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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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aber Leute wie Derwent nicht daran hinderte, mich anhand von Vorurteilen in eine Schublade zu stecken. Und vermutlich fand er auch Witze über Iren brüllkomisch. Zwar hatte er noch keinen gerissen, aber ich stellte mich innerlich schon mal darauf ein, dass es bald so weit sein würde.
    Einstweilen entschied ich mich für eine unverfängliche Antwort à la: » So typisch irisch bin ich doch gar nicht. Ich habe weder rote Haare noch Sommersprossen. «
    » Diese grauen Augen sind wie die Irische See an einem wolkenverhangenen Tag. Doch, doch, das passt schon. «
    » Wie poetisch « , gab ich sarkastisch zurück.
    » So bin ich halt. « Dann begann er vor sich hin zu summen, und nach einer Weile dämmerte mir, dass es wohl » Molly Malone « sein sollte, das bekannte irische Volkslied.
    » Sie kam aus Dublin, meine Eltern stammen aber vom Land. «
    » Andere irische Weisen hab ich leider nicht parat. Sorry. «
    » Na, so ein Pech aber auch. «
    » Warten Sie nur, bis Sie meine Interpretation von ›My Way‹ zu hören bekommen. Wir sollten bei Gelegenheit mal ausgehen. Wir könnten zusammen ein paar Bierchen trinken, und wenn ich die Karaoke-Bühne betrete, dürfen Sie meinen Mantel halten. «
    Eher wollte ich tot umfallen, als mich privat mit Josh Derwent zu verabreden. » Das halte ich für eher unwahrscheinlich. «
    » Wieso denn? Eifersüchtiger Freund oder was? Erlaubt er Ihnen nicht, mit anderen Männern was trinken zu gehen? «
    » Ganz falsch. «
    » Erzählen Sie mir nicht, dass eine wie Sie noch Single ist. «
    Ich stockte, weil ich nicht so recht wusste, was ich darauf antworten sollte. Streng genommen ja, emotional nein. Aber darüber wollte ich nun ganz bestimmt nicht mit dem Inspector reden. » Sagen wir mal so: Es ist nicht ganz so einfach. Und außerdem spielt es keine Rolle. «
    » Oho, da steckt wohl ’ne längere Geschichte dahinter? « Wieder so ein Seitenblick, diesmal kombiniert mit einem breiten Grinsen, bei dem er reichlich Zähne zeigte, was irgendwie hundeähnlich wirkte. » Sie müssen mir das natürlich nicht erzählen. Aber seien Sie gewarnt, ich finde es auch so heraus. «
    » Da gibt es nichts herauszufinden. Es ist nur ein bisschen unklar, das ist alles. Und es ist auch nicht der Grund, weshalb wir nicht zusammen ausgehen, Sir. «
    Er zog die Augenbrauen hoch. » Sir? So förmlich? Sie können mich ruhig Josh nennen. «
    Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Derwent von einer Charmeoffensive völlig falsche Vorstellungen hatte. » Lieber nicht…Chef. Ist nicht unhöflich gemeint, aber lassen wir es doch beim guten, alten Sie. Ich halte Privates und Berufliches lieber getrennt und gehe so gut wie nie mit Kollegen aus. «
    Abgesehen von dem einen, mit dem ich gelegentlich schlafe.
    » Verstehe. Sie nehmen Ihren Job ernst. Und ich sollte Sie wohl auch ernst nehmen. «
    » Das würde mich freuen. «
    » Godley hat übrigens noch etwas über Sie gesagt. Und zwar, dass ich Sie nicht unterschätzen soll. « Er warf mir einen süffisanten Blick zu. » Er ist ein großer Fan von Ihnen. «
    » Ach, und deshalb hat er mich auch mit diesem widerlichen Fall betraut? «
    » Uns beide. «
    » Gutes Stichwort. Sie haben mir jetzt erzählt, warum ich zum Team gehöre. Aber was ist mit Ihnen? Weshalb hat er Sie geholt? «
    » Weil ich neu bin und es kein anderer machen wollte. « Kurze Pause. » Und weil ich außerdem richtig, richtig gut bin. Godley vertraut darauf, dass ich diesen Typen schnappe, und das werde ich auch. «
    » Ich bewundere Ihr Selbstvertrauen. «
    » Das geht völlig in Ordnung. Denn ich werde ihn kriegen. « Er klang siegessicher. » Aber vielleicht warte ich ab, bis er noch ein paar Pädos von seiner Liste gestrichen hat. Barry Palmer mag ja unschuldig gewesen sein, aber Ivan Tremlett hat sich schuldig bekannt, um den ist es bestimmt nicht schade. «
    Wieder dieses Grinsen, bei dem mir langsam unbehaglich wurde. Sein Blick erinnerte eigentlich gar nicht so sehr an einen Hund.
    Eher an einen Wolf.

3
    » Herzlich willkommen in der Sidley Street, der Heimatadresse des Waschsalons ›Kwik Kleen‹ und von Ivan Tremletts Büro, einen Katzensprung von Barry Palmers Haus entfernt. Wir müssten schon sehr großes Glück haben, hier einen Parkplatz zu ergattern, ganz zu schweigen von einem in Tatortnähe. «
    Derwent hatte nur mäßig übertrieben. Die Straße war zu schmal, um das Parken auf beiden Seiten zuzulassen, und so standen die Autos nur auf einer Straßenseite, und es war nahezu

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