Der Ungnädige
hat? Das heißt also, es gibt was zu erzählen. «
» An dir kommt man einfach nicht vorbei, Maeve. Vor allem bei diesen Hüften. «
» Haha « , machte ich. » Gleichfalls. Also, was ist los? Du siehst ziemlich mitgenommen aus, so aus der Nähe betrachtet. « Sein Gesicht war blass und verquollen, als hätte er schlecht gegessen oder schlecht geschlafen.
» Na, schönen Dank auch. « Er rieb sich über das Kinn, das voller kratziger Stoppeln war, die schon beinahe als Bart durchgingen. » Ich hab ein paar Probleme mit Abby, aber darüber will ich nicht reden. Und wenn Mum dir irgendwas erzählen will, würg es am besten ab. Sie hat alles total missverstanden und kriegt sich jetzt nicht mehr ein. «
Das war ein hoffnungsloser Fall, wie ich aus eigener Erfahrung bestätigen konnte, aber darüber konnten wir uns ein anderes Mal unterhalten. Jetzt fiel ich erst mal aus allen Wolken über der Nachricht, dass Dec und Abby Probleme miteinander hatten. » Erzähl mir die Kurzfassung, wenn dir die Einzelheiten zu anstrengend sind. Wer hat Mist gebaut? «
» Wir beide. « Stöhnend rieb er sich mit den Händen übers Gesicht und schob dabei die Haut nach unten, sodass die unteren Augenlider herabhingen. Beim Anblick der roten Schleimhäute zuckte ich zusammen. Der Autopsiebericht über Ivan Tremlett war mir noch allzu gegenwärtig. » Grob gesagt läuft es nicht so gut, und wir denken an Trennung. Mum ist natürlich nicht begeistert. Sie meint, wir sind eine Verpflichtung eingegangen, und wenn wir uns schon nicht darum oder um sie scheren, sollen wir wenigstens an die Kinder denken. «
» Warte mal. Was hat das denn mit Mum zu tun, wenn ihr beide euch trennen wollt? «
» Denk doch nur an die Telefonate, Maeve. Was soll sie bloß den Leuten sagen? Und die Familie zu Hause erst. Was soll die nur denken? «
Es war eine perfekte Parodie, und ich musste einfach lachen. » Ist es nicht wunderbar, wie sie das Leben sieht? Als würden sie und Dad die perfekte Ehe führen. Die beruht doch nur auf gegenseitigem Unverständnis und der tröstlichen Ablenkung durch Sky Sports. «
» Scheidung kommt für sie nun mal nicht in Frage « , stellte Dec fest. » Das heißt, sie sind für immer zusammen. Sie wissen nicht mal, ob sie glücklich sind. Denn darum geht’s gar nicht. Es geht darum, dass man zusammenbleibt, weil andere einen schief ansehen könnten, wenn man zugibt, dass man einen Fehler gemacht hat. «
» Und, interessiert das jemanden? «
» Mum ist ständig damit beschäftigt, über andere Leute zu urteilen, die sie teilweise kaum kennt– und sie glaubt, ihre Bekannten wären genauso. Dabei geht das doch allen am Arsch vorbei, was Abby und ich tun– Familie hin oder her. «
» Und, was werdet ihr tun? « Eigentlich wollte ich nicht hören, dass sie sich scheiden lassen, aber wenn das sein Entschluss war, würde ich ihm beistehen. Und ich hoffte, dass er das wusste.
Er setzte sich auf, schwang die Beine vom Sofa und stützte den Kopf in die Hände. » Keine Ahnung. Frag mich was Leichteres, Maeve. Ich kann’s dir nicht sagen. Das hängt ja auch von Abby ab, aber die redet zurzeit nicht mit mir. «
» Was ist denn passiert? «
» Ich hab wirklich keine Lust auf Einzelheiten, aber Mum hat es absolut auf Abby abgesehen. Also, wenn sie dich anruft, hör nicht auf das, was sie über Abby sagt. In ihren Augen kann ihr Sohn natürlich nur unschuldig sein, was sie nicht gerade zum unparteiischsten Richter macht. «
» Geht klar. «
» Das war’s schon? Keine weiteren Fragen? «
Ich zuckte die Schultern. » Du willst nicht drüber reden, also musst du auch nicht. Ich werde mich nicht einmischen. Das geht mich nichts an. «
» Stimmt. Genau so ist es. « Er war auf einen Streit gefasst gewesen, und ich sah, wie seine Schultern entspannt nach unten sackten. » Du bist ja auch nicht gerade die große Expertin, wenn es um Beziehungen geht. «
» Ich kenn mich auf jeden Fall besser aus als du. « Ich gab ihm einen Klaps. » Zumindest hatte ich nicht nur eine einzige in meinem Leben. «
» One-Night-Stands zählen aber nicht. «
» Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand! « Na gut, vielleicht einen kleinen Flirt hier und da…
» Du weißt genau, was ich meine. « Er winkte ab. » Es ist dir doch bisher kein einziges Mal ernst gewesen. Du bist noch nie eine echte Bindung eingegangen. Du läufst immer nur weg vor so was. «
» Ich bleibe halt lieber ein freier Mensch « , sagte ich und ließ mir nicht anmerken, dass
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