Der Unsichtbare Feind
Eisenbahncontainer pumpen konnte, und er konnte eine gleichartige Anlage auf dem Gelände in der Nähe der Wand erkennen, dort, wo das Gleis endete. Seine Neugier zu erfahren, was sie verschickt hatten, wuchs.
Er machte sich daran, rasch am Zaun entlangzulaufen, weiter in die Felder hinein. Der Zaun war ungefähr 300 Meter lang, und er suchte sorgfältig nach Kameras. Wenn er irgendwelche Anzeichen für Überwachung entdecken sollte – so hatte er es sich ausgedacht –, würde er so tun, als ob er Vögel beobachten wollte. Sogar als es ihm nicht gelang, irgendwelche spähenden Linsen auszumachen, führte er eine Schau auf und beobachtete von Zeit zu Zeit ausgiebig mit seinem Fernglas den Himmel, nur für den Fall.
Schließlich erreichte er das hintere Ende der Barriere. Dort bog er um die Ecke, sah sich aber immer noch nach Videokameras über seinem Kopf um. Er kniete sich hin, um die Wade zu massieren, die durch den unebenen Boden und den schnellen Schritt wieder stärker schmerzte, und versuchte dann heimlich, genug Erde wegzukratzen, um unter dem unteren Rand des Drahtzaunes hindurchzuschlüpfen. Direkt unter der obersten Bodenschicht trafen seine Finger auf Beton. »Himmel!«, murmelte er, als ihm klar wurde, dass er nur mit Hilfe einer Drahtschere den Zaun überwinden konnte. Darauf versuchte er, in das Gewächshaus hineinzuspähen, aber während das spitze Dach aus klarem Glas bestand, reflektierten die Scheiben der Seitenwände das meiste Licht, sodass man vom Inneren kaum etwas sehen konnte. Alles, was er erkennen konnte, waren endlose Tische voller Tröge, die die abgebrochenen und zerbröselten Halme von Pflanzen enthielten. Sie mussten ungefähr einen Meter achtzig groß sein, und der Rest war offenbar bereits abgeerntet.
Enttäuscht drehte er sich um und machte sich auf den gleichen Weg zurück. Er hatte bereits die halbe Strecke am Zaun entlang bis zum Bahngleis zurückgelegt, als er plötzlich Stimmen zu hören glaubte.
»Scheiße!«, sagte er leise und sah sich um, bereit, sich herauszureden.
Aber er sah niemanden.
Trotzdem waren die Stimmen noch zu hören. Sie waren gedämpft, und er konnte die Worte nicht verstehen; es war so, wie wenn sich jemand in einem Nachbarraum unterhielt. Sie müssen aus einem der Gewächshäuser kommen, dachte er und versuchte zu erkennen, ob sich im Gewächshaus neben ihm irgendetwas bewegte. Aber er konnte nur Silhouetten erkennen, die den dürren Stängeln glichen, die er vor ein paar Minuten gesehen hatte.
Die Stimmen waren immer noch zu hören. Irgendjemand lachte sogar.
»Was zur Hölle ist da los?«, murmelte er, sah sich um und spürte plötzlich die Bestürzung eines Vernunftmenschen, der nicht mehr ausschließen kann, dass er tatsächlich einem Geist begegnet ist. Entweder das, oder ich habe doch mehr Sonne abgekriegt, als ich gemerkt habe, dachte er und war entschlossen, das Problem zu lösen.
Die Stimmen waren immer noch da. Sie drangen nicht so sehr von hinten, von vorn oder von der Seite, sondern eher von unten an sein Ohr.
Er untersuchte den Boden unter seinen Füßen. Es schien sich um gewöhnliche Erde zu handeln. Er schürfte sie mit der Schuhspitze beiseite. Noch mehr Erde. Er ließ seinen Blick nach links und rechts schweifen und entdeckte an der Stelle, wo er stand, direkt hinter dem Zaun, eine rechteckige, staubbedeckte Metallklappe. Er kniete sich hin und hörte die Stimmen jetzt lauter. Sie kamen mit Sicherheit aus einem Raum unter der Klappe, wohin auch immer sie führen mochte.
Fünf Stunden später
Das Läuten ihres Handys schien nicht aufhören zu wollen. Sie versuchte sich aufzuraffen, tastete in Richtung des Geräusches auf dem Boden herum, und während sie die Augen öffnete, konnte sie sich einen Augenblick lang nicht erinnern, warum sie in ihrem Büro geschlafen hatte. Während sie nach dem Handy angelte, warf sie einen Blick auf ihre Uhr. »Verdammt noch mal!«, murmelte sie, als sie sah, dass es schon 19:50 Uhr war. Sofort fiel ihr wieder ein, was sie vorgehabt hatte. »Nur ein halbes Stündchen Schlaf, und ich bin wieder topfit«, hatte sie den Technikern vor zwei Stunden versprochen, als sie die Augen nicht mehr offen halten konnte. Die Nachtschichten machten sie fertig – obwohl sie sich nachmittags zu Hause hinlegte und Lisa nach der Schule auf Zehenspitzen durchs Haus ging, um sie nicht zu stören. »Ich will mir die letzte Partie Gele ansehen«, hatte sie hinzugefügt, »also denken Sie daran, mich zu wecken.«
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