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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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rücksichtsvoll und einfühlsam wie eh und je, so völlig im Einklang mit mir, wie er eigentlich immer war. Ich vergaß meine Beulen und die Sorgen, die ich mir um die Arbeit machte, und die merkwürdige kleine Begebenheit mit meinen Nachbarn. Beinahe hätte ich auch noch meinen Namen vergessen, aber den wollte eh gerade keiner wissen.
    Danach überließ ich mich seiner Umarmung und seufzte tief. » Warum eigentlich machen wir das nicht immer so? «
    Er küsste mich auf den Scheitel. » Erinnerst du dich, wie du gesagt hast, du wärst ein Idiot? «
    » Ich hatte gesagt, du bist ein Idiot. «
    » Dann hab ich wohl nicht richtig zugehört. Aber egal, es hat sowieso nichts mit mir zu tun. Das Problem ist allein deine Dickköpfigkeit. «
    » Selbstgefälliger Schnösel « , gähnte ich. Er küsste mich noch einmal.
    » Jetzt wird aber geschlafen. «
    » Hm. « Ich dachte an das, was wir gerade getan hatten und dass es das ganze Gegenteil von lautem, theatralischem Angeber-Sex gewesen war und dass ich das wesentlich besser fand. Noch nie hatte ich mich jemandem so nahe gefühlt wie ihm– so nahe, aber weder erdrückt noch überwältigt. Völlig vertieft in meinen inneren Dialog murmelte ich vor mich hin: » Was ist eigentlich so falsch daran, wenn man leise ist? «
    » Nichts? « , fragte er ein bisschen unschlüssig. Ich wollte es ihm noch erklären, aber ganz plötzlich war ich eingeschlafen. Es war ein tiefer und traumloser Schlaf, und als ich irgendwann später aufwachte, war ich allein. Ich hörte die Dusche rauschen, und verwirrt setzte ich mich auf. Dem Wecker auf meinem Nachttisch zufolge war es Viertel nach eins. Es war mir völlig unerklärlich, warum Rob nicht neben mir im Bett lag. Zweimal sah ich auf meinem Telefon nach, um mich zu vergewissern, dass ich keine Anrufe verpasst hatte, während ich schlief.
    Die Tür ging auf, leise schlich er herein und suchte in dem dunklen Zimmer seine Sachen zusammen. Ich wartete, bis er direkt neben dem Bett stand.
    » Was machst du denn da? «
    » Gott, hast du mich erschreckt! «
    Ich knipste die Nachttischlampe an. » Wo brennt’s denn? «
    Er fing an sich anzuziehen, als wäre das etwas vollkommen Normales und Vernünftiges. » Nichts brennt. Ich will einfach los. «
    » Aber es ist früh um eins. «
    » Ja. Höchste Zeit, dass ich verschwinde. «
    » Verstehe ich nicht « , seufzte ich resigniert.
    Er schloss seinen Gürtel. » Hast du mein T-Shirt gesehen? «
    » Irgendwo da drüben. « Ich zeigte ihm die ungefähre Richtung, abgelenkt von seinem nackten Oberkörper und der Muskulatur, die sich unter der Haut abzeichnete. » Das musst du mir erklären. Wohin willst du um die Zeit? «
    Er drehte sich zu mir, zog sich das T-Shirt über und sah mich liebevoll an. » Ich will einfach nicht zur Nervensäge werden. Ich gehe lieber, bevor du der Meinung bist, dass ich gehen sollte. «
    » Aber ich will doch gar nicht, dass du gehst. « Ich zog die Bettdecke an mich, weil mir plötzlich kalt war.
    » Jetzt willst du das nicht. Aber später überlegst du es dir vielleicht anders. Und mir ist es lieber, wenn du mich vermisst, als wenn du von meiner Anwesenheit die Nase voll hast. «
    » Das ist nicht fair « , protestierte ich.
    » Wäre aber nicht das erste Mal. «
    » Menschen ändern sich. Vielleicht hab ich mich ja geändert. «
    » Tja, vielleicht. « Er zog seine Socken an. » Aber das musst du schon beweisen. Und außerdem ist es so sicher auch einfacher, leise zu sein, wie du es wolltest. «
    Vage erinnerte ich mich an das, was ich kurz vorm Einschlafen gesagt hatte. » Das meinte ich aber gar nicht. « Ich biss mir auf die Unterlippe. » Würde es helfen, dich zu überzeugen, wenn ich dir sage, dass es mir gerade vollkommen egal ist, wer etwas von uns beiden weiß? «
    » Jetzt gerade? Nicht wirklich. « Er lächelte ironisch. » Ist das denn nicht das, was du wolltest? Keine Beziehung, nur unkomplizierten Sex? «
    » Du weißt genau, dass es das nicht gibt. «
    » Ich schon. Aber bei dir ist anscheinend noch ein bisschen Überzeugungsarbeit nötig. « Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich ein letztes Mal. » Bis morgen dann. «
    » Heute « , berichtigte ich ihn beleidigt.
    Ein Grinsen huschte über sein Gesicht. » Wie Recht du doch hast. Bis später also. «
    Und noch ehe ich ihn aufhalten konnte, war er gegangen. Ich hörte, wie er die Wohnungstür hinter sich zuzog, und kurz danach den dumpfen Knall, als die Haustür zufiel. Einen Moment später sprang

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