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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ich, dass einige Teile fehlten, weil sie inzwischen zerfallen waren, aber als ich die Ergebnisse von weiteren Körnern erhielt, sah ich, dass jedes Mal dasselbe DNA-Fragment fehlte. Und als ich diesen Strängen eine ordentliche Virenhülle verschafft und sie in eine Kulturflüssigkeit gegeben habe, haben sie sich nicht vervielfältigt. Da wurde mir klar, womit wir es zu tun haben.«
    »Ich kapiere es immer noch nicht.«
    »Aber sicher verstehen Sie es. Irgendjemand hat systematisch diejenigen DNA-Abschnitte entfernt, die dafür sorgen, dass sich das Virus vervielfältigt, Kathleen. Sie haben ihn abgeschwächt, genauso wie wir Teile eines Virus entfernen, um seine Vermehrung zu verhindern, wenn wir einen Impfstoff daraus herstellen wollen. Wir lassen ihn aber noch intakt genug, dass die Proteine an seiner Oberfläche im Empfänger eine Antikörper-Reaktion auslösen. Nur dass sie diesmal die Modifikation auf der Ebene der DNA selbst gemacht haben.«
    »Wollen Sie damit wirklich sagen, was ich vermute?«
    »Dieser Mais ist ein genetischer Impfstoff, Kathleen. Ein schlecht gemachter, hoch gefährlicher genetischer Impfstoff. Diese Hühner in Kailua haben nicht deshalb auf die Oberflächenproteine und Antikörper für Hühnergrippe positiv reagiert, weil sie krank waren. Sie haben positiv reagiert, weil sie alle durch ihr Futter gegen die Infektion geimpft waren, ohne dass wir das wussten. Sie hatten die abgeschwächte DNA in ihre eigenen Gene eingebaut, ihre eigenen Virusproteinhüllen gebaut und eine Immunreaktion dagegen entwickelt. Wenn wir eine Menge Kontrolluntersuchungen an den Hühnern durchgeführt hätten, wären wir vielleicht darauf gestoßen, aber wir hatten ein totes Kind vor uns und haben vorschnelle Schlüsse gezogen.
    Was soll ich sagen? Diese Hühner waren immer noch verdammt gefährlich – sie haben einen Impfstoff geschissen, angefüllt mit langen Strängen beinahe intakter H5N1-Viren, alle bis zum Stehkragen voll mit Enhancern, Promotoren und Transposonen. Es ist kein Wunder, dass sie sich mit dem menschlichen Grippevirus rekombiniert haben, sobald erst der kleine Tommy Arness seine Nase mit dem Zeug geimpft hatte. Zur Hölle, wenn wir nicht die Vögel umgebracht hätten, hätte jeder andere, der Grippe hatte und mit ihnen umging, auch die Hybride ausbrüten können, und dann hätten wir es mit einer richtigen Epidemie zu tun gehabt.«
    »Mein Gott!«, murmelte Sullivan.
    »Die Sache hat hier wirklich einigen Wirbel gemacht«, fuhr Julie fort. »Wir haben das Gesundheitsministerium informiert, das Ministerium wiederum die Polizei, und da wir alle wissen, dass es auf der Insel nur eine einzige Anlage gibt, die gut genug ausgerüstet ist, um mit genetischen Impfstoffen umzugehen, hat Biofeed schon einen offiziellen Besuch von den Hütern des Gesetzes bekommen. Die nachfolgenden Dementis, dass sie niemals mit solchen Produkten gehandelt hätten, schallen so laut aus dem Büro des Vorstandsvorsitzenden, dass Sie sie wahrscheinlich sogar in New York hören können. Es ist nicht überraschend, dass sie inzwischen eine Mauer von Anwälten um ihre Archivabteilung aufgebaut haben, aber die Cops haben alle Dokumente dort für relevant in einem Fall von Verdacht auf fahrlässige Tötung erklärt – das ist natürlich der Tod des kleinen Tommy Arness –, und es heißt, dass sie morgen zu allem Zugang bekommen sollen. Eben dieselben Detectives rollen auch den Mord auf der Hacket-Farm und den Überfall auf Sie wieder auf, weil sie es jetzt auch für möglich halten, dass jemand zu verhindern versucht hat, dass man die wahre Todesursache des Kindes herausfindet. Aber ich nehme an, dass Sie schon die ganze Zeit so etwas vermutet haben.«
    »Seit kurzem noch mehr«, erwiderte Sullivan, die in Gedanken schon viel weiter war. Doch sie wollte sich nicht die Mühe machen, Julie von Rodez, Agrenomics und Pizza Face, dem Wachmann, zu erzählen. »Julie, können Sie mir möglichst schnell die Restriktionsenzyme und Primer für H5N1 schicken, die Sie benutzt haben?«
    »Natürlich. Warum?«
    »Sagen wir mal, dass ich wahrscheinlich bald selbst mit einer Überraschung aufwarten kann.«
    Nachdem sie aufgelegt hatte, konnte sie kaum ihre Aufregung zügeln. Vor allem wollte sie Greg Stanton berichten, dass sie endlich beweisen konnte, dass die Morde in Rodez und Oahu mit Hühnergrippe zu tun hatten. Als sie ihn zu Hause erreichte, hörte sie Partygeräusche im Hintergrund. Dennoch hörte er geduldig zu, und als sie fertig

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