Der Unheimliche
— nehmen Sie die beiden Männer
aus dem Cadillac mit. Und kümmern Sie sich um die beiden Leichen in Jo Dexters
Haus. Dann warten Sie auf mich in meinem Büro.«
»Jawohl, Sir.« Hammond sah mich
an. »Ich hätte gern die Hälfte Ihres Glücks, Wheeler!« sagte er. »Wenn ich es
hätte, wäre ich jetzt Präsident der Vereinigten Staaten!«
»Da bin ich aber wirklich froh,
daß Sie Wheelers Glück nicht haben!« rief Lavers .
»Warten Sie noch auf etwas, Lieutenant?«
Hammond ging schnell hinaus. Lavers zündete sich eine Zigarre an und blinzelte mir zu.
»Jetzt sollten wir uns einmal die Leiche im Keller ansehen«, meinte er.
»Jawohl, Sir.«
Ich führte ihn in den Keller
hinunter. Er zog die Augenbrauen hoch, als er das gesprengte Schloß sah, sagte
aber nichts.
Er zog auch die Augenbrauen
hoch, als sein Blick auf das gesprengte Schloß des Blechkoffers fiel, sagte
aber immer noch nichts.
Einige Sekunden lang stand er
da und betrachtete Marlene Kaufman; dann blickte er zu mir auf.
»Ich sollte...«
Hilflos zuckte er die Achseln.
»Aber was hat es noch für einen Zweck!«
»Ich hätte um einen
Haussuchungsbefehl bitten sollen, Sir, natürlich«, sagte ich entschuldigend.
»Aber Sie wissen doch, wie lange es dauert, bis man einen bekommt, und ich
dachte, bei Kaufmans Beziehungen könnte es doch leicht sein, daß ihm jemand
einen Wink gäbe — ein Angestellter bei Gericht oder so — , irgend
jemand , der bei ihm auf der Gehaltsliste stand.«
Wieder brummte Lavers .
»Hier können wir nichts mehr
tun«, meinte er. »Wir kehren besser in mein Büro zurück und beginnen, den Gang
der Ereignisse zu klären. Zunädist einmal brauchen
wir ein Geständnis von seinen beiden Leibwächtern.«
»Jawohl, Sir«, sagte ich.
»Hätten Sie etwas dagegen, daß ich, bevor wir aufbrechen, noch ein Glas trinke?
Ich brauche es dringend; außerdem quillt dieser Keller vor Alkohol beinahe
über.«
»Ja, aber beeilen Sie sich!«
ZWÖLFTES KAPITEL
U m fünf Uhr morgens kam ich
endlich in meine Wohnung zurück. Es fiel mir ein, daß ich Jo meinen Schlüssel
gegeben hatte, und so drückte ich auf die Klingel und hoffte, daß sie nicht
allzu fest schliefe.
Es war nicht der Fall.
Innerhalb von fünf Sekunden öffnete sie die Tür. »Al!« Sie warf ihre Arme um
meinen Nacken. »Ich bin so froh, dich wiederzusehen!«
Ich trug sie ins Wohnzimmer
zurück und stellte sie dort wieder auf die Füße.
»Du wirst dich erkälten«,
mahnte ich sie, »wenn du so herumläufst!«
»Ich konnte nicht schlafen«,
erwiderte sie. »Erzähl mir alles! Warte einen Augenblick, ich werfe mir was
über und setze Kaffee auf!«
Zehn Minuten später war der
Kaffee fertig, und wir saßen auf der Couch und tranken.
»Alles ist soweit in Ordnung«, erklärte
ich. »Er wird es natürlich niemals zugeben, aber ich glaube, sogar der Sheriff
ist zufrieden. Mac und sein untersetzter Kollege redeten wie die Wasserfälle.
Wir sagten ihnen, wenn sie laut genug sängen, könnten wir eventuell vergessen,
daß sie dich und mich im Stich ließen, als Kaufman die Absicht hatte, uns beide
niederzuschießen.«
Sie nickte und sah mich mit
großen Augen an. »Es ist also alles vorbei?«
»Noch nicht ganz«, erwiderte
ich. »Es gibt noch eine Reihe von Punkten, die der Sheriff geklärt haben
möchte. Ich muß heute früh damit beginnen. Aber ich möchte noch ein paar
Stunden schlafen. Ich muß noch vor neun Uhr das Haus verlassen. Der
Staatsanwalt konnte es einfach nicht erwarten und wollte sich ein paar
Schlagzeilen sichern; also wird die ganze Geschichte in den Morgenzeitungen
groß hinausposaunt.«
»Warum schläfst du nicht bis
zum Mittagessen?« fragte sie. »Ich bringe dir das größte Frühstück, das du
jemals...«
»Ich kann es doch nicht, weil
der Staatsanwalt die Sache freigibt«, antwortete ich. »Ich muß vor neun Uhr von
hier verschwunden sein, Liebling.«
Ich stellte meine leere Tasse
auf den Tisch zurück. »Weck mich«, sagte ich. Ich lehnte mich zurück, schloß
die Augen, und damit war es geschehen.
Als ich erwachte, flutete das
helle Sonnenlicht herein und warf ein Muster auf den Teppich. Ich blickte auf
meine Uhr und sah, daß es Viertel nach zehn war. Strahlend kam Jo zur Tür
herein, die zur Küche führte, sie trug ein Tablett in ihren Händen. »Ich habe
dich schlafen lassen, Lieber«, erklärte sie, »und...«
Mehr hörte ich nicht. Ich
stürzte ins Badezimmer. Ich stellte die Brause an, rasierte mich in fünf
Minuten
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