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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Merkmal für ein reinrassiges Vollblut. Zeigen Sie ihr die Rennbahn, und sie kann nicht widerstehen, aus vollem Herzen loszulaufen.«
    Sie erstarrte sichtlich.
    Gut, dachte Steele. Nicht, dass er Hoffnung hatte, dass Pattons Fauxpas seine Chancen bei ihr auch nur einen Deut verbessern würde. Davon abgesehen, dass sie wieder seinen Vornamen benutzte, war ihr Verhalten ihm gegenüber mehr oder weniger genauso kühl wie immer. Sie war meistens aufreizend höflich bis zur Gleichgültigkeit. Es half ihm nur, zu wissen, dass er nicht der einzige Mann im Raum war, dessen emotionaler Intelligenzquotient sich im einstelligen Bereich bewegte.
    »Was für ein großer Tag für den Umweltschützer«, sagte Patton triumphierend.
    Auf Kathleens Gesicht breitete sich ein Ausdruck des Widerwillens aus.
    Mach nur weiter so, dachte Steele und lächelte Patton aufmunternd zu.
    »Hey, ich habe gerade eine Idee«, fuhr der Mann fort. »Wenn ihr Glück haben solltet und am vierten Juli früher fertig werdet, dann kommt doch hierher zurück und genießt das Feuerwerk. Ich meine, seht euch doch nur die Aussicht an.« Er drehte ihnen den Rücken zu und machte wieder eine seiner ausladenden Gesten. Er breitete die Arme aus, als ob er gerade persönlich zum ersten Mal das berühmteste Stadtpanorama der Welt enthüllte. »Wir können besprechen, was ihr erfahren habt, die weitere Strategie planen und Champagner trinken, während wir das Schauspiel genießen. Von hier oben wird das ein großartiger Anblick. Sie haben extra für das Millennium eine neue Produktion gemacht, wisst ihr. Stellt euch nur all die roten, weißen und blauen Raketen vor, und wir können dann sehen, wie sie praktisch alle wichtigen Wahrzeichen von New York beleuchten!«
    Steele musste zugeben, dass es spektakulär sein würde. Normalerweise hatten er, Chet, Martha und früher auch Luana das Feuerwerk vom Dach des Krankenhauses aus beobachtet. »Tut mir Leid«, sagte er, »aber wenn wir wirklich rechtzeitig für die Show wieder zurück sind, gehe ich zu meiner Familie. Das ist eine Familientradition.«
    »Und was ist mit dir, Kathleen! Ich werde ein paar Langweiler von der Regierung einladen. Dann kannst du ihnen aus erster Hand von dem Dreck erzählen, den ihr ausgegraben habt. Die Party wird ziemlich lange dauern; du kannst also so spät kommen, wie du willst.«
    »Ich habe auch Familienpläne«, erwiderte Kathleen und ging rasch zur Tür.
    Steele murmelte seinen Abschiedsgruß und folgte ihr.

 
III S OMMER
     

19
    Dienstag, 4. Juli 2000, 17.05 Uhr
    Sie standen in völliger Dunkelheit am Rand des langen Korridors und lauschten.
    Im Vergleich zu der schwülen Hitze, die sie draußen zurückgelassen hatten, fühlte sich die Luft auf Steeles Gesicht kühl und feucht an, und die absolute Geräuschlosigkeit hier unten lastete auf ihm wie ein Gewicht. Er streckte den Arm in die Dunkelheit, um sich davon zu überzeugen, dass die Wände ihren Abstand bewahrten.
    »In welche Richtung?«, flüsterte Kathleen dicht hinter ihm.
    Er trat einen Schritt vor, schaltete die Lampe auf seinem Helm an, auf dem sie bestanden hatte, und lenkte den Lichtstrahl auf das Labor. Die weit entfernte Tür wirkte wie eine Miniatur, die in dem blassblauen Lichtkreis schwebte. »Warum komme ich mir nur vor wie ein Versuchskaninchen?«, hörte er sie murmeln.
    Wenige Minuten später gaben sie den vierstelligen Zahlencode ein, den der Wachmann Patton geliefert hatte. Aus dem Inneren des Raumes war ein leises Summen zu hören. Steele ergriff das Rad in der Mitte der Tür, drehte es gegen den Uhrzeigersinn, bis das Schloss aufsprang, und zog. Die Sicherheitstür öffnete sich mit einem saugenden Geräusch.
    Steele erinnerte sich an seinen Besuch in Atlanta. Dort hatten sie das Labor im Vergleich zur Außenwelt ständig unter Unterdruck gesetzt, um zu verhindern, dass verseuchte Luft entwich. Sie stiegen durch die Öffnung, zogen die Tür hinter sich ins Schloss und hörten ein lautes Klicken, als der Schließmechanismus sich selbst wieder einschaltete und sie einschloss. Er blickte durch das Fenster in die Dunkelheit des Ganges zurück, den sie gerade verlassen hatten, und stellte sich vor, wie sich unbemerkt Körper an sie heranschlichen, während sie arbeiteten. Wir sitzen hier wie auf dem Präsentierteller, dachte er schaudernd. Er versuchte seine Furcht zu unterdrücken, drehte sich um und erforschte die Dunkelheit um ihn herum mit der Helmlampe. Der Raum schien unverändert zu sein, bis er den

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