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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Telefonleitung dieses Zimmers überwachen und abhören wird. Wahrscheinlich wird es gar nicht so schwer sein, auf diese Weise den Anrufer zu ermitteln."
    „Mir ist es ziemlich egal, was die Polizei tut. Ich reise mit Britta zurück in die Staaten! Meine Schwester wird mich möglicherweise auslachen . . . aber ich habe jetzt einfach die Nase voll!"
    Ashton spürte das heftige Klopfen seines Herzens. Nein, sie durfte London jetzt nicht verlassen! Mit ihr würde seine größte Chance über den Ozean verschwinden!
    „Ich muß sagen, daß ich eine Flucht für übertrieben halte", meinte er. „Wollen Sie sich wirklich von einem kleinen Schurken ins Bockshorn jagen lassen? Ich finde, das ist Ihrer einfach nicht würdig. Die Polizei dieses Landes ist bekannt tüchtig. Sie wird nicht erlauben, daß man Ihnen auch nur ein Härchen krümmt."
    „Sie konnte nicht verhindern, daß der Fremde in dieses Zimmer eindrang und den Schmuck an sich nahm."
    „Ich bedaure sagen zu müssen, daß Sie daran nicht ganz schuldlos sind. Das Zimmer war nicht abgeschlossen. Der Schmuck lag leicht erreichbar auf dem Nachtschränkchen...“
    „Woher wissen Sie, daß das Zimmer nicht abgeschlossen war?" unterbrach sie ihn erstaunt.
    „Es stand in der Zeitung."
    Seine Antwort kam so rasch und sicher, daß Constance die Lüge gar nicht bemerkte.
    Ashton verfluchte innerlich sein Ungeschick. Er mußte vorsichtiger sein! Constance war nicht dumm; wenn er seine Rolle nicht mit größter Umsicht spielte, konnte er leicht in kaum vorstellbare Schwierigkeiten geraten.
    „Ja, es ist teils meine Schuld", gab das Mädchen zu. „Ich verspreche Ihnen, in Zukunft vorsichtiger zu sein."
    „Sie bleiben also?"
    „Ich weiß es noch nicht. Ich werde mit meiner Schwester darüber sprechen. Sie soll entscheiden."
    Er kletterte aus dem Wagen, nachdem er vorher das Seitenfenster herabgekurbelt hatte. Einen Moment stand er wie unentschlossen neben dem Wagen und blickte interessiert um sich. Es herrschte der gewöhnliche Morgentrubel; er sah die dunkel gekleideten Männer mit ihren Regenschirmen und Bowlerhüten auf dem Wege in die Büros der City. Er sah die grau-schwarze Menschenmenge, die ameisenhaft einem bestimmten Ziel zustrebte, und er sah hier und da ein einzelnes Gesicht, das sich durch Schnitt und Einprägsamkeit aus der Masse hervor hob. Aber er sah nirgendwo
    einen Mann, der der Beschreibung entsprochen hätte, die Constance von dem Unheimlichen gegeben hatte. Ashton warf einen Blick auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr. Zehn Minuten nach neun. Der Fremde hatte eine generalstäblerisch präzise Einhaltung seiner Weisungen verlangt, und Ashton hatte Ursache, sie im Moment strikt zu befolgen. Er war sogar bereit, sich von den zwanzigtausend Pfund zu trennen, weil er glaubte, daß es im Augenblick nur auf einen Zeitgewinn ankam. Binnen einer Woche hoffte er den notwendigen Anhaltspunkt zur Rückgewinnung des Geldes gefunden zu haben.
    Etwas steif näherte er sich dem Bankeingang. In der Rechten trug er das reichlich abgewetzte Lederköfferchen, dessen Benutzung der Fremde zur Bedingung gemacht hatte. Es war leicht und leer. In zehn Minuten würde es bis zum Rand prall mit Pfundnoten gefüllt sein. Ashton Cabott unterdrückte auf der obersten Stufe des Bankeinganges mannhaft das Verlangen, sich umzuwenden. Es war kaum anzunehmen, daß der Fremde ausgerechnet jetzt den Streckenplan ins Innere des Wagens werfen würde. Wahrscheinlich hatte er irgendeinen Straßenjungen damit beauftragt, den Zettel in den Wagen zu legen.
    In der Bank war Ashton keineswegs überrascht, festzustellen, daß sich der Kasierer über die ungewöhnlich hohe Auszahlungsanweisung schockiert zeigte. Mr. Cumber, der Leiter der Bank, eilte höchstpersönlich aus seinem dunklen Office, um ein paar Worte mit seinem guten Kunden Ashton Cabott zu wechseln.
    „Mißverstehen Sie uns bitte nicht", sagte er, „aber im Zeitalter des bargeldlosen Zahlungsverkehrs ist es mehr als ungewöhnlich, daß ein Klient die Auszahlung einer hohen Summe in kleinen und mittleren Banknoten fordert. Erfahrungsgemäß wissen wir, daß es sich dabei nicht selten um Kunden handelt, die durch . . . eh . . . Erpresser in eine höchst unangenehme Situation gebracht wurden. In diesen Fällen raten wir den Kunden stets, zur Polizei zu gehen. Es hat keinen Zweck, einem Erpresser zu vertrauen. Diese Burschen sind unersättlich. Wünschen Sie, daß wir
    Ihnen mit der erforderlichen Diskretion unseren Hausdetektiv zur

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