Der Unheimliche
die...«
»Und was war nun mit Marlene
Kaufman?«
»Ich hatte sie kennengelernt«,
erzählte er. »Ganz zufällig. Wir fühlten uns vom ersten Augenblick zueinander
hingezogen. Es dauerte nicht lange, bis wir verrückt nacheinander waren. Aber
so konnte es nicht weitergehen — ich hatte kein Geld, und sie hatte mir von
Kaufmans Einstellung ihr gegenüber erzählt. Er würde niemals in eine Scheidung
einwilligen, sagte sie, und niemals würde sie einen Cent von ihm zu sehen
bekommen.
Es schien eine hoffnungslose
Situation. Als ich darüber nachdachte, wurde mir klar, daß Lannigans Organisation die meisten Beziehungen in Kaufmans Unternehmungen anknüpfen
konnte — in seinen Hotels und Bars. Da fragte ich mich, ob er nicht selber
Schlange Lannigan sei. Und dann überlegte ich mir,
daß es eigentlich unwesentlich wäre, ob er es nun wirklich war oder nicht —
wenn ich nur jemanden fand, der einen Eid darauf leistete. Mehr brauchte ich nicht.
Ich sprach mit Marlene darüber,
und sie hielt es für eine glänzende Idee, aber sie meinte, wir brauchten
zumindest zwei Menschen, die solche Erklärungen unterschrieben, bevor man von
einer wirklichen Bedrohung für ihn reden könnte. Sie versetzte also einen Teil
ihres Schmucks und ihrer Sachen, brachte damit zehntausend Dollar auf und gab
sie mir.
Ich wußte, daß Leila Cross
äußerst geldgierig war — für Geld würde sie alles tun. Und so versuchte ich es
bei ihr. Zunächst wollte sie nichts davon hören, aber als ich ihr fünftausend
Dollar versprach, wenn sie mir diese Erklärung unterschriebe, wurde sie anderen
Sinnes.
Ich gab ihr noch weitere
tausend, um ihre Freundin zu überreden — Angela Markon — , damit die ein gleichlautendes Schreiben unterzeichnete, und der Markon gab ich für ihre Unterschrift viertausend. Dann
übergab ich Marlene die Erklärungen. Sie sollte mir nach einigen Tagen Bescheid
geben und mir sagen, wie Kaufman darauf reagiert hätte. Aber dazu ist es
niemals gekommen.«
Ich zündete mir eine Zigarette
an. »Wußten nun die beiden Mädchen, ob Kaufman Lannigan war oder nicht?«
»Sie hatten keine Ahnung«,
antwortete Bond. »Sie erhielten ihre Anweisungen von Olga Kellner.«
»Was taten Sie, als Marlene
nichts mehr von sich hören ließ?«
»Ich wußte nicht, was ich
unternehmen sollte«, erwiderte er niedergeschlagen. »Ich wartete zunächst
einmal vier Tage und rief dann in Kaufmans Haus an; ich gab mich als einen der
ansässigen Geschäftsinhaber aus und bat, Mrs. Kaufman
sprechen zu dürfen. Ich weiß nicht, wer am Telefon war, aber man sagte mir
jedenfalls, sie sei in L. A., um Besorgungen zu machen. Ich wußte, daß das
nicht stimmte. Ich fragte mich, ob sie vielleicht mit einem der Mädchen in
Verbindung getreten sei, und so suchte ich Leila auf, aber die war
verschwunden. Dann wollte ich mich an Angela Markon wenden, aber auch sie war nicht mehr da. So kam ich auf den Gedanken, daß
Kaufman allen dreien etwas angetan haben konnte. Ein paar Tage später hielt ich
es für besser, ebenfalls zu verschwinden, für den Fall, daß er auch gegen mich vorgehen
wollte. So fuhr ich zunächst nach L. A. und kämmte dort erst einmal alle Hotels
durch, in der schwachen Hoffnung, Marlene könnte vielleicht doch in einem davon
wohnen. Aber das war natürlich nicht der Fall.
Dann kam ich hierher. Ich
suchte nach Leila und Angela und stellte fest, daß Leila im Bestattungsinstitut
arbeitete. Ich dachte, sie könnte mir vielleicht erzählen, was geschehen sei.
So rief ich sie an, und sie war einverstanden, sich einmal abends nach der
Arbeit mit mir zu treffen.
Sie erzählte mir, Olga Kellner
hätte ihr gesagt, sie befände sich in großer Gefahr und sollte sofort aus Vale
Heights verschwinden. Sie hatte sich gar nicht erst auf weitere Diskussionen
darüber eingelassen, sondern gemacht, daß sie davonkam. Mehr aber wollte sie
mir nicht berichten, obwohl ich den Eindruck hatte, sie wüßte noch einiges. Ich
hatte das Gefühl, daß mehr dahintersteckte. Deswegen habe ich sie an jenem Tag
noch einmal angerufen — ich wollte sie bitten, sich mit mir zu treffen. Ich
wußte ja nicht, daß sie schon tot war.«
Ich nickte. »Und als Sie dann
mit mir zusammentrafen, taten Sie das erstbeste, was Ihnen gerade einfiel, das
heißt, Sie spielten mir gegenüber die Rolle von Leilas Freund.«
»Das stimmt«, antwortete er.
»Und als Sie mich gestern morgen aufsuchten, waren Sie davon überzeugt, daß
Kaufman seine Frau ermordet hatte«, fuhr ich fort,
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