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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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genauso aus, wie Kathleen sie ihm beschrieben hatte. Aber die knappe Erwähnung der enormen Gewächshäuser dahinter hatte ihn nicht darauf vorbereitet, wie riesig die Gebäude aus Glas und Metall wirklich waren. Jedes von ihnen hätte anderthalb Football-Felder beherbergen können, und unter Einsatz seiner schwachen Erinnerung an die Umrechnungsregel für Quadratmeter kam er zu dem Ergebnis, dass die Fläche unter dem Glas ungefähr sieben Morgen groß sein musste. Ein hoher, mit Stacheldraht bekrönter Maschendrahtzaun lief rundherum, und ein gelegentliches Aufblitzen an den Drahtspiralen erweckte den Eindruck, dass sie mit Rasierklingen besetzt waren.
    Wie ein Gefängnis, dachte Steele, genau wie Kathleen gesagt hat.
    Was ihn noch mehr irritierte: Der gesamte Komplex sah praktisch menschenleer aus. Auf dem Parkplatz standen weniger als ein halbes Dutzend Fahrzeuge, und von einem einzelnen Wachmann am Haupttor abgesehen, konnte er niemanden erkennen, weder auf dem Grundstück noch bei den Gewächshäusern. Er richtete seine Aufmerksamkeit besonders auf diese und musterte sie mit dem Fernglas, das er mitgebracht hatte, konnte aber hinter den stark reflektierenden Scheiben nichts erkennen.
    Er lehnte sich zurück, öffnete die Seitenfenster und spürte, wie eine warme Brise über sein Gesicht strich. Vor der Beifahrertür summte eine Biene und machte die Runde durch die purpurnen Lupinen und den früh blühenden Phlox, der wild am Straßengraben wuchs. Die Blätter über ihm, die wie zitternde, seidig schimmernde Smaragde an den Zweigen hingen, füllten die Luft mit einem beruhigenden Rascheln, das sich unter die Pfeifgeräusche des sich abkühlenden Motors mischte.
    Er war an diesem Morgen in der Hoffnung hierher gefahren, dass irgendjemand vom Personal bereit sein würde, mit ihm über den Mann mit dem Pizzagesicht zu reden, der früher einmal bei ihnen gearbeitet hatte – jedenfalls gewillter als vor zwei Wochen, als McKnight ihnen Fragen gestellt hatte. Er hatte seinen Besuch so gelegt, dass er zur Mittagszeit ankommen würde, denn er nahm an, dass er dann einigen der Arbeiter zu einem Restaurant am Ort folgen konnte. Sobald sie sich nicht auf dem Firmengelände befanden, wären sie vielleicht eher zu reden geneigt, besonders wenn er ihnen das eine oder andere Bier spendierte. »Zum Auftakt werde ich ihnen meine Wunde am Bein zeigen und ihnen bestätigen, dass sie die ganze Zeit Recht hatten, sich mit Fred Smith und seinen Biestern unwohl zu fühlen«, hatte er Sullivan erklärt, als sie über seinen Besuch diskutiert hatten. »Eines habe ich in der Notaufnahme gelernt: Wenn es darum geht, von den Leuten Informationen über ihre Bekannten zu bekommen – Nachbarn, Arbeitskollegen und dergleichen –, dann löst nichts die Zungen der Leute besser, als wenn man ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.«
    Sie kicherte über sein zynisches Menschenbild, dann schimpfte sie, dass er eigentlich sowieso nicht die Arbeit der Polizei erledigen sollte. »Es ist abscheulich, wie sie es ablehnen, mehr Druck zu machen und dem Verdacht nachzugehen, dass jemand bei Agrenomics vielleicht den Mann mit dem Pizzagesicht auf Sie angesetzt hat«, erklärte sie voller Entrüstung. »Oder etwa nicht?«
    »Das sehe ich genauso«, versicherte er ihr.
    »Und warum sieht es dann nicht auch die Polizei so wie wir?«
    »Weil wir nicht den blassesten Schimmer haben, wer hinter mir her sein sollte, und warum. Weil sie nichts mit Rodez oder Hawaii verbindet. Weil sie denken, dass Agrenomics sich verdächtig verhält, aber das einzige Indiz, das Sie vorweisen können, die Tatsache ist, dass sich die Firma in Ihren Tests als blütenrein erwiesen hat. Ist es ein Wunder, dass McKnight nichts tun will?«
    Ihre Augen funkelten ihn so feurig an, dass er eine Sekunde lang befürchtete, zu direkt gewesen zu sein. Aber das Feuer verlosch, und nach ein paar weiteren Sekunden murmelte sie: »Ich denke, Sie haben Recht.«
    »Also ist es höchste Zeit, dass wir so viel wie möglich über diesen Ort erfahren. Während ich mit den Leuten rede, werde ich versuchen, diese quietschsaubere Oberfläche anzukratzen und ein bisschen im Dreck zu wühlen. Es muss einfach jemanden geben, der bereit ist, uns zu sagen, was da los ist.«
    Aber niemand tat ihm den Gefallen. Obwohl Steele sich keine fünf Meilen weiter in ein einladend aussehendes Straßencafé mit Bar gesetzt hatte, verging eine Stunde, ohne dass auch nur eine Seele aus den Laborgebäuden

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