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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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ein Schauer. » Es war eiskalte Wut. Dabei ist er sonst immer so ruhig. Zumindest nach außen hin. «
    » Tja, ich nehme an, da liegt der Hase im Pfeffer. In der Sache geht einiges mehr ab, als er unsereinen wissen lässt. «
    » Ist das nicht erschreckend? Dass er so die Beherrschung verloren hat? «
    Rob antwortete nicht gleich– anscheinend legte er sich seine Worte sorgfältig zurecht. » Ich glaube, wenn jemand einen Menschen bedrohen würde, der mir sehr nahesteht, würde es mir auch schwerfallen, mich zu beherrschen. «
    » Aber doch nicht unter solchen Umständen. «
    » Ganz besonders unter solchen Umständen. « Er schaute auf, und sein Blick war fest. » Wenn man jemanden liebt, gelten andere Regeln. Die Vernunft geht flöten. Man würde alles für denjenigen tun. Das ist der springende Punkt. «
    Es ärgerte mich, dass mir das Herz gegen die Rippen hämmerte. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Was ich schließlich sagte, fiel ein bisschen sperrig aus. » Ähm, warum bist du doch gleich hergekommen? «
    » Weil ich mir Sorgen um dich gemacht hab. Ich wollte sehen, ob alles okay ist mit dir. «
    » Du hättest auch anrufen können, dann hätte ich dir gesagt, was los ist. «
    » Und ich hätte dir nicht geglaubt. « Er lachte. » Jetzt red doch nicht, Maeve. Wir wissen alle beide, dass du mir vorgemacht hättest, dass alles in Butter ist. «
    » Was ja auch stimmt. «
    » Was völliger Quatsch ist. Du siehst furchtbar aus. «
    » Na, schönen Dank auch. «
    Er goss die Eiermischung in die Pfanne und rührte sie um. » So macht man übrigens ein Omelett. «
    » Ich kann die zerschlagenen Eier gut erkennen von hier aus. «
    » Dann kannst du ja jetzt was lernen. «
    Ich machte eine Zeigebewegung mit meinem Zeh. » Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich hab den Wasserhahn repariert. «
    » Oh, und ob mir das aufgefallen ist. Respekt. «
    » Hab ich gemacht, nachdem du gegangen warst. « Ich musste etwas sagen, um mich von dem abzulenken, was passiert war.
    » Wie lange hast du dafür gebraucht? «
    » Stunden. Zwischendurch musste ich Dec anrufen und um Rat fragen. «
    » Ich hätte dir das auch repariert. «
    » Ich weiß. Aber ich wollte dich nicht darum bitten. « Ich zögerte kurz, doch dann wagte ich es. » Und ich wollte dich auch nicht bitten, heute Abend herzukommen, aber ich freue mich sehr, dass du da bist. «
    » Da bin ich aber froh. «
    Ich wartete, aber er sagte nichts weiter. Und ich wusste auch, warum. Schließlich war ich es gewesen, die darauf bestanden hatte, die Sache zwischen uns zu beenden. Zweimal mittlerweile. Seine letzte Äußerung dazu war, dass er es sich nicht noch einmal überlegen würde, dass es vorbei war– und im Allgemeinen meinte Rob ernst, was er sagte. Ich hatte ihm gesagt, dass ich keine Beziehung mit ihm wollte, weil ich Angst hatte, alles aufs Spiel zu setzen, wofür ich so hart gearbeitet hatte; aber plötzlich hatte ich viel größere Angst davor, ihn zu verlieren. Ich kämpfte gegen die aufsteigende Panik– ich begriff, dass ich meine Gelegenheit vielleicht schon verpasst hatte und was das für mich bedeutete.
    Er konzentrierte sich auf die Pfanne, neigte sie zur Seite, um das noch flüssige Ei zu überzeugen, an den Rand zu fließen. Nach einem kurzen Seitenblick sah er mich offen an. » Was ist denn los? «
    Ich blinzelte die ungeweinten Tränen weg. » Nichts. «
    » Lass mich raten. Dir geht’s bestens. «
    Irgendwas an der Resignation in seiner Stimme kostete mich meine Selbstbeherrschung. Ich schlug die Hände vors Gesicht, um es vor ihm zu verbergen, als ich schluchzte. » Mir geht’s ganz bestimmt nicht bestens. Überhaupt nicht. Und du fehlst mir. Und ich weiß, dass ich alles komplett versaut hab, dabei wollte ich doch nur das Richtige tun. « Ich ließ die Hände sinken und seufzte in einem Anflug von Verzweiflung: » Wenn du doch nur vergessen könntest, was ich neulich gesagt hab… «
    Der Rest von dem, was ich ihm noch sagen wollte, ging für immer verloren, weil er mich mitten im Satz unterbrach, weil er mein Gesicht zu sich hinzog und mich küsste. Ich schlang die Beine um ihn und hielt mich an ihm fest– und bei dieser Berührung vibrierten sämtliche Nervenenden in mir. Das Gefühl war so überwältigend wie ein erster Kuss, so aufwühlend und aufregend, nur dass es diesmal um mehr ging. Entweder ging das hier gut oder es würde nie etwas werden. Und obwohl ich bis vor Kurzem schon bei dem Gedanken an eine ernsthafte

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