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Der Ungnädige

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Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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werden. Auch das Lagerhaus nehmen wir uns noch einmal vor. Das ist ausdrücklich nicht als Wertung der bisherigen Ermittlungen zu verstehen. « Er sah zu Marla Redmond hinüber, deren Gesicht rot angelaufen war. Schmeichelhaft war es nicht gerade, wenn ein ranghöherer Kollege einen Fall übernahm, bei dem einem die Puste und die Ideen ausgegangen waren. Diesen Druck würde sie sicher auch so empfinden. Ich hoffte inständig, dass mir so etwas einmal erspart bleiben würde. » Alle Kollegen, die im Moment verfügbar sind, melden sich bitte bei DI Derwent. Ein Teil von Ihnen wird ins Team von DCI Redmond in Brixton integriert. Sie wird die Ermittlungen leiten und auch Ihnen gegenüber weisungsbefugt sein. «
    » Und was ist mit Skinner? « , fragte Belcott.
    » Wir werden ihn in Kürze vernehmen. Ihm werden die drei Mordfälle zur Last gelegt, die DI Derwent bearbeitet hat. « Godley sah sich im Raum um, bis sein Blick schließlich bei mir hängen blieb. » Maeve, wenn Sie beisitzen wollen. «
    Ich fand es reichlich überraschend, dass ich persönlich angesprochen wurde, und auch ein bisschen peinlich, zumal Belcott gerade einen zutiefst missbilligenden Blick in meine Richtung schickte. Andererseits war es natürlich eine einmalige Gelegenheit, schließlich hatte ich ja auch einiges dafür getan. Immerhin hatte ich in den vergangenen Tagen mehr als genug Sachen gesehen, die auf John Skinners Konto gingen, sodass ich ihm nur zu gern in die Augen schauen wollte, wenn er sich dazu äußerte.
    Die Stille im Raum begann sich in Wohlgefallen aufzulösen, da an verschiedenen Stellen Diskussionen einsetzten. Marla Redmond wandte sich an Godley, der ihr den Kopf zuneigte und zuhörte. Er nickte höflich, während sie sprach, aber ich hatte das Gefühl, dass er in Gedanken schon viel weiter war. Die nächste Herausforderung für ihn war die Begegnung mit John Skinner, ohne ihm wieder– wie am Tag zuvor– einen Vorteil in die Hände zu spielen. Godley würde alles daransetzen, diesmal seine Emotionen im Zaum zu halten. Doch das war leichter gesagt als getan, und ein zuckender Muskel an seinem Kinn verriet, dass er nervös war.
    » Na, das läuft doch « , bemerkte Liv. » Dass du bei der Vernehmung beisitzen kannst, meine ich. «
    Ich grinste. » Stell dir mal vor, ich hätte seine Akten wälzen müssen. «
    » Bewahre. Das wird höchstwahrscheinlich mir blühen. «
    » Wird mit Skinner zumindest keine langweilige Lektüre « , sagte ich versöhnlich, aber sie verdrehte nur die Augen und stand auf, um sich in die Schlange vor Derwent einzureihen. Es sah ganz so aus, als würde es noch eine Weile dauern, bis er alle Namen notiert und die anstehenden Aufgaben verteilt hatte. In Sachen Forgrave sollte ich besser ihm das Gespräch mit dem Chef überlassen, befand ich. Wenn ich ihm dabei zuvorkäme, würde mich das auf seiner Beliebtheitsskala sicher ins Minus bringen.
    Ich wartete also unschlüssig vor dem Besprechungszimmer, während Godley sich von DCI Redmond verabschiedete. Einerseits wollte ich mich nicht zu weit entfernen, um nicht den Aufbruch zum Vernehmungsraum zu verpassen, aber andererseits auch nicht ihr Gespräch belauschen. Plötzlich spürte ich, dass jemand hinter mir stand. Ich fuhr herum und sah Peter Belcott, der unangenehm nahe neben mir an der Wand lehnte.
    » Was gibt’s? «
    » Ich frage mich gerade, wieso Godley so auf Sie abfährt « , sagte er leise, und sein Atem, der schon zu dieser frühen Stunde faulig roch, wehte mir warm entgegen. Angewidert drehte ich den Kopf beiseite. » Was läuft da, Maeve? Blasen Sie ihm gelegentlich einen? Ist das Ihr Trick? Mit flotten Lippen immer schön die Karriereleiter hoch? «
    » Natürlich nicht, verdammt noch mal. Was soll dieser Schwachsinn? «
    » Schon komisch, dass ständig Sie die coolen Jobs absahnen, finden Sie nicht? «
    » Und wer hat sich um die toten Pädophilen gekümmert, Peter? Sie etwa? Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie da besonders scharf drauf waren. Das war ein ziemlicher Scheißjob, der dann unerwartet interessant wurde. « Ich zuckte die Schultern. » Was soll ich sagen? Vielleicht hab ich ja einfach Glück? «
    » Ich glaube nicht an Glück. «
    » Hören Sie auf, Verschwörungen zu wittern. Es gibt nämlich keine « , konterte ich scharf– schließlich war ihm durchaus zuzutrauen, dass er Gerüchte über eine angebliche Liaison zwischen mir und Godley in die Welt setzte. Und die lieben Kollegen waren in dieser Richtung sehr

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