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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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leichtgläubig.
    Er kam noch ein Stück näher und hauchte so leise, dass nur ich es hören konnte: » Falls Sie es noch nicht wussten: Sie sind hier eh nur die Quoten-Tusse. Godley will Sie doch nur dabeihaben, damit Sie Skinner mit Ihren Titten ein bisschen ablenken können. «
    » Lieber Himmel, suchen Sie sich ein Hobby, Peter, und verschonen Sie mich mit Ihren Fantasien! « , entgegnete ich scheinbar unbekümmert, obwohl mir vor Ärger die Haare zu Berge standen. So ungern ich es mir eingestand, aber Belcott hatte das spezielle Talent, auf eine meiner größten Sorgen anzuspielen– dass man mich nur als Lückenbüßer ins Team geholt hatte und bei meinen Vorgesetzten dafür eher niedere Beweggründe eine Rolle gespielt hattenund nicht der Wunsch, eine junge, vielversprechende Beamtin zu fördern. Und dass Derwent am Morgen exakt den von Belcott ins Feld geführten Aspekt bedient hatte, machte es nicht besser. Obwohl ich mir wirklich nicht vorstellen konnte, dass Godley so dachte.
    » Alles okay? « Rob blieb mit hochgezogenen Augenbrauen neben uns stehen.
    » Könnte nicht besser sein, Kumpel. « Belcott schob sich an mir vorbei, und ich nickte Rob zu, um ihm zu sagen: Alles bestens, kein Grund zur Sorge, es gibt nichts zu sehen, bitte zügig weitergehen. Er wirkte zwar nicht ganz überzeugt, wandte sich aber ab, hielt DCI Redmond die Tür auf und folgte ihr nach draußen. Godley hatte mit ihm eine sehr gute Wahl getroffen. Rob war in der Lage, mit den Kollegen vor Ort zusammenzuarbeiten, ohne ständig jemandem auf den Schlips zu treten, was man von anderen im Team ganz gewiss nicht sagen konnte.
    Godley kam auf mich zu. » Maeve, gut. Wir gehen jetzt runter und bereiten die Vernehmung vor. Wenn Josh hier fertig ist, kann er John Skinner holen und zu uns bringen. «
    » Halten Sie das wirklich für eine gute Idee? « , entgegnete ich zögernd, aber ich war ernsthaft beunruhigt.
    Godley sah mich erstaunt an, während er durch die Tür in Richtung Treppe eilte. » Warum? «
    » Gestern, bevor Sie in William Forgraves Wohnung eingetroffen sind, war DI Derwent ziemlich offensiv gegenüber Mr. Skinner. « Ich wollte lieber nicht weiter ins Detail gehen, aber Godley wusste bestimmt auch so, worauf ich hinauswollte.
    » Keine Sorge wegen Josh. Er ist ein echter Profi und hat sich gestern um Längen besser verhalten als ich. «
    Ich schüttelte den Kopf. » Das war etwas anderes. Sie wurden provoziert. Aber er war schon von Anfang an so aggressiv. «
    » Er ist halt so ein Typ. Unter anderem aus diesem Grund ist er hier. « Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, und ich bekam eine Ahnung, wie verwegen er früher gewesen sein musste. » Außerdem kann ich mir vorstellen, dass es John Skinner guttut, ein bisschen mit ihm zu plaudern, ohne dass seine Anwälte in der Nähe sind. «
    » Keine Ahnung, was Sie meinen « , antwortete ich gespielt naiv, und er lachte.
    » Belassen Sie es dabei. Josh hat keinen guten Einfluss auf Sie. Halten Sie sich lieber an die Regeln. «
    Ich ging hinter ihm die Treppe hinunter und wusste nicht so recht, ob ich mich freuen sollte. Ich gehörte ganz bestimmt nicht zu den Leuten, die zur Polizei gegangen waren, weil sie sich auf die Seite der Mächtigen schlagen wollten, sondern weil ich das Bedürfnis hatte, auf die richtige Weise für das Gute und Richtige zu arbeiten. Eigentlich hatte ich gedacht, dass es Godley genauso ging und er sich der Fairness und Gerechtigkeit verpflichtet fühlte, die jeglicher Polizeiarbeit zugrunde liegen sollte. Gerade hatte ich einen Eindruck davon bekommen, was ihn in Wirklichkeit antrieb. Und das war mir weder besonders angenehm noch wusste ich, ob ich das guthieß.
    Was ich aber ganz sicher nicht gut fand, war sein Hinweis darauf, dass ich mich bitte schön an die Regeln zu halten hätte. Wenn ich mich dafür entschied, anständig und rechtschaffen zu bleiben, war das meine Sache. Aber etwas ganz anderes war es, wenn Godley mir vorschrieb, dass ich mich um meine eigenen Angelegenheiten kümmern sollte. Das hatte etwas Herablassendes an sich, wie ich es von Derwents beleidigenden Herabsetzungen kannte, und ich fragte mich, wie groß wohl Derwents Einfluss auf Godley war, seit er ins Team gekommen war. Ich hatte immer angenommen, Godley wäre einer von denen, die sehr genau wussten, was sie wollten, und die sich von anderen nicht hineinreden ließen. Aber in letzter Zeit stand er enorm unter Druck, und es sah ganz so aus, als ob Derwent das ausgenutzt

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