Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
verlaufen ist. «
    » Und was glauben Sie? «
    » Ich glaube, dass beide mit größter Vorsicht zu genießen sind. Und ich denke, dass Andy das besser verschleiern kann. Und dass das für alle beide ein großer Spaß ist. «
    » Wer hat sich denn um sie gekümmert, als die Eltern tot waren? Sind sie in ein Heim gekommen? Oder zu Pflegeeltern?
    » Es gab da einen Großonkel, Michael Bancroft. Er hatte ein großes Haus, in der Nähe von Enfield, mitten in der Pampa. Er hat sie aufgenommen. Weil er nicht wollte, dass sie ins Heim kommen, wie er sagte. Sie haben ihn total auflaufen lassen. Nach Alex’ Verurteilung war er völlig mit den Nerven am Ende. Letztendlich musste er sich eingestehen, dass er auch mit Andy nicht fertigwurde, und daraufhin kam er ins Heim. «
    » Was ist mit Alex passiert? «
    » Er hat seine Strafe abgesessen. Mit 18 kam er wieder raus. Die beiden sind mit Michael in Kontakt geblieben und wieder bei ihm eingezogen, kaum dass sie alt genug waren, aus ihrer Einrichtung entlassen zu werden. «
    » Seltsam, dass er sie aufgenommen hat, wo es doch solche Probleme mit ihnen gab. «
    » Ich glaube nicht, dass er wirklich eine Wahl hatte. Sie haben ihn permanent unter Druck gesetzt. Und Blut ist eben dicker als Wasser, wie er sagte. War ein netter Kerl. Er würde Ihnen sicher erzählen, was die Knaben getrieben haben, seit wir sie das letzte Mal in der Mangel hatten. «
    » Gar keine schlechte Idee. « Ich tippte mit meinem Stift auf die Tischplatte und dachte nach. » Was mir Sorge macht, ist die Tatsache, dass wir von Cheyenne und von Patricia wissen, dazwischen aber eine große Lücke ist. «
    » Allerdings. Keiner von beiden war jemals von der geduldigen Sorte. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie in der Zwischenzeit Däumchen gedreht haben. «
    Irgendwann war Andy zu Drew geworden und Alex zu Lee; sie waren dazu übergegangen, falsche Geburtsdaten anzugeben. Sicher wog das nicht so schwer wie ein geänderter Familienname– schließlich brauchte man keine offizielle Bestätigung dafür; trotzdem war es eine Form der Täuschung. Ich wollte wissen, wann es zu dieser Veränderung gekommen war. Und ich fragte mich, ob sie noch etwas anderes zu verbergen hatten.
    » Wissen Sie vielleicht, wie ich mich mit Michael Bancroft in Verbindung setzen kann? Erinnern Sie sich noch an seine Adresse? «
    » Da müssten Sie in der Wählerliste nachsehen. Es war irgendwo nördlich von Enfield, so viel weiß ich noch, aber ansonsten ungefähr dort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen. Ein großes Haus, schon ziemlich marode. Seltsamer Ort für zwei Teenager, das Haus eines alten Mannes. Aber angeblich gefiel es ihnen dort. «
    Er dachte einen Moment nach. » Bonamy Lodge. So hießes. «
    Ich dankte dem Kollegen für seine Geduld, und er wünschte mir viel Erfolg. » Lassen Sie mich doch bei Gelegenheit wissen, wie es weitergegangen ist. Alex Bancroft ist einer von denen– wissen Sie, man schläft einfach besser, wenn man sicher sein kann, dass er weit, weit weg ist. «
    Ich versprach es ihm und legte auf. Über das Wählerverzeichnis ließ sich schnell und einfach überprüfen, ob Michael Bancroft noch in diesem Haus wohnte, und wenn ich erst die Postleitzahl hatte, war der Weg dorthin schnell gefunden. Leider ergaben meine Nachforschungen, dass das Festnetztelefon abgeschaltet worden war. Um nach Enfield zu kommen, musste man quer durch Nordlondon, und wenn ich nicht so gewaltig in der Klemme gesessen hätte, wäre ich wohl kaum auf die Idee gekommen, diese Fahrt auf mich zu nehmen, schon gar nicht auf gut Glück. Aber ich brauchte wirklich jeden Strohhalm, um mein Ansehen beim Chef aufzubessern– selbst wenn das bedeutete, sinnlos durch die Gegend zu fahren. Ich drehte mich nach Liv um und sah, dass sie gerade ihren Schreibtisch aufräumte, ganz wie jemand, der soeben eine Arbeit abgeschlossen hatte. » Fertig? «
    » Alles fertig für unsere Jungs, wenn sie wieder hier sind. «
    » Wenn das so ist, hättest du Lust, einen kleinen Ausflug mit mir zu machen? « Ich erklärte ihr kurz, was ich vorhatte und warum.
    » Klingt gut. Worauf warten wir? «
    Ich stapelte mir die Unterlagen auf den Arm und erhob mich. » Auf gar nichts. Los geht’s. «
    Es hatte etwas Befreiendes, dem Büro zu entkommen. Trotzdem hätte ich mir wohl etwas mehr Zeit lassen sollen, dann wäre mir vielleicht aufgefallen, dass der Akku meines Telefons bedenklich leer war. Wir waren noch keine zehn Minuten unterwegs, als es anfing,

Weitere Kostenlose Bücher