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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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in die Vertikale gebracht und übertrieben vorsichtig zur Tür hinaus- und die Treppe hinuntergeführt wurden. Es wäre natürlich ideal, wenn wir in diesem eindeutigen Fall jegliche Vorwürfe von Brutalität seitens der Polizei vermeiden könnten. Die zuständigen Kollegen beherzigten diesen Vorsatz glücklicherweise.
    » Und wo ist Lee? «
    » Im Schlafzimmer. « Das hatte einer der Beamten vom Spezialkommando gesagt, dessen Stimme so tief klang, als käme sie direkt aus dem Keller. » Er musste sich ein bisschen hinlegen, nachdem Pricey ihn gekitzelt hatte. «
    Der Mann, um den es ging, grinste uns verlegen an und tätschelte seinen Taser. » Da wird nicht lange gefackelt. «
    » Was hat er denn verbockt? « , fragte ich interessiert. » Gewaltsamer Fluchtversuch? «
    » Als wir hier ankamen, hatten ihn gerade zwei von den Typen in der Mangel, die eben abgeführt wurden. Wir haben dem Spaß ein Ende gemacht, aber einer von denen hat ihm irgendwie gesteckt, dass sein Bruder sich ein bisschen mehr gewehrt hat. Als sich die Lage beruhigt hatte, hat er dann gefragt, was das heißen sollte. «
    » Und daraufhin hat ihm der Witzbold mit den roten Haaren gesteckt, dass sie ihn erschossen haben « , ergänzte sein Kollege. » Da ist er ziemlich ausgetickt. «
    » Das war allerdings nicht gegen uns gerichtet « , erläuterte Price, » sondern gegen die anderen. Er war aber nicht zur Vernunft zu bringen. «
    » Und wann haben Sie auf ihn geschossen? « , fragte Derwent. » Sollte er nicht langsam wieder zu sich kommen? «
    » Die Sanis meinen, er hat eine Gehirnerschütterung. Aber nicht durch den Schuss, sondern wegen der Sachen, die sie vorher mit ihm angestellt haben. «
    Godley ging hinaus, stieß die Schlafzimmertür auf und warf einen Blick hinein. » Wie geht’s ihm? «
    Ich konnte die Antwort nicht hören, aber der Superintendent verzog das Gesicht und sagte in unsere Richtung: » Krankenhaus. Wer macht den Babysitter? «
    Derwent hatte es plötzlich unglaublich eilig und murmelte etwas davon, sich dringend um die Behandlung der Killer kümmern zu müssen.
    » Tja, dann bleibt das wohl an mir hängen. «
    » Danke, Rob. Rufen Sie mich an, wenn die Ärzte ihn zur Vernehmung freigeben. «
    » Geht klar « , antwortete ich, wenig begeistert von der Aussicht, stundenlang untätig herumzusitzen.
    » Ich schicke Ihnen zur Gesellschaft jemanden mit. Wie wär’s mit Chris? «
    Ich stöhnte. » Pettifer faselt ständig nur von seinen Tottenham Hotspurs. Das können Sie mir nicht antun. Ginge auch Maitland? «
    » In Ordnung. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass es bei ihm wesentlich besser ist. «
    Ich hoffte nur, dass Maitland nicht erfuhr, wer ihm das Vergnügen verschafft hatte, den Rest des Tages in einem Krankenhausflur zuzubringen. Das hoffte ich umso mehr, als ich mir den ganzen Weg dorthin seinen Frust darüber anhören musste, nachdem man Lee Bancroft auf eine Trage geladen und die Treppe hinuntergeschleppt hatte. Mit seinem zerschundenen Gesicht und den geweiteten, verwirrten Augen sah er laut Price aus wie Hackfleisch. Godley war mit seinem Mercedes davongefahren, um die Chefetage auf den neuesten Stand zu bringen und zu erklären, weshalb die High Street in Hampstead fast komplett gesperrt werden musste. Von Derwent keine Spur. Die übrigen Kollegen wünschten uns viel Vergnügen und machten sich an die Arbeit, die Wohnung der beiden Brüder auseinanderzunehmen, um Hinweise auf den Verbleib von Patricia Farinelli zu finden. Denn falls Lee nicht mit uns kooperierte, waren wir in dieser Hinsicht immer noch so schlau wie am Anfang.
    Eine reichliche halbe Stunde ertrug ich Maitlands Gejammer vor dem Krankenzimmer, in dem Lee Bancroft sich erholte. Dann schickte ich ihn los, damit er Kaffee und etwas Essbares auftrieb. Im Krankenhaus gab es angeblich eine Filiale von Marks & Spencer, inklusive Café, aber die genaue Lage war offensichtlich ein gutgehütetes Geheimnis. Ich rechnete also allenfalls mit einem Becher Automatentee und bejubelte ihn euphorisch, als er tatsächlich mit zwei Tassen und einer Sandwichtüte auf einem Tablett wieder auftauchte.
    » Saubere Arbeit, Kumpel. « Ich langte nach der Tüte. » Ich nehme dann einmal alles, bitte. «
    » Abfahrt. « Er streckte die Hand aus und nahm mir die Tüte ab. » Ich kann mir zuerst was aussuchen. Alte Regel bei den Höhlenmenschen. Ich hab’s schließlich erbeutet. «
    » Okay. Hat gar nicht so lange gedauert, wie ich dachte. «
    » Na ja, ich hatte ein

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