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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Offensichtlich hatten sie es nicht getan.
    »Kathleen? Dr. Julie Carr hier. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie störe, aber ich habe Neuigkeiten! Es ist seltsamer als alles, was Sie sich vorstellen können.«
    »Julie, aus Hawaii?«, antwortete sie und setzte sich mühsam auf. Vor ihrem Fenster sah sie in Richtung Westen einen orangefarbenen Fleck über einem dunklen Horizont, der das Ende des Tages besiegelte.
    »Richtig«, erwiderte die Virologin. »Hier ist es noch nicht mal zwei Uhr nachmittags, und wir sind gerade mit den Kontrollstudien für die Ergebnisse fertig, die wir in Ihren Proben von Hackets Farm gefunden haben.«
    »Wirklich?«, fragte sie, immer noch ein wenig groggy. »Aber wieso haben Sie denn damit zu tun? Und vor ein paar Wochen hat mir der Cheftechniker noch erzählt, dass mein Zeug weggeschmissen wurde –«
    »Das war vor dem Fehler, und es hat alles geändert. Lassen Sie mich von Anfang an erzählen.«
    »Ein Fehler?«
    »Als Erstes haben wir Nachweise für genetische Vektoren in den Maiskörnern gefunden, die Hacket an die Hühner verfüttert hat«, erzählte Julie weiter. »Die gentragenden Teile stammten hauptsächlich vom Blumenkohl-Mosaik-Virus, aber wir haben noch ein paar andere Typen herausgefischt, indem wir all die Primer eingesetzt haben, die Sie und Patton in Ihrer weltweiten Studie aufführen.«
    »Mein Gott! Ich hatte also Recht –«
    »Wir haben im Hühnerkot auch kleine DNA-Fragmente von H5N1, also Hühnergrippe-DNA, gefunden. Dafür haben wir die Restriktionsenzyme und Primer des Virus benutzt, die ich vom CDC in Atlanta bekommen habe.«
    Sullivans Hirn lief jetzt auf Hochtouren. »Wir haben also jetzt einen Beweis für meine Theorie – die Vektoren und der H5N1-Virus waren tatsächlich in direkter Nachbarschaft im Verdauungstrakt des Huhnes vorhanden. Julie, das reicht für eine Veröffentlichung. Das gibt meiner Theorie, dass die Vektoren dafür verantwortlich sind, dass der H5N1-Virus die Artengrenze überspringen konnte, eine viel größere Glaubwürdigkeit. Sydney Aimes, zieh dich warm an!« Das plötzliche Glücksgefühl, doch Recht gehabt zu haben, versetzte sie in beste Laune, trotz der düsteren Aussichten, die ihre Entdeckung für die Menschheit bereithalten mochte. Es war eine makabre Art von Ekstase, das wusste sie, eine innere Wärme, etwas erreicht zu haben, die nur Ärzte und Wissenschaftler empfinden konnten, wenn sie einen Verdacht erhärtet hatten, auch wenn es eine schlechte Neuigkeit war. Sie genoss sie trotzdem.
    »Immer langsam, meine Liebe. Sie haben noch gar nichts. Ich habe noch nicht erklärt, was nach dem Fehler passiert ist.«
    »Was für ein Fehler?«
    »Wie Sie wissen, haben die Leute im Labor Ihre Sachen bearbeitet, wann immer sie dazu Zeit hatten, und das bedeutete, dass am Ende meistens die neuesten Mitarbeiter die Arbeit erledigten. Eine der Gentechnikerinnen hat die Primer verwechselt und den Primer für H5N1, also für den Hühnergrippevirus in dem Vogelkot, in den PCR-Thermocycler gegeben. Der bearbeitete diese Maiskörner, um CaMV-Vektoren zu finden, Vektoren mit Blumenkohl-Mosaik-Viren.«
    »Sie hat was?«
    »Ich weiß, es klingt dumm, aber genau das ist passiert.«
    »Ja und? Sie hätte einfach anschließend das Gemisch wegwerfen und die PCR wiederholen sollen –«
    »Ganz genau. Ihr war aber nicht klar, dass sie den Fehler gemacht hatte, und ein anderer Techniker hat mit den DNA-Fragmenten, die dabei herausgekommen sind, eine Gel-Elektrophorese durchgeführt.«
    »Moment mal. Was für DNA-Fragmente? Es hätte gar keine Vervielfältigung von irgendwelcher DNA stattfinden dürfen, wenn sie den falschen Primer benutzt hat.«
    »Es gab aber Fragmente. Große, lange Ketten – alles DNA von H5N1. Das ist der Ursprung unserer Hühnergrippe.«
    »Wie bitte?«
    »Der H5N1-Virus war in dem Mais, Kathleen! Und ein CaMV-Vektor hat ihn da hineingebracht. Irgendjemand hat den Mais mit DNA von Hühnergrippe modifiziert.«
    »Sie machen Witze!«
    »Ich konnte es auch nicht glauben.«
    »Aber wie konnte sie da hinkommen? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie jemand H5N1 durch Zufall in Mais einbringt.«
    »Das haben sie auch nicht.«
    »Was?«
    »Ich konnte mir genau so wenig wie Sie vorstellen, wie das geschehen sein könnte. Aber als ich mir all diese H5N1-Fragmente angesehen und mit den Gelen des Virus verglichen habe, die das CDC mir geschickt hatte, fiel mir auf, dass sie sich nicht zu einem intakten Exemplar ergänzten. Zuerst dachte

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