Na, da waren Sie sicher kleiner. Worüber wollten Sie mit mir sprechen?«
»Wir könnten vielleicht in die Cafeteria gehen«, schlug Rooth vor. »Dann lade ich Sie zu einem Kaffee ein.«
Dr. Brandt war um die vierzig, klein und gewandt, und bewegte sich mit einem jugendlichen Eifer, der Rooth an ein Hundebaby erinnerte. Beim ersten Mal hatte Jung mit ihm gesprochen; Rooth hatte sich die Bandaufnahmen nicht angehört, wusste aber, dass er kein Wort über Dr. Clausen gesagt hatte. Falls Jung nicht einfach nur genickt hatte, heißt das.
Jetzt ging es jedoch um Clausen, nur um Clausen, und Rooth kam sofort zur Sache, als sie sich an den wackeligen Bambustisch gesetzt hatten.
»Ihr guter Freund«, sagte er. »Dr. Clausen. Für den interessieren wir uns.«
»Clausen?«, fragte Brandt und rückte seine Brille gerade. »Wieso denn?«
»Wie gut kennen Sie ihn?«
»Tja«, Brandt machte eine vage Handbewegung. »Wir sehen uns häufiger. Kennen uns schon seit unserer Jugend, wir sind zusammen aufs Gymnasium gegangen.«
»Großartig«, sagte Rooth. »Erzählen Sie ein wenig von ihm.«
Dr. Brandt musterte ihn mit skeptisch gerunzelter Stirn.
»Ich bin schon einmal von der Polizei ausgefragt worden.«
»Aber doch nicht über Clausen?«
»Hrrm. Nein, und ich begreife nicht so recht, warum Sie sich nach ihm erkundigen. Warum reden Sie nicht mit ihm selber?«
»Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen«, sagte Rooth. »Es ist einfacher, wenn ich die Fragen stelle und Sie sie beantworten, glauben Sie mir das. Also los.«
Brandt schwieg zunächst demonstrativ und rührte seinen Kaffee um.
Du kleiner Entbindungsarsch, dachte Rooth und biss in sein Schinkenbrot.
»Ich kenne ihn nicht wirklich gut«, sagte Brandt endlich. »Wir treffen uns einfach ab und zu zu mehreren ... sind eine Clique, die sich seit der Schulzeit kennt. Wir nennen uns Verhoutens Engel.«
»Verhoutens ...?«
»Engel. Verhouten war unser Mathelehrer. Charles Verhouten, ein richtiger Kauz, aber wir mochten ihn gern. Verdammt guter Pädagoge außerdem.«
»Ach«, sagte Rooth und fragte sich langsam, ob sein Gesprächspartner noch bei klarem Verstand war. Von dem möchte ich jedenfalls nicht entbunden werden, dachte er.
»Aber meistens nennen wir uns nur Brüder. Wir sind zu sechst und gehen ab und zu zusammen essen. Aber wir halten auch ein paar Formalitäten ein.«
»Formalitäten?«
»Nichts Ernstes. Nur aus Jux.«
»Ja, sicher«, sagte Rooth. »Sind auch Frauen dabei?«
»Nein, wir sind nur Männer. Das macht die Sache ein wenig freier.«
Er schaute
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