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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gedroht?
Hat er gebrüllt und den starken Mann markiert? Hat er auch nur angedeutet, er
würde sein Dutzend oder mehr hochbezahlter oder von ihm abhängiger Anwälte ins
Feld schicken? Hat er mir etwa gesagt, ich sollte machen, daß ich aus seinem
Haus hinauskäme? Nichts von alledem! Von dem Augenblick an, da ich Porky sagte, ich sei von der Polizei, waren beide so damit
beschäftigt, um mich her zu kriechen, daß sie kaum noch Zeit für ein Glas
Whisky hatten!«
    Jo nickte verständnisinnig.
»Jetzt verstehe ich — es stimmte nicht mit ihrem sonstigen Verhalten überein!«
    »Richtig«, sagte ich. »Und
warum? Weil sie vermutlich etwas zu verbergen haben. Sie wünschen nicht, daß
die Polizei ihre Nase in etwas hineinsteckt. In was? Wahrscheinlich eine
ziemlich dicke Sache. Als sie feststellten, daß ich von der Polizei bin,
glaubten sie, ich sei dieser Sache auf der Spur — was es auch immer sein mag,
und das erschütterte sie bis ins Mark! Als sie dann feststellten, daß mich das
gar nicht interessierte, fühlten sie sich so erleichtert, daß sie mich beinahe
umarmt hätten!«
    »Heiliger Himmel!« rief Jo
begeistert. »Jetzt redest du wie ein richtiger Detektiv!«
    »Bin ich ja schließlich auch!«
knurrte ich.
    »Hatte ich beinahe vergessen«,
gestand sie. »Obwohl ich zugeben muß, daß du dich in dunklen Verhältnissen
offenbar ganz in deinem Element fühlst.«
    »Komm, gehen wir was trinken!«
schlug ich vor.
    Wir gingen ins Wohnzimmer
hinüber. Ich legte eine Platte von Eartha Kitt auf
den Plattenspieler, und leise ertönte Lazy Afternoon . Ich schenkte ein, gab Jo ein Glas und ließ mich in einem Sessel nieder. Sie
setzte sich auf meinen Schoß und kauerte sich zusammen wie eine Katze.
    »Und wie weit kommen wir nun
mit allen diesen Überlegungen?« fragte sie.
    »Sie hatten Angst«, antwortete
ich. »Angst vor einem Polizisten, der..., ja, was tat er denn Erschreckendes?«
    »Sag’s nur.«
    »Das einzige, was ich mir
vorstellen kann, ist, daß sie schlechthin Angst davor hatten, einen Polizisten
in ihrem Haus zu haben.«
    »Du meinst, daß sie etwas in
dem Haus verstecken?«
    »Genau.«
    »Das wird ja mit jeder Minute
aufregender«, erklärte sie. »Was verstecken sie denn deiner Ansicht nach?«
    »Olga Kellners Leiche«,
erwiderte ich sachlich.
    Guter Whisky schwappte aus ihrem
Glas auf meine Knie. »So etwas mußt du nicht sagen«, flüsterte sie. »Das ist
kein besonders hübscher Scherz!«
    »Ich scherze nicht.«
    Sie lehnte sich schwer gegen
mich und schloß die Augen. »Was willst du denn nun unternehmen?«
    »Ich kehre nach Vale Heights
zurück. Heute abend noch. Ich will versuchen, in
dieses Haus einzudringen und mich etwas umzusehen.«
    »Ist denn das nicht
gefährlich?«
    »Es kommt darauf an«, erwiderte
ich. »Nach dem gestrigen Schreck in der Abendstunde werden sie vielleicht
versuchen, die Leiche heute nacht wegzuschaffen, wenn
sie sie wirklich dort versteckt haben. Deswegen möchte ich heute
nacht im Haus sein. Selbst wenn sie die Leiche bereits weggebracht
haben, finden sich vielleicht noch Spuren, wo sie gelegen hat.«
    Sie erschauerte. »Nach
Einzelheiten werde ich nicht fragen!«
    »Dann geh doch heute abend in ein Kino, Liebling«, schlug ich vor. »Oder
bleib zu Hause und laß den Plattenspieler laufen.«
    »Das würde ich gern tun«, sagte
sie, »aber es geht nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich mit dir komme.«
    Ich stieß sie von meinem Schoß,
stand auf und packte sie an den Schultern. »Hör mal zu!« rief ich, »das ist
eine Sache...«
    Sie legte einen Finger auf
meinen Mund. »Paß auf! Ich kenne das Haus. Ich bin oft dort gewesen. Ich kenne
es gut — und du kennst es überhaupt nicht. Und noch etwas: Marlene ist meine
beste Freundin, und wenn der Mann, den sie geheiratet hat, ein Mörder ist, muß
ich alles tun, was ich kann, um ihn überführen zu helfen, ehe sie aus L. A.
zurückkehrt.«
    Ich dachte darüber nach, und es
klang ganz vernünftig. Wenn Jo mit dabei war und mir als Führer durch das Haus
diente, würde es in der halben Zeit zu machen sein. Und auch das Risiko würde
nur halb so groß sein.
    »Da hast du dir aber viel
vorgenommen«, sagte ich zu ihr.
    »Wann fahren wir?«
    »Erst am Abend. Wenn es nur
eine Möglichkeit gäbe, sie aus dem Haus zu locken!«
    Jo schnipste erregt mit den
Fingern. »Ich weiß — ich werde ihn anrufen!«
    »Bist du von Sinnen?«
    »Ich könnte ihn doch anrufen,
um zu fragen, ob Marlene bereits zurück ist«, meinte sie. »Das

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