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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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drauf. War offenbar ein ganz gewöhnlicher Exhibitionist. So ’ne Art Spanner. Alter 74, Gott hab ihn selig. «
    » Adresse? « , bohrte ich.
    » Mayhew Estate. «
    Den Komplex hatte ich sowohl auf der Karte als auch von Barry Palmers Straße aus schon gesehen: Er bestand aus acht grauen, fleckigen, klotzigen Betonhochhäusern– ein Gesellschaftsexperiment auf zwölf Etagen, errichtet in den Sechzigerjahren, um eine neue Welle des modernen Wohnens einzuleiten–, die nun bedrohlich die umliegenden Straßen überragten.
    » Was ist mit dem hier? « Mit dem Ende meines Stifts tippte ich auf » Forgrave « .
    Er blätterte die Seiten durch und suchte angestrengt. » William Forgrave. Alter 36, wohnhaft in Camford Mews. «
    Ich schlug den Stadtplan auf, der auf Belcotts Schreibtisch lag, und fand Camford Mews im Straßenverzeichnis. Ich war nicht direkt überrascht, knapp außerhalb des Dreiecks gelandet zu sein, das sich durch die Adressen der drei vorherigen Opfer ergab. » Das erweitert die Suche « , sagte ich mehr zu mir selbst. » Und was hat der auf dem Kerbholz? «
    » Forgrave wurde 1995 wegen der Vergewaltigung einer 15-Jährigen im Jahr davor und 1993 wegen versuchter Vergewaltigung von zwei 13-Jährigen verurteilt. Zehn Jahre hat er dafür gekriegt. «
    Ich rechnete nach. » 1995 war er also 20. Klingt, als hätte er früh angefangen. Wundert mich, dass ihm das nicht lebenslänglich eingebracht hat. «
    » Vielleicht wollten sie’s ja. «
    Ich schüttelte mich und rutschte von seinem Schreibtisch, als wäre der plötzlich glühend heiß. » Danke für die Hilfe jedenfalls. «
    » Ist mein Job. « Womit er zweifellos Recht hatte.
    Die Tür am anderen Ende des Raumes öffnete sich, und Derwent kam herein. Allem Anschein nach hatte er es eilig gehabt herzukommen. Er erspähte mich und zog die Augenbrauen hoch. Was geht hier vor?
    Pflichtschuldigst wollte ich mich in seine Richtung in Bewegung setzen, doch in dem Moment steckte Godley den Kopf aus seiner Tür. » Josh, ziehen Sie gar nicht erst den Mantel aus. Sie und Maeve müssen sofort los und nach ein paar potenziellen Opfern sehen. Maeve, konnten Sie und Peter die Kontaktdaten für die Personen auf der Liste ermitteln? «
    » Peter hat mir die ersten drei gegeben. Nach den übrigen sucht er noch. «
    » Na, das ist doch schon mal ein Anfang. Fahren Sie los. Colin und Rob können die anderen Namen abarbeiten. «
    Derwent schaute skeptisch. » Könnte ich bitte ein paar Minuten haben? Ich wollte noch was überprüfen. «
    » Delegieren Sie’s. Harry Maitland müsste Zeit haben. Instruieren Sie ihn per Telefon vom Auto aus. Stehen Sie hier bloß nicht rum. Wir haben die Chance, einen weiteren Mord zu verhindern, und die müssen wir nutzen, sonst werden wir von den Medien gelyncht, und zwar zu Recht. «
    » Ich würde mich aber lieber selbst drum kümmern. «
    » Ja, verstehe ich. Aber Harry ist wirklich kompetent. Los geht’s, Josh! «
    Ich stand schon mit Tasche und Jacke an der Tür und wartete auf den Inspector, der an mir vorbeiging, als ob ich nicht existierte. Ich folgte ihm durch den Korridor.
    » Soll ich fahren? «
    » Was? « Er drehte sich nicht mal um.
    » Wenn Sie unterwegs Anrufe zu erledigen haben, ist es vielleicht besser, wenn ich fahre. «
    Er fluchte leise vor sich hin. Nochmals fragen wollte ich nicht, und als wir das Auto erreicht hatten, setzte er sich ohne weiteren Kommentar auf die Fahrerseite.
    » Wohin geht’s? «
    » Anthony Merriman ist der Erste auf der Liste. Talavera Road. « Ich las die Postleitzahl vor, und er tippte sie missgelaunt ins Navi ein. Dann setzte er mit quietschenden Reifen rückwärts aus der Parklücke. In Erwartung einer weiteren schweigsam verbrachten Autofahrt lehnte ich mich bequem zurück. Ich konnte nur hoffen, dass der Verkehr sich inzwischen beruhigt hatte.
    » Tolle Gegend wieder mal « , kommentierte Derwent, als wir unweit der Camford Mew ein Stück die Straße hinunter geparkt hatten. Es war eine trostlose Seitenstraße, wo ein Bauherr einen kleinen Wohnblock zwischen den Hinterhof eines Bestattungsunternehmens und eine leer stehende Industrieanlage gequetscht hatte. Von da, wo wir saßen, konnten wir die Eingangstüren der Wohnungen sehen, vier auf jeder Etage, insgesamt zwölf.
    » Forgrave wohnt in der Nummer neun. « Ich spähte angestrengt. » Ist garantiert ganz oben. «
    » Es ist immer ganz oben. Gehen Sie schon mal los und sehen Sie sich um, aber klopfen Sie noch nicht an bei ihm. Ich

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