Der Unheimliche
liegt einer.«
»Dann gehen Sie ihn holen«,
befahl Porky . »Aber wenn Sie nicht wiederkommen, ist
es für diesen Herrn hier ein Unglück.«
»Ich komme wieder«, rief sie
fröhlich. »Das werde ich mir doch nicht entgehen lassen!«
Sie erhob sich von der Couch
und verließ schnell das Zimmer.
Etwa eine Minute später kehrte
sie mit einer Wäscheleine zurück und gab sie Porky .
»Gut«, sagte er. »Wo ist das
Schlafzimmer?«
»Es gibt drei«, antwortete Jo.
»Welches ziehen Sie denn vor? Wahrscheinlich doch das Gästezimmer?«
»Sie machen mich verrückt!«
rief er. »Sie und Wheeler werden sich jetzt etwas ausruhen, und Sie können das
Zimmer wählen.«
»In einem solchen Fall«,
erklärte Jo fast schelmisch, »glaube ich, ist mein Zimmer das beste .«
»Dann gehen Sie voraus«, sagte
er. »Und Sie folgen, Wheeler!« Jo ging in ein Schlafzimmer, das man nur als
heidnisch bezeichnen konnte. Meine Füße versanken in der Tiefe eines Teppichs.
Das Bett war übergroß, fast drei Meter im Quadrat. Drei Wände waren mit
riesigen Spiegeln eingelegt, die fast die ganze Fläche jeder Wand einnahmen,
und ein großer Spiegel war in der Decke eingelassen.
Als ich mich einigermaßen von
meinem Erstaunen erholt hatte, sah ich Jo an. »Wem gehört dieses Haus?« fragte
ich heiser.
»Die Agentur, von der ich das
Haus gemietet habe, sagte, er sei der Verleger einer Filmzeitschrift oder so«,
erklärte sie mit gespieltem Ernst. »Ist es nicht gemütlich?«
»Haben Sie begriffen, Wheeler,
was ich vorhabe?« fragte Porky . »Sie beide werden
gefesselt, damit Sie nicht in meiner Abwesenheit hier herumgeistern.« Er zog ein
Taschenmesser aus der Tasche und zerschnitt die Leine in vier gleiche Teile.
Dann reichte er mir zwei davon. »Sie fesseln diese Dame hier ans Bett — aber
richtig!« Jo streckte sich gehorsam auf dem Bett aus, und unter Porkys wachsamen Blicken band ich ihre Fußgelenke zusammen
und knüpfte das Ende des Stricks an den Bettrahmen am Fußende. Dann band ich
auch ihre Handgelenke zusammen und befestigte sie in gleicher Weise am
Kopfende.
Porky prüfte die Knoten nach und
nickte dann zufrieden. »Sieht ganz ordentlich aus. Nun sind Sie an der Reihe.«
Ich streckte mich auf dem Bett neben Jo aus, und Porky band mich in der gleichen Weise fest, wie ich es mit Jo getan hatte. Nachdem er
die Knoten überprüft hatte, trat er einen Schritt zurück und grinste.
»Vielleicht tue ich Ihnen damit einen Gefallen, Wheeler?« meinte er. Dann
verließ er das Zimmer und löschte im Hinausgehen das Licht. Die Tür schloß sich
hinter ihm, und ein paar Sekunden später hörte ich den Motor des Healy
aufbrausen.
Jo erstickte fast vor Lachen. »Sie
waren wahnsinnig komisch, Al! Er hat Ihre Geschichte mit Haut und Haaren
geschluckt. Er war völlig überzeugt!«
»Meine Geschichte?« fragte ich.
»Welche Geschichte?«
»Es war zum Totlachen«, sagte
sie. »Ich wäre vor Lachen beinah geplatzt, als Sie ihm erzählten, Sie wären bei
der Polizei. Man stelle Sie sich einmal als Polizisten vor!«
»Was ist denn daran bloß so
komisch?« fragte ich steif.
»Und auch noch ein Lieutenant!«
Sie schüttelte sich vor Lachen. »In meinem ganzen Leben habe ich so etwas
Komisches noch nicht gehört.«
»Ich bin aber bei der Polizei!«
stieß ich zwischen den Zähnen hervor.
Sie lachte noch immer. »Mir
gegenüber brauchen Sie wirklich nicht daran festzuhalten, mein Lieber. Ich bin
ganz auf Ihrer Seite.«
»Warum sollte ich denn nicht
ein Polizist sein?«
»Ach, Al! Ich bin schon
richtigen Lieutenants der Polizei begegnet. Sie haben keine Ahnung. Die sind
ganz anders als Sie.«
»Das wird hier immer
komischer«, erklärte ich sauer.
»Was sind Sie denn wirklich?«
fragte sie in vertraulichem Ton. »Ein Taucher?«
»Ein Taucher?«
»Sie wissen doch — ein
Taschendieb.«
»Richtig«, rief ich. »Deswegen
bin ich ja auch so verrückt nach Ihnen — dieses Négligé hat ja nicht eine einzige Tasche!«
»Es tut mir leid, falls ich Sie
beleidigt habe, Al«, meinte sie. »Es war ja nur ein Scherz. Ich glaube, Sie
sind mindestens ein Zuhälter!«
»Danke«, erwiderte ich, »Sie
wissen gar nicht, wie gut es mir tut, wieder gesellschaftlich eingeordnet zu
sein.«
Sie bewegte sich ein wenig hin
und her. »Jetzt kitzelt mich meine Nase, und ich möchte sie kratzen. Wann
werden Sie denn die Stricke zerschneiden, Al?«
»Wenn mir meine gute Fee ein
Messer bringt«, sagte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
»Beeilen
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