Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
verarbeiten Sie mehr im
Verlauf eines Jahres«, fragte ich interessiert. »Whisky oder Ehemänner?«
    »Es kommt ganz auf meine
Stimmung in dem betreffenden Jahr an«, antwortete sie. »Würden Sie gern mein
nächster Mann sein?«
    »Meinen Sie, wenn ich mal an
einem Wochenende nichts Besonderes vorhabe?«
    »Bei Ihnen könnte es sogar eine
ganze Woche lang dauern«, erklärte sie mir. »Sie sind so dynamisch.«
    »Wollen Sie mich damit fangen?«
    Sie lehnte sich zurück und sah
mich aus halbgeschlossenen Augen an. »Sie sind ein geheimnisvoller Mann, Al
Wheeler. Ich habe es vorhin schon gesagt. Erzählen Sie mir etwas von sich.«
    »Entschuldigen Sie bitte einen
Augenblick«, sagte ich, von meiner Neugierde getrieben.
    Ich streifte den Ärmel ihres Négligés bis zur Schulter zurück und betrachtete mir
aufmerksam ihren rechten Arm. Kein Tätowierungszeichen.
    »Haben Sie vielleicht etwas
verloren?« fragte sie interessiert.
    »Nichts Wichtiges«, antwortete
ich und griff wieder zu meinem Glas. »Mir kam nur plötzlich der Gedanke, Sie
könnten vielleicht Olga Kellner heißen. Aber wie ich sehe, ist das nicht der
Fall.«
    »Emma Ober heiße ich auch
nicht! Aber wenn Sie nicht bald mit diesem rätselhaften Gerede aufhören, Al
Wheeler, werfe ich Ihnen etwas Hartes an den Kopf.«
    Ich trank mein Glas aus und
setzte es auf dem Boden ab.
    »Wie lange kennen Sie Kaufman
schon?«
    »Erst seit Marlene ihn
geheiratet hat. Das ist etwas mehr als zwei Jahre her. Marlene und ich sind
schon seit einer Ewigkeit befreundet.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Seit
wir so groß waren«, fügte sie rasch hinzu, für den Fall, daß ich versuchen
sollte, etwas nachzurechnen, und dabei hob sie die Hand, »So groß.«
    »Völlig klar.«
    »Warum fragen Sie?«
    »Kaufman hatte in seiner
Gesellschaft heute drei Call-Girls. Es hätten vier kommen sollen, aber die eine
war verhindert.«
    »Das überrascht mich nicht«,
erwiderte sie. »Kaufman ist eine üble Wanze erster Güte!«
    »Würde es Marlene verletzen,
wenn sie es wüßte?«
    »Das weiß ich nicht«,
antwortete sie nachdenklich. »Ich bezweifle es, obwohl ich nicht glaube, daß
sie von der neuen Liebhaberei ihres Mannes etwas weiß.«
    »Ich dachte, es sei von ihm
ziemlich gewagt«, sagte ich. »Sie hätte doch jeden Augenblick anspaziert kommen
können.«
    »Ich kann überhaupt nicht
verstehen, warum sie nach L. A. gefahren ist«, erklärte nun Jo sinnend. »Wir
beide sind gleich nach meiner Rückkehr aus Reno zusammen einkaufen gefahren,
und das ist doch nur ein paar Wochen her.«
    »Nichts heilt ein gebrochenes
Herz besser als Unterhaltsgelder auszugeben«, meinte ich. »Diese Kaufman-Story
ist doch recht verwirrend.«
    Ich sah, daß ihr Glas leer war.
»Kann ich Ihnen noch etwas einschenken?«
    »Nein, danke«, erwiderte sie
bestimmt. »Ich bin nicht in etwas Kühles geschlüpft, weil ich die Absicht
hatte, so zu bleiben. Wenn Sie nicht bald einen Vorstoß unternehmen, Al
Wheeler, schicke ich das Négligé dorthin zurück, wo
ich es gekauft habe und sage den Leuten, daß es den von der Reklame geweckten
Erwartungen nicht entspricht!«
    Sie schwang ihre Beine auf die
Couch und ließ ihren Kopf in meinen Schoß fallen. Ich hatte gerade noch Zeit,
mein Glas abzusetzen, als sie mich auch schon umschlang, ihre Finger in meinen
Haaren vergrub und meinen Mund an den ihren zog.
    Ihre Lippen waren weich und
wollüstig.
    Nach einem Augenblick wehrte
ich sie ab und richtete mich auf. »Ich verkehre in den falschen Kreisen«,
erklärte ich ihr.
    Sie griff nach meiner Krawatte,
löste sie und knöpfte meinen Kragen auf. Dann zog sie mein Gesicht wieder
herab. Als mein Mund den ihren fand, erschauerte sie unbeherrscht. Sie grub
ihre Nägel in meine Schultern, und ihre scharfen kleinen Zähne bissen mir in
die Lippe. Ich küßte ihren Nacken, ihr Ohr...
    »Brauchen wir all das Licht?«
flüsterte sie. »Der Lichtschalter ist neben der Tür.«
    Ich stand auf, schlüpfte dabei
aus meiner Jacke und ging auf die Tür zu. Ich hatte den Raum zur Hälfte
durchquert, als mir in unangenehmer Weise bewußt wurde, daß wir Gesellschaft
hatten. In der Tür stand Porky Smith, eine 38er in
der Hand. Die Mündung einer 38er scheint einem immer ungeheuer groß, wenn sie
auf einen gerichtet ist. Diese sah aus wie der Eingang zu einem Tunnel.
    Ich tat nichts weiter
Heldenhaftes, sondern genau das, was jeder Polizist von Fleisch und Blut in
einer solchen Situation zu tun pflegt — ich hob meine Hände hoch

Weitere Kostenlose Bücher