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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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möglich zu kommunizieren. Es bestand kein Zweifel daran, dass irgendwo die Kacke gewaltig am Dampfen war.
    Dann kam endlich etwas durch, was sich einigermaßen deuten ließ.
    » Theodor vier zwei Anton, brauchen dringend Verstärkung, brauchen dringend Verstärkung. Schüsse auf Polizeibeamte in Hampstead, High Street. «
    Ich schaute über das Autodach in Richtung Godley, der gerade am Auto angekommen war. Er suchte gar nicht erst nach seinem eigenen Funkgerät, das ausgeschaltet war.
    » Was ist los? «
    » Schüsse auf das andere Team. Der CO 19-Kommandeur hat gerade den Waffengebrauch freigegeben. Lage völlig am Arsch. « Anders ließ sich das Durcheinander, das da über Funk zu hören war, nicht beschreiben.
    » Jemand verletzt? «
    » Keine Ahnung. «
    » Auf geht’s. «
    Ich sprang ins Auto und Godley auf der anderen Seite ebenfalls. Er griff sich mein Funkgerät, riss den Ohrhörer heraus und drehte auf volle Lautstärke, damit wir beide hören konnten, was vor sich ging. Mit heulender Sirene preschte ich durch den Verkehr in Richtung Hampstead. Über Funk ließen sich immer ranghöhere Beamte vernehmen, die versuchten, die Lage in den Griff zu bekommen. Beamte vor Ort besprachen, welche Straßen abzuriegeln waren, und das Spezialkommando gab aktuelle Informationen durch, während es im Hintergrund weiterhin krachte und die Schießerei noch in vollem Gange war.
    Godley saß schweigend neben mir, und ich konnte keinen Seitenblick zu ihm riskieren, weil ich mich auf die Straße konzentrieren musste.
    » Alles okay mit Ihnen? «
    » Hängt davon ab, wie es weitergeht. « Er klang ziemlich nervös, schließlich trug er die Verantwortung für diesen Einsatz. Falls jemand dabei verwundet– oder gar getötet– wurde, war er derjenige, der das den Vorgesetzten, den Kollegen, der Untersuchungskommission und den Angehörigen des Beamten erklären musste. Es war also völlig verständlich, dass seine Nerven einigermaßen blank lagen.
    » Wahrscheinlich sind sie zahlenmäßig und von der Bewaffnung her unterlegen. Das Spezialkommando ist ja so was gewohnt. Die haben die Lage bestimmt bald unter Kontrolle. «
    » Oder auch nicht. « Godley schwieg einen Moment. » Woher wusste er es, Rob? «
    » Wer? Skinner? «
    » Wer hat ihm den Tipp gegeben? Ich meine, seinen Leuten. Wir wissen es doch selbst erst seit einer Stunde. «
    Es musste einer von uns sein– so viel war damit sicher. Zu diesem Schluss war Godley selbstverständlich auch gekommen, und ich sparte mir, es auszusprechen.
    » Wenn wir der Einfachheit halber mal davon ausgehen, dass Sie es nicht sind « , sagte Godley und klang jetzt wieder mehr wie er selbst, » wo soll ich denn anfangen, nach der undichten Stelle zu suchen? «
    » Lassen Sie das lieber die Disziplinarabteilung übernehmen. Derjenige, der dieses Ding gedreht hat, sollte dringend aus dem Polizeidienst fliegen. «
    » Ich möchte diese Leute eigentlich erst dann einbeziehen, wenn ich weiß, wonach wir suchen. Wenn die erst mal loslegen, wüten sie immer gleich wie der Fuchs im Hühnerstall. Ich würde den Schaden lieber begrenzen, statt noch mehr anzurichten. «
    » Trotzdem sollten Sie nach dem Leck nicht selbst suchen, sondern es jemandem übertragen, dem Sie vertrauen. «
    » Und wem kann ich über den Weg trauen? «
    » Soll ich mich freiwillig melden? «
    » Ziemlich undankbare Aufgabe « , sagte Godley leise.
    » Na ja, wenn ich auf jemanden stoße, den ich gut leiden kann, ist das halt Pech. « Ich zuckte die Schultern. » Wer Mist baut, muss mit den Konsequenzen leben. Ich werd mich umhören. Und Sie können ja dann überlegen, wie Sie damit umgehen. «
    Alles, was an Spezialfahrzeugen verfügbar war, raste in Richtung Tatort und forderte die offizielle Freigabe des Schusswaffengebrauchs an. Ich ließ zwei von ihnen überholen– schließlich waren sie bewaffnet und wir nicht. Die Insassen beider Wagen waren damit beschäftigt, ihre Waffen einsatzbereit zu machen, denn das war definitiv ein Fall für den Einsatz der normalerweise sicher im Kofferraum verwahrten Maschinenpistolen. Mir war mehr als unwohl bei dem Gedanken an eine Schießerei auf so engem Raum. Die Gefahr von Kollateralschäden war viel zu groß. Ein verirrtes Geschoss– egal, ob von der Gegenseite oder von uns– konnte jederzeit jemanden treffen, und das wurde mit jeder Sekunde wahrscheinlicher.
    Und in der Tat konnte man die Sekunden zählen. Seit dem ersten Schusswechsel waren erst wenige Minuten vergangen. Es war

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