Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
Vom Netzwerk:
mich seine Bemerkung ziemlich traf.
    » Ist mir nicht entgangen. Keiner darf irgendwelche Ansprüche auf dich erheben, was? Weder ein Freund noch ich oder Mum oder Dad. «
    » Jetzt fang nicht wieder damit an « , fuhr ich ihn an, und diesmal war ich wirklich sauer. Das war eine uralte Diskussion zwischen uns, die wir wohl nie zu Ende brachten.
    » Oh, Entschuldigung. Ich hatte vergessen, dass du nicht gern über deine Verpflichtungen redest, sondern sie lieber ignorierst. «
    » Ich ignoriere Verpflichtungen nicht. Ich reiße mich nur nicht darum. Ich bin nicht verheiratet, ich habe keine Kinder. Ich renne Mum und Dad nicht hinterher, weil ich nicht bei ihnen in der Nähe wohne, und ich sehe sie nicht so oft, weil ich unregelmäßige Arbeitszeiten habe. Du bist das ganze Gegenteil, aber das ist dein Leben und nicht meins. Schieb mir nicht die Schuld in die Schuhe, bloß weil du mit deinen eigenen Entscheidungen nicht glücklich bist. Und warum eigentlich reden wir hier plötzlich über mich? Wir wollten doch über dich und deine Ehe reden. «
    » Da gibt es nichts weiter zu sagen. « Mit Dec kam immer irgendwann der Moment, dass ich für sein Empfinden zu weit gegangen war. Er stand auf, dieser Bär von einem Mann, und wie ein echter Bär war er am ungemütlichsten, wenn er verletzt war. » Das Problem mit dir ist, dass du immer denkst, du weißt alles. Aber du hast nicht den blassesten Schimmer, Maeve. Du kannst nicht ewig vor der Realität davonlaufen. Eines schönen Tages wirst du darüber nachdenken müssen, eine Familie zu gründen. «
    » Ja klar, weil das bei dir so wunderbar funktioniert hat. «
    » Weil Menschen das halt so machen. Sie wagen es, sich mit jemandem zusammenzutun, und hoffen, dass es gut geht. Man kann nicht sein Leben lang in der Angst leben, dass es eventuell nicht gut gehen könnte, denn dann ist man am Ende trotzdem unglücklich und einsam. «
    » Dec, ich sehe Tag für Tag nichts anderes. Menschen, die dachten, dass es schon gut gehen würde, und am Ende waren sie tot. «
    » Das sind Extremfälle. «
    » Na gut, dann nehmen wir eben dich. Du repräsentierst nicht gerade die unwiderstehliche Alternative zum Single-Dasein, finde ich. Du siehst grässlich aus, bist völlig fertig und frustriert. Alles nicht sehr verlockend. «
    » Aber ich hab es wenigstens versucht. Von dir kann man nicht mal das behaupten. « Er verschränkte die Arme. » Warum hast du dich eigentlich so in Schale geworfen? Willst du noch ausgehen? «
    » Nee. Rob kommt nachher noch rüber. «
    Seine Augenbrauen hoben sich bedeutungsvoll. » Rob? Also der Typ, mit dem du vor ’ner Weile so mehr oder weniger was hattest? «
    » Rob, also mein Kollege. «
    » Und du stellst Blumen ins Fenster, weil er dein Kollege ist. «
    Verlegen zog ich an meinem Pulloverausschnitt und fand ihn plötzlich etwas zu tief. » Er kommt kurz rüber, weil wir noch was besprechen müssen. Da läuft nichts. «
    » Weiß er das auch? «
    » Sollte er schon. «
    » Sicher weil du es ihm gesagt hast. Und dann machst du ihm in diesem Aufzug die Tür auf? Du kannst nicht so mit den Gefühlen anderer spielen, Maeve. Du kannst dir nicht einfach nehmen, was du willst, und dich dann nicht drum kümmern, wie es den anderen geht. Rob ist ein super Typ. Viel besser, als du es verdienst, würde ich sagen. «
    Während er redete, klingelte das Telefon. Ich beugte mich hinüber, um abzuheben, und indem ich das tat, war mir klar, dass es ein Fehler war. Ich verzog das Gesicht, als die vertraute Stimme aus dem Hörer kam.
    » Maeve, bist du’s? «
    » Oh, Mum. « Ich versuchte, gut gelaunt zu klingen. Dec und ich tauschten einen Blick, es war ein stillschweigender Waffenstillstand. Gegen einen gemeinsamen Feind mussten wir vereint sein. » Wie geht’s dir? «
    » Hast du mal mit deinem Bruder gesprochen? Weißt du schon das Neueste? Sie trennen sich, hat er dir das gesagt? «
    Dec konnte vermutlich nicht wörtlich verstehen, was sie sagte, doch allein ihr Ton sprach Bände. Er erhob sich, nahm seine Jacke und verzog sich in Richtung Tür.
    Ich hielt den Hörer mit der Hand zu. » Wohin gehst du? «
    » Nach Hause. «
    » Lass mich damit jetzt nicht allein. «
    In mein Ohr sagte Mum: » Sie hätten gar nicht erst heiraten sollen. «
    » Ich kann dir nicht helfen. « Er öffnete die Tür. » Nimm sie einfach nicht für voll. Sie weiß nicht, wovon sie redet. «
    » Ich melde mich. « Ich winkte.
    » Das hätte ich ihm gleich sagen können, dass die fremdgeht.

Weitere Kostenlose Bücher