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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Ich riskierte einen Blick zur Uhr im Armaturenbrett. » Streng genommen bin ich gerade noch pünktlich. DI Derwent ist noch nicht mal draußen. «
    » Josh hat seine eigenen Regeln, aber jetzt ist es schon mehr als eine Minute nach. « Er schüttelte den Kopf. » Nun fahren Sie schon. «
    Ich befolgte seine Anweisung und holte die verlorene Zeit mit ein paar Fahrmanövern wieder raus, bei denen der Chef sich mit hochkonzentrierter Miene am Angstgriff über der Tür festhielt.
    » Ich würde gern heil ankommen, falls es Ihnen nichts ausmacht « , warf Godley ein, als wir einem Lkw bedenklich nahe kamen.
    » Ich dachte, ich soll richtig Gas geben? «
    » Dachte ich auch, aber ich hab’s mir anders überlegt. «
    Ich kümmerte mich nicht weiter darum. Rasant zu fahren, war für mich die einzige Chance, ein bisschen Dampf abzulassen. Godley hatte einen schnittigen Mercedes, der schon vor mir wusste, was ich wollte, und auch die nötigen PS dazu lieferte. Wir hatten ein mobiles Blaulicht auf dem Dach, was ich gnadenlos ausnutzte. Ich wünschte mir fast, dass der Sammelpunkt doppelt so weit entfernt wäre, denn das Fahren war das reinste Vergnügen. Nach Godleys Miene bei der Ankunft zu urteilen, würde ich allerdings bei der Rückfahrt wohl nicht wieder am Steuer sitzen.
    Noch ehe ich den Motor abstellen konnte, war er schon ausgestiegen und sprach mit dem Chef des CO 19-Kommandos, das nur darauf wartete, endlich dir Tür einzutreten. Ohne Eile stellte ich mich zu ihnen und hörte bei den letzten Absprachen zu. Wir standen um die Ecke von Bancrofts Haus, ein paar hundert Meter entfernt vom Einsatzort. Die Einheit in Kampfanzügen und mit halbautomatischen Waffen sorgte für ängstliche Blicke aus der Nachbarschaft.
    » Wir stellen den Bus vor dem Haus ab, damit die Jungs dahinter in Deckung gehen können. Euer Freund soll ja nicht schon vorher mitkriegen, dass wir da sind. «
    » Alles klar. «
    » Irgendwas über Waffen bekannt? «
    » Schusswaffen sind eher unwahrscheinlich. Alles andere ist reine Spekulation. «
    » Wir werden uns für den Anfang auf nichtletale Mittel beschränken. «
    » Also erst mal die Jungs mit dem Taser reinschicken? «
    » So in etwa. « Die beiden Männer lachten, was vorübergehend die Spannung ein bisschen löste, die sich vor solchen Kommandounternehmen immer aufbaut.
    Bancrofts Wohnung hatte einen separaten Zugang, sodass wir uns keine Sorgen um etwaige Nachbarn im Treppenhaus machen mussten. Der Plan sah einen schnellen Zugriff vor. Falls er nicht kooperierte, sollte er mit 50 000 Volt erst einmal außer Gefecht gesetzt werden. Dann galt es, die Wohnung nach der vermissten Frau zu durchsuchen. Recht simpel also. Und ich würde, wie Derwent bereits gesagt hatte, außer Rumstehen nichts weiter zu tun haben.
    Es war schon nicht einfach, die Jungs vom CO 19 nicht um ihre Schlagkraft zu beneiden. Ich gesellte mich zu einer kleinen Gruppe von unseren Leuten, die über die MP 5-Maschinenpistolen fachsimpelten. Zum CO 19 zu wechseln, wäre auch nicht übel, dachte ich und gab meinen Senf zur Diskussion dazu. Den ganzen Tag Türen eintreten und rumballern hätte schon auch was.
    Da unsere vordringlichste Aufgabe im Moment darin bestand, nicht im Weg zu stehen, zogen Godley und ich uns ein Stück zurück, als der Einsatzbefehl kam, und beobachteten das Geschehen von Weitem. Das CO 19-Kommando ging extrem professionell vor: Unauffällig bogen sie in ihrem neutralen Bus um die Ecke und bezogen so dezent Position, dass in Bancrofts Straße nirgends auch nur eine Gardine wackelte. Das Überwinden der Tür konnte ich mehr hören als sehen– jemand gab eine kurze Vorwarnung, und dann flog mit einem einzigen Stoß die Tür auf. Vermutlich waren sie an Sicherheitstüren gewöhnt, und diese war hiermit Feuerholz.
    Einen Moment lang herrschte unheimliche Stille, während der natürlich nicht nur ich mich fragte, was drinnen wohl vor sich ging.
    Godley klopfte seine Taschen ab– offenbar auf der Suche nach etwas. » Ich habe mein Funkgerät im Auto gelassen « , sagte er schließlich.
    » Ich auch. «
    » Na, Sie sind mir ja ein Experte. «
    » Sie haben nicht gesagt, dass ich es mitnehmen soll. Es war nur vom Autofahren die Rede. «
    Hinter uns tauchte Maitland mit Kopfhörer im Ohr auf. Er fasste Godley am Arm.
    » Chef, da ist was faul. «
    » Was denn? «
    » Klingt ganz so, als hätten sie eine Leiche gefunden. «
    Im selben Augenblick rannten wir los und keuchten mit unseren schweren, sperrigen

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