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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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reden.
    Und nicht nur über das, was oben passiert war. Von ein paar kurz angebundenen Wortwechseln abgesehen, hatten sie seit ihrem Streit vor einer Woche nicht miteinander gesprochen. Heute hatte sie sich fest vorgenommen, ihn nach dem Treffen abzupassen und reinen Tisch zu machen, zumindest so weit, dass sie zusammenarbeiten konnten, ohne dass die Atmosphäre zwischen ihnen so gespannt war. Wenn es überhaupt etwas nützt, mit ihm zu reden, dachte sie. Vielleicht ist er von der Intelligenz her genauso clever wie ich, aber wenn es darum geht, seine persönlichen Probleme zu erkennen, ist er wohl so einsichtig wie ein Baumstumpf.
    Endlich, eine Viertelstunde später, sah sie, dass Steele aus dem Gebäude kam. »Was hat dich so lange aufgehalten?«, fragte sie, nachdem sie über die Straße auf ihn zugelaufen war.
    »Er hat mir erklärt, was für ein Arschloch ich bin.«
    »Das hat fünfzehn Minuten gedauert?«
    »Er hat mir haarklein alles aufgezählt.«
    Das hat Stanton wenigstens richtig gemacht, dachte sie, und wollte Steele gerade vorschlagen, mit ihr zurück in die Espressobar zu gehen, als ihr Handy klingelte.
    »Kathleen!«, sagte Steve Patton, sobald sie sich gemeldet hatte. »Wie ist dein Treffen mit dem Dekan verlaufen?«
    »Frag besser nicht.«
    »So schlecht? Naja, ich habe etwas, um dich aufzumuntern. Lass alles fallen, was du gerade machst, und komm in mein Büro.«
    »Was?« Sie wurde auf der Stelle argwöhnisch. Er hatte sie praktisch jeden Tag angerufen, sie moralisch unterstützt und geduldig zugehört, während sie ihrer Frustration darüber Luft machte, dass sie keine Spuren fand, die offiziell zu Agrenomics führten. Tatsächlich schätzte sie es, sich an seiner Schulter ausweinen zu können, aber am Rande ihres Bewusstseins lauerte immer die Sorge, dass er es sich in den Kopf gesetzt haben könnte, sie wieder zurückzuerobern. »Steve, ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber im Moment kann ich gerade nicht –«
    »Am Telefon werde ich dir nichts erzählen, nur so viel, dass ich nicht nur einen Weg gefunden habe, wie du zu Agrenomics reinkommst, sondern du wirst auch ungestörten Zugang zu diesem Geheimlabor haben. Bring Steele mit, wenn er noch bei dir ist.« Und dann legte er auf.

18
    »Ein Wachmann auf Rente, der an Wochenenden bei Agrenomics arbeitet?«, fragte Kathleen. »Ist das nicht ein bisschen zu einfach, Steve?«
    »Zu einfach?« Er hob seine Arme so schwungvoll zum Himmel, dass er in der Carnegie Hall dafür Ovationen bekommen hätte. »Bei Gott, das ist wie Manna vom Himmel. Er ist völlig unerwartet zu uns gekommen, Kathleen, und hat uns seine Dienste angeboten. Ich bin schon so lange in diesem Geschäft, und doch überrascht es mich immer wieder, wie oft jemand Gewissensbisse bekommt, zu dir kommt und dir gibt, was du brauchst. Ja, wer hätte vor sechs Monaten vorhergesagt, dass Wissenschaftler aus der ganzen Welt Vektorstudien aus ihren eigenen Arbeitsstätten herausrücken würden, und alles nur als Reaktion auf einen Vorschlag, den du im Internet gemacht hast. Aber sie haben es getan.« Während er sprach, lief er vor einer Reihe von Fenstern hin und her, die auf drei Seiten des Raumes vom Boden bis zur Decke reichten. Sie boten ein Panorama von Süd-Manhattan mit beinahe jedem wichtigen Wahrzeichen in New York, angefangen mit TriBeCa und dem Hudson River im Vordergrund.
    Steele wusste, dass die Adresse so prestigeträchtig war, wie man sie in der City heutzutage nur bekommen konnte. Während er seinen Blick über die geschmackvolle Einrichtung schweifen ließ – Täfelung aus Mahagoni, dicke Teppiche auf Hartholzboden und all die wundervollen, antiken Möbel –, fragte er sich, wie viele Bäume für die Büroräume im 18. Stock ihr Leben hatten lassen müssen. Er bemerkte auch, dass Pattons umfangreiches Personal ausnahmslos weiblich war, attraktiv und jung. Für einen ›unheilbaren Umweltschützer, der nie aus den Sechzigern herausgekommen ist‹, war er ganz schön weit gekommen, sowohl mit der Blue Planet Society als auch persönlich.
    Steele machte noch eine weitere Beobachtung, und diese nicht ohne Befriedigung. Es war die Art, wie zurückhaltend Kathleen dem Mann gegenüber war. Sie teilte mit Sicherheit nicht seine flammende Begeisterung. »Das kommt mir trotzdem ein bisschen zu günstig vor«, sagte sie. »Woher wissen wir, dass er nicht mit Pizza Face oder diesen Mistkerlen zu tun hat, die es auf mein Labor abgesehen hatten?«
    »Nach all dem, was passiert

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