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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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widerstehen?«
    »Du meinst wohl, welchem Mann
könntest du widerstehen!« entgegnete ich.
    Jemand klingelte an der Tür und
verdarb uns das Handgemenge, in das wir uns gerade stürzten.
    »Wer ist denn das?« fragte Jo
irritiert. »Vielleicht die große Gelegenheit?«
    »Sollte sie es sein, werde ich
ihr sagen, daß ich bereits versorgt bin. Aber vielleicht ist es besser, wenn du
erst einmal in die Küche verschwindest, Liebling, während ich feststelle, wer
es ist.«
    »Ich könnte bei dieser Gelegenheit
sogar etwas kochen«, meinte sie.
    Und damit ging sie in die Küche
hinaus.
    Es klingelte von neuem, und ich
öffnete die Wohnungstür. Ein ernst aussehender junger Mann mit blondem Haar und
Hornbrille stand vor mir.
    »Lieutenant Wheeler«, sagte er
mit gepreßter Stimme. »Ich muß mit Ihnen reden!«
    »Was!« rief ich aus. »Ist das
nicht Mr. Douglas Bond!«
     
     
     

NEUNTES KAPITEL
     
    W ir gingen ins Wohnzimmer, und
ich schenkte ihm ein Glas Whisky ein. Er setzte sich mir gegenüber auf die Kante
eines Stuhls und sah noch unglücklicher aus als das erstemal ,
als ich ihn gesehen und ihm erzählt hatte, daß seine Freundin ermordet worden
sei.
    »Was führt Sie zu mir, Mr.
Bond?« fragte ich ihn.
    »Ich möchte mich bei Ihnen
entschuldigen, Lieutenant.« Er lächelte gequält. »An jenem Abend — nachdem Sie
mir von Leila erzählt hatten — war ich wohl nicht mehr ganz Herr meiner Sinne.
Ich begann daran zu zweifeln, ob Sie wirklich zur Polizei gehörten, und so habe
ich mich gleich zur Mordkommission begeben und Lieutenant Hammond aufgesucht
und ihm alles erzählt, was Sie mir gesagt hatten, besonders das, was ich nach
Ihrem Wunsch ihm gegenüber nicht hätte erwähnen sollen. Es tut mir leid...«
    »Vergessen Sie’s«, tröstete ich
ihn.
    Er stürzte seinen Whisky
hinunter wie ein Mann, der einen Schierlingsbecher leert. »Haben Sie in Vale
Heights irgend etwas festgestellt?«
    »Nichts von besonderer
Bedeutung«, antwortete ich.
    »Und diese Olga Kellner — haben
Sie mit ihr gesprochen? Das heißt«, und sein Lächeln wurde noch gequälter, »ich
meine — haben Sie sie gefunden?«
    »Nein«, erwiderte ich. »Sie ist
spurlos verschwunden. Wir finden nicht den geringsten Anhaltspunkt.«
    »So?« stieß er leise hervor und
blickte auf seine Hände hinab.
    »Ich danke Ihnen jedenfalls,
daß Sie vorbeigekommen sind«, sagte ich zu Bond. »Es war nett, Sie
wiederzusehen. Aber würden Sie mich jetzt bitte entschuldigen, ich...«
    Er hörte mir nicht einmal zu.
Plötzlich hob er den Kopf, und seine Gesichtsmuskeln waren gespannt. »Da war
noch etwas anderes, Lieutenant«, erklärte er. »Ich habe Sie angelogen.«
    »In welcher Beziehung?«
    »Leila.« Er hielt seinen Blick
starr auf einen Punkt in der Luft über meinem Kopf gerichtet. »Ich habe
gelogen.«
    »Und in welcher Hinsicht?«
    »Es betrifft das
Tätowierungszeichen an ihrem Arm. Ich hatte gesagt, ich hätte es niemals
gesehen. Das war gelogen, denn ich hatte es gesehen. Ich wußte auch, was es
bedeutete.«
    »Und was hatte es zu bedeuten?«
    »Ich bezweifle nicht, daß Sie
es jetzt auch wissen«, erklärte er und versuchte zu lächeln, was ihm jedoch
nicht gelang. »Es bedeutete, daß sie für einen Mann arbeitete, der unter dem
Namen Schlange Lannigan bekannt war.« Er schluckte.
»Sie war ein Call-Girl!«
    »Das wußten Sie?« fragte ich.
»Und trotzdem wollten Sie sie heiraten?«
    »Ich liebte sie!«
    Man konnte wirklich nicht
behaupten, daß Douglas Bond nicht großzügig war.
    »Freilich hatten wir die
Bedeutung der Tätowierung festgestellt«, sagte ich. »Der Mann, den wir nun
wirklich gern zu fassen bekämen, ist natürlich Schlange Lannigan .«
    Bond schluckte einmal kräftig.
»Ich habe... in bezug auf Schlange Lannigan so meine eigene Theorie, Lieutenant.«
    »Lassen Sie hören.«
    »Ich glaube, daß es sich dabei
um einen Mann von einigem Einfluß handelt«, erklärte er. »Ein Mann mit Geld und
Macht. Jemand, der die Westküste sehr gut kennt.«
    »Das hat Hand und Fuß«, sagte
ich. »Und haben Sie dabei einen bestimmten Mann im Auge?«
    »Ja, das habe ich tatsächlich.«
    »Und der Name?«
    Er sah nun noch gequälter aus.
»Es bleibt doch unter uns? Ich habe ja keine Beweise und möchte nicht...«
    »Ich werde Sie nicht nennen«,
versicherte ich ihm. »Das geht nicht zu Protokoll, es ist eine vertrauliche
Unterhaltung zwischen uns beiden. An wen denken Sie also?«
    »Haben Sie jemals von einem
Mann mit Namen Eli Kaufman gehört?«

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