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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Verfügung stellen? Oder sollen wir die Polizei..."
    „Vielen Dank", unterbrach Ashton kühl. „Sie sollen mir nur die gewünschte Summe auszahlen, weiter nichts."
    Mr. Cumber verbeugte sich. „Selbstverständlich, Sir. Ich hielt es nur für meine Pflicht, ein paar allgemein gehaltene Worte zu äußern."
    Zehn Minuten später stand Ashton wieder im Freien. Es war ein klarer, wolkenloser Tag, der nahezu vollkommen gewesen wäre, wenn nicht ein heftiger Wind geblasen hätte. Ashton ging zu seinem Wagen und stieg ein. Das Köfferchen legte er neben sich. An dem Haltegriff des Armaturenbrettes steckte ein weißer Umschlag. Ashton nahm ihn in die Hand. Das Kuvert war offen und enthielt einen zusammengelegten Papierbogen. Auf dem Bogen befand sich eine sorgfältig angefertigte Streckenskizze; sie führte quer durch die Innenstadt und einige Außenbezirke nach Purley. Die Tiefe der mit Tinte nachgezogenen Linienrillen ließ vermuten, daß man die Zeichnung mit Hilfe eines Bogen Blaupapieres von einem Stadtplan abgepaust hatte. Ashton prägte sich die Strecke genau ein; er legte den Bogen neben sich auf das Köfferchen, stellte das Radio an, und fuhr los.
    Er behielt im Rückspiegel die ihm folgenden Wagen im Auge, ohne sagen zu können, ob das Fahrzeug des Unheimlichen darunter war. Er bezweifelte jedoch, daß er von dem Fremden schon jetzt verfolgt wurde. Wahrscheinlich wartete sein Gegner in irgendeiner kleinen, unbelebten Seitenstraße der Außenbe- bezirke auf sein Erscheinen, bereit, mittels eines elektrischen Gerätes die abgesprochenen Störimpulse im SOS-Rhythmus zu senden.
    Zum ersten Mal in seinem Leben bedauerte Ashton, nicht die Dienste eines Komplicen in Anspruch nehmen zu können. Ein Helfer wäre gerade jetzt von unschätzbarem Wert gewesen. Aber leider kannte er niemand, der sich für diese diffizile Aufgabe eignete, und im übrigen fürchtete er noch immer das Risiko, das sich mit jeder Mitwisserschaft verbindet.
    Er fuhr in normaler Geschwindigkeit durch die City und merkte, daß er allmählich in einen schläfrigen Zustand geriet. Die latente Spannung, die ihn erfüllte, wirkte sich so aus, daß er von einem Empfinden lauer Zerschlagenheit befallen wurde. Wenig später erreichte er die ersten Außenbezirke; der Verkehr war noch immer recht lebhaft, aber es fiel ihm schon leichter, die ihm folgenden Wagen im Auge zu behalten. Er bemerkte sehr bald, daß ihm ein Bentley älterer Bauart unablässig auf den Fersen blieb. Zufall? Vielleicht! Aber als der Bentley auch dann nicht verschwand, als die Straßen immer stiller und einsamer wurden, glaubte Ashton zu wissen, daß das Fahrzeug von dem (Unheimlichen' gesteuert wurde. Der Abstand zwischen den beiden Wagen war freilich zu groß, um den Fahrer des Bentley erkennen zu können.
    Ashton prägte sich die Nummer des Verfolgerwagens ein, obwohl er wenig Hoffnung hatte, daß ihm das weiterhelfen würde. Sehr wahrscheinlich war der Bentley eigens zu diesem Zweck gestohlen worden. Ashton, der jetzt durch fast menschenleere Straßen rollte, rechnete jede Sekunde damit, das abgesprochene Störungszeichen zu vernehmen. Aber außer einigen Knackgeräuschen, die das Musikprogramm gelegentlich übertönten, hörte er nichts.  
    Eine halbe Stunde später hatte er Purley, und damit das Ende des Streckenplanes erreicht. Er bremste und sah im Rückblickspiegel, daß der Bentley etwa hundert Meter hinter ihm an den Rand des Bürgersteigs rollte und anhielt. Ashton holte eine Zigarette hervor. Er setzte sie in Brand und rauchte dann in langen, nervösen Zügen. Was sollte jetzt geschehen? War es dem Unbekannten nur darum gegangen, ihn auf die Probe zu stellen? Oder hatte er, Ashton, das Signal überhört? Nein, das war unmöglich. War etwas dazwischen gekommen? Oder hatte den Unheimlichen plötzlich der Mut verlassen, weil er annahm, beobachtet zu werden?
    Ashton fand keine Antwort auf diese Fragen. Er rauchte die Zigarette zu Ende und setzte den Wagen zurück, um zu wenden. Der Bentley führte das gleiche Manöver aus und verschwand in einer Seitenstraße. Aber später, als Ashton nach Hause fuhr, entdeckte er den Bentley wiederum hinter sich. Erst in der Nähe seines Hauses verlor er ihn aus den Augen. Ashton betrat wenig später mit dem Geldkoffer sein Haus.
    Der Butler empfing ihn in der Diele.
    „Ist ein Anruf für mich gekommen?" wollte Ashton wissen.
    „Nein, Sir."
    Ashton ging in sein Arbeitszimmer. Dort nahm er das Geld aus dem Koffer und verschloß es im

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