Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
aus«, sagte er dann. »Ich glaube, Sie sollten jetzt wieder gebären gehen ... lassen Sie sich nicht länger von mir aufhalten.«
Verhoutens Engel, dachte er. Ach du große Scheiße.
»Danke«, sagte Reichhart. »Danke für die Hilfe, Direktor Haas.«
Er legte den Hörer auf und musterte Moreno mit etwas, das möglicherweise als verbissenes Lächeln interpretiert werden konnte.
»Lass hören«, sagte Moreno. »Ich wähne im Gesicht des Spürhundes eine gewisse Zufriedenheit.«
»Und die hätte dann auch ihren Grund«, sagte Reinhart. »Rat mal, wer am Donnerstag auf der Sparkasse zweihunderttausend abgehoben hat.«
»Clausen?«
»Den Nagel auf den Kopf getroffen, um eins seiner Opfer zu zitieren. Kam gleich nach dem Mittagessen in die Filiale am Keymers Plejn und hat alles eingesackt. In bar. Hörst du? Zweihundertzwanzigtausend sogar ... jedes Scheißstück in diesem Puzzle findet jetzt seinen Platz.«
Moreno dachte nach.
»Donnerstag«, sagte sie. »Heute ist Dienstag.«
»Das weiß ich«, sagte Reinhart. »Weiß der Teufel, was passiert ist und wo er sich verkrochen hat. Aber die Fahndung läuft, und früher oder später sitzt er hier.«
Moreno biss sich in die Lippe und machte ein skeptisches Gesicht.
»Ich bin mir da nicht so sicher«, sagte sie. »Was er wohl mit dem Geld vorhat?«
Reinhart zögerte einige Sekunden und starrte seine Pfeife an.
»In der Bank hat er etwas von einem Boot erzählt. Reichlich durchsichtig ... tja, er wollte natürlich den Erpresser bezahlen.«
»Und du meinst, das hat er getan?«, fragte Moreno. »Aber warum ist er dann verschwunden?«
Reinhart glotzte missmutig die Kassettenstapel an, die noch immer auf seinem Schreibtisch lagen.
»Klär mich auf«, sagte er.
Moreno schwieg und lutschte an einem Bleistift herum.
»Wenn er bezahlen wollte«, sagte sie endlich. »Und das wirklich getan hat ... ja, dann gibt es doch keinen Grund, sich zu verstecken. Es muss noch mehr passiert sein. Ich weiß nicht, was, aber sonst wirkt das Ganze unlogisch. Auf keinen Fall kann es so einfach sein, dass er nur bezahlt hat. Herrgott, zweihunderttausend sind doch kein Pappenstiel.«
»Zweihundertzwanzig«, murmelte Reinhart. »Nein, du hast natürlich Recht, aber wenn wir ihn erst haben, dann kriegen wir auch die Erklärung.«
Es wurde an die Tür geklopft, und Rooth erschien mit einem Stück Schokoladenkuchen in der Hand.
»Grüß Gott«, sagte er. »Möchtet ihr die Geschichte vom Entbindungsarzt und den Engeln hören?«
»Warum nicht«, seufzte Reinhart.
Rooth brauchte eine Viertelstunde, um seine Unterredung mit Dr. Brandt zu schildern. Reinhart machte sich Notizen, hörte
zu und trug Rooth danach auf, die anderen »Brüder« nach weiteren Informationen über Pieter Clausens allgemeinen Charakter zu befragen. Und über sein Tun und Lassen während des vergangenen Monats.
»Versuch, auch Jung und deBries dazuzuholen«, fügte er noch hinzu. »Dann seid ihr heute Abend fertig. Und diesen Smaage nehmt ihr euch zuerst vor, ja?«
Rooth nickte und verließ das Zimmer. In der Türöffnung stieß er mit Krause zusammen.
»Habt ihr Zeit?«, fragte der. »Ich habe heute Nachmittag eine Auskunft überprüft.«
»Wirklich?«, fragte Reinhart. »Was denn für eine Auskunft?«
Krause setzte sich neben Moreno und schlug mit gewisser Umständlichkeit seinen Schreibblock auf.
»Van Veeteren«, sagte er. »Er hat heute Vormittag angerufen und einen Tipp gegeben.«
»Einen Tipp?«, fragte Reinhart ungläubig. »Der Kommissar hat angerufen und dir einen Tipp gegeben?«
»In der Tat«, sagte Krause und musste sich einfach recken. Er betonte, es sei vielleicht nicht so wichtig, aber er habe doch ein wenig recherchiert.
»Könntest du zur Sache kommen oder möchtest du zuerst einen trinken?«, fragte Reinhart.
Krause räusperte sich.
»Es ging um einen Namen«, sagte er dann. »Erich Van Veeterens Freun ... Marlene Frey, meine ich ... hat einen Zettel mit einem Namen gefunden und vergessen, uns davon zu erzählen. Das ist wohl erst zwei Tage her.«
»Und was ist das für ein Name?«, fragte Moreno mit neutraler Stimme, ehe Reinhart wieder dazwischengehen konnte.
»Keller«, sagte Krause. »Geschrieben, wie man’s spricht. Es war nur ein Nachname auf einem Zettelchen. Erich hatte den einige Tage vor seinem Tod offenbar in aller Eile hingekritzelt, und der Name stand nicht in seinem Adressbuch. Und egal, im
Telefonbuch von Maardam stehen nur sechsundzwanzig Kellers, und
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