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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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heftig nach Strom zu verlangen.
    » Mist. « Ich nahm meine Tasche und schob sie, ohne den Blick von der Straße zu nehmen, zu Liv hinüber. » Würdest du es bitte zum Schweigen bringen? Und schau doch mal ins Handschuhfach, ob da vielleicht mein Ladegerät drin ist. «
    » Erledigt. Und nein, ist es nicht « , meldete sie wenige Sekunden später. » Pech. «
    » Vor ein paar Tagen hatte ich es Derwent ausgeliehen. Normalerweise lade ich mein Telefon immer über Nacht, aber… «
    » Ja, ich weiß schon, du warst abgelenkt. Aber ich hab meins dabei. «
    » Gut für dich. Hast du auch ein Funkgerät mit? «
    » Jawoll. « Sie schwenkte es kurz.
    » Prima. Wenigstens eine von uns verhält sich professionell. «
    Liv drückte auf dem Gerät herum. » Blöd nur, dass das Ding nicht funktioniert. «
    » Du machst Scherze. «
    Sie drehte die Lautstärke so auf, dass ich es rauschen hören konnte. » Das ist die Grundeinstellung. «
    Eigentlich hätte eine permanente Übertragung zum und vom Kontrollraum bestehen müssen, nicht dieses monotone Rauschen. Liv arbeitete sich durch die Kanäle. Klick… klick… klick… Überall nur Rauschen. » Tut mir leid. Ich wusste, dass damit was nicht stimmt, aber ich dachte, es würde schon gehen. «
    » Tja, und ich hab meins gar nicht erst dabei « , seufzte ich. » Erzähl bloß keinem davon. Sonst halten uns alle für dumme Tussen, die nicht mit ihrer Ausrüstung umgehen können. «
    » Hm, du willst doch nicht etwa das Gegenteil behaupten? Wir haben hier exakt ein Handy und kein Funkgerät. Nicht gerade ein Grund, uns auf die Schulter zu klopfen. «
    » Schon gut. So weit wollte ich ja gar nicht gehen. Ich möchte bloß nicht, dass du irgendwen auf die Idee bringst, dass wir dumme Bürohäschen sind. Die nutzen doch jede Gelegenheit. Also keine unnötigen Steilvorlagen, bitte. «
    » Ich versuche dran zu denken. «
    » Vermutlich war das in deiner vorherigen Dienststelle anders. «
    » Soll das ein Witz sein? Das war noch viel schlimmer. Godley behandelt einen wenigstens wie ein menschliches Wesen. Mein letzter Chef war ein richtiges Monster. «
    Den Rest der Fahrt verbrachten wir damit, uns gegenseitig Horrorgeschichten aus dem Arbeitsleben zu erzählen. Für jemanden, der nicht in diesem Job arbeitet, war es nur schwer zu verstehen, dass dort eine allgemeine Kultur des Chauvinismus herrschte und Gleichberechtigung nur ein leeres Wort war. Polizeiarbeit war ihrer eigentlichen Natur nach ein Beruf, der konservative Gemüter anzieht– Leute, denen traditionelle Werte etwas bedeuten, einschließlich Frauen, die den ihnen zustehenden Platz kennen. Es brachte gar nichts, diesbezüglich eine empfindsame Seele zu haben. Dann hatte man sofort seinen Ruf als humorlose, zickige Nervensäge weg. Man lernte, die Zähne zusammenzubeißen und zu lachen, wenn man verspottet wurde. Man lernte, Paroli zu bieten und auf keinen Fall zu vertrauensselig zu sein. Ich steckte diese Sachen ohne allzu große Mühe weg. Liv fiel es offenbar schwerer, sich daran zu gewöhnen.
    » In den ersten Jahren wollte ich auf keinen Fall irgendwem offenbaren, dass ich lesbisch bin. Später habe ich beschlossen, dass diese Versteckspielerei sinnlos ist. «
    » Im Grunde schon. Aber andererseits, warum solltest du das den Leuten auf die Nase binden? Ich erzähle doch auch keinem, was ich so treibe und mit wem ich schlafe. Warum solltest ausgerechnet du das tun? «
    » Weil es etwas damit zu tun hat, wer ich bin. Außerdem hält es mir die ganzen Widerlinge vom Hals. «
    » Dafür hast du die an der Backe, die sich ständig anbieten, dich von deinem Irrtum zu befreien. «
    » Ja, natürlich. Und das nur zu meinem Besten, damit ich endlich kapiere, was ich eigentlich verpasse. Und dann gibt es noch die, die erst ganz nett wirken und später nachfragen, ob sie nicht mal zugucken dürfen, oder gar meiner Freundin und mir einen flotten Dreier vorschlagen. «
    » Klingt verlockend. «
    » Bis jetzt hab ich es immer geschafft abzulehnen, aber man soll ja bekanntlich niemals nie sagen. «
    » Oh, unter gewissen Umständen darf man schon mal nie sagen, denke ich. «
    Sie lachte amüsiert. » Apropos niemals nie: Hab ich richtig gesehen, dass du und Rob ein kleines Tête-à-tête hattet? Willst du mir da vielleicht irgendwas erzählen? «
    » Hm, nicht direkt. « Aber ich schaffte es nicht, das Lächeln aufzuhalten, das sich auf meinem Gesicht ausbreiten wollte, und sie klatschte begeistert in die Hände.
    » Ha, hab ich’s

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