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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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PNC -Überprüfung? « Ich schüttelte den Kopf. » Lass dich von Derwent bloß nicht verrückt machen. Das hätte jedem passieren können. Höchstwahrscheinlich hätte es auch nichts geändert. «
    » Lee ist vorbestraft « , sagte sie laut und deutlich, aber ich hörte heraus, dass es ihr schwerfiel, das zuzugeben. » Er war schon mit 15 in Jugendhaft. «
    » Wofür denn? « Ich hoffte, dass es in Richtung Vandalismus ging.
    » Vergewaltigung. Das Opfer war laut CRIS -Bericht eine Zwölfjährige aus seiner Schule. «
    » Hinterm Fahrradschuppen? «
    » So in der Art. Der Bericht ist nicht besonders ausführlich. Der ermittelnde Kollege hat angemerkt, dass jeder, der Lee überprüft, ihn kontaktieren soll. Ich warte noch auf seinen Rückruf. «
    » Klingt nicht ganz ohne. «
    » Ja, dieser Lee scheint kein angenehmer Zeitgenosse zu sein. « Sie lächelte mich knapp an. » Vielleicht hätte es doch was geändert, wenn ich schon gestern nachgesehen hätte. «
    » Beiß dich darin nicht so fest. Du kannst jetzt eh nichts mehr daran ändern. Endlose Selbstvorwürfe bringen keinen weiter. «
    » Richtig. « Sie schaffte es, in dieses eine Wort unendlich viel Sarkasmus hineinzulegen.
    » Dass dich einer beobachtet, scheint dich ja nicht weiter zu beunruhigen. «
    » Ich versuch, nicht dran zu denken. «
    » Ich kann kaum noch an was anderes denken « , gestand ich ihr. » Ich mach mir echt Sorgen, Maeve. «
    » Und was willst du tun? Leibwächter spielen? «
    » Wenn’s sein muss. « Ich machte eine kurze Pause, ehe ich weitersprach. Ich wusste genau, was ich sagen wollte, und war mir auch schon über ihre Reaktion im Klaren. Wenn ich sie zu sehr bedrängte, würde sie sofort wieder dichtmachen, und mein Vorteil, den ich durch den Abstand der letzten Zeit gewonnen hatte, wäre wieder dahin. Trotzdem konnte mich das nicht davon abhalten, das zu tun, was ich für notwendig hielt. Letztendlich fiel mir die Entscheidung zwischen dem Drang, sie zu beschützen, und dem Wunsch, ihr Vertrauen zu gewinnen, nicht schwer. » Du solltest lieber nicht allein in deiner Wohnung bleiben. Ich möchte, dass du zu mir ziehst. «
    Verblüfft sah sie mich an; dieser Gedanke war ihr offenbar noch nicht gekommen. » Hast du mit Derwent geredet? «
    » Was hat der denn damit zu tun? «
    » Na, bei dem gibt’s alle möglichen Regeln zu diesem Thema « , antwortete sie nebulös.
    » Schön für ihn. « Ich schob die Hände in die Taschen und wahrte den Abstand zwischen uns, damit sie sich nicht bedrängt fühlte. » Also, keine Panik. Ich will ja nicht, dass du dauerhaft bei mir einziehst. Nur eine Weile, bis wir ihn eingefangen haben und er sich nicht mehr in deinem Leben rumtreibt. «
    » Aha. «
    » Irgendwas nicht okay? «
    » Ach, nichts. Ich dachte nur… « Sie unterbrach sich. » Nichts weiter. «
    » Doch, doch, sag ruhig. « Ich machte mich auf eine bissige Abfuhr gefasst.
    » Ich hätte nie gedacht, dass du mich auf diese Weise fragst, ob ich mit dir zusammenwohnen will. Also aus Sicherheitsgründen oder als WG oder was du dir da so gedacht hast. «
    » Wie man’s macht, macht man’s falsch. « Ernüchtert ließ ich mich auf die Tischkante fallen. » Ich versuch es doch nur richtig zu machen. «
    » Ja klar. Das machst du ja immer. «
    Ich wartete darauf, dass sie noch etwas sagte, aber vergeblich. » Und, wie könnte deine Antwort aussehen? «
    Einen Moment lang schloss sie die Augen. » Das geht nicht. «
    » Wieso denn nicht? «
    » Ich kann das einfach nicht. «
    » Und was willst du sonst machen? Wieder zu deinen Eltern ziehen? Panisch eine neue Bleibe suchen? In einem grottigen Hotel absteigen? In deiner Wohnung kannst du jedenfalls nicht bleiben. Da mache ich nicht mit. «
    » Oh, du machst da also nicht mit? Dann muss ich natürlich sofort losgehen und Kisten packen. « Sarkasmus pur. Sie kniff die Augen zusammen. Das waren ganz klar Warnsignale. In grob geschätzt einer halben Minute würde sie total aus der Haut fahren. Und ich war selbst auch kurz davor.
    » Ich kapier echt nicht, was daran so schwer sein soll. Ich verlange doch überhaupt nichts weiter von dir. «
    » Vielleicht ist das ja gerade der Grund, warum ich ein Problem damit hab. «
    » Mensch, Maeve, was willst du denn eigentlich? Wie wär’s mit der Wahrheit? «
    Diese Worte schlugen zwischen uns ein wie eine Bombe. Im Raum war es plötzlich so still, dass ich meine Uhr ticken hörte. Maeve war wie erstarrt. Sie strich sich die Haare zurück, und ich

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