Der Unsichtbare Feind
Kinder.«
»So wie es aussieht, hängt dein Job an einem seidenen Faden, mein Freund, und Aimes rast vor Wut wegen all der Schlagzeilen in letzter Zeit. Und weil Dr. Sullivan anscheinend den Verstand verloren und sich vor der Universitätsleitung gerechtfertigt hat, will er mehr denn je an irgendjemandem ein Exempel statuieren, und im Moment bist immer noch du der Glückspilz.«
»Warum?«, warf Sullivan ein. »Nur weil er Dr. Steeles Karriere zerstört, heißt das nicht, dass sich die Impfstoffgeschichte in Luft auflöst.« Sie sprach seinen Namen in kaltem, formalem Ton aus, und aus dem Augenwinkel sah sie ihn zusammenzucken. Verzehr dich nur vor Gram, Blödmann, dachte sie, immer noch durch seine Zurückweisung verletzt.
»Das nennt man Schadensbegrenzung«, antwortete Stanton. »Wenn in der Öffentlichkeit wegen unbegründeter Spekulationen ordentlich auf Richard eingeprügelt wird, werden alle sehr genau aufpassen, was sie über die Sache sagen. Sie werden sich nur an bewiesene Gefahren halten, nämlich diesen Impfstoff, und ihre Kritik auf die beiden beteiligten Firmen beschränken. Auf diese Weise, stellt sich Aimes vor, kann er den Schaden auf Biofeed und Agriterre beschränken und damit all seine anderen Kunden davor schützen, über den gleichen Kamm geschoren zu werden.«
»Hat Ihnen Aimes das gesagt?«, fragte sie.
»Natürlich nicht. Aber jeder Dummkopf kann sehen, was er vorhat!« Stanton zeigte direkt auf Steele. »Also denk nicht einmal im Traum daran, gegen Agrenomics ohne handfeste Beweise vorzugehen, Richard, wenn du auch nur einen Funken Interesse daran hast, deine alte Arbeit wiederzubekommen.«
»Glaubst du nicht, dass die Fotos, die ich dir gerade gezeigt habe, Beweis genug sind, dass sie etwas Gefährliches machen?«, forderte ihn Steele heraus und beugte sich auf seinem Sessel vor.
Stanton schnaubte verächtlich. »Mit diesen Schnappschüssen kann man nicht mit Sicherheit beweisen, dass da irgendetwas Illegales vor sich geht. Woher willst du wissen, dass sie nicht einfach noch vorsichtiger mit genetischen Vektoren umgehen, als es sogar Dr. Sullivan für nötig hält?«
Ihre Augen gingen zur Decke.
Steele stöhnte auf.
»Nun machen Sie aber mal einen Punkt, Greg!«, sagte sie.
»Kathleen, Sie müssen unbedingt eines begreifen: Im Moment sind Sie bei Aimes aus der Schusslinie, und Ihre Aktien bei der Uni stehen wieder gut, aber bitte treiben Sie es nicht zu weit. Wenn Sie wieder anfangen, ohne Beweise Behauptungen aufzustellen, stürzt sich Aimes mit der gesamten Finanzmacht, die hinter ihm steht, erneut auf Sie. Täuschen Sie sich nicht, Sie sind immer noch der schlimmste Feind all der Firmen, die er repräsentiert, und sie werden aus allen Rohren auf Sie schießen.«
Sie wich zurück. »Schließt schießen auch Feuerbomben und gemietete schwarze Lieferwagen mit ein?«
»Was?« Seine Stirn legte sich in Falten, und er schien ein paar Sekunden zu brauchen, um zu verstehen, was sie meinte. »Aimes ist ein Arschloch, aber Sie können doch nicht ernsthaft glauben, dass er auf derartige Mittel zurückgreifen würde. Das ist genau die Art von unbedachtem Gerede, die ihm den Vorwand liefert, ihnen eine Verleumdungsklage anzuhängen –«
»Apropos unbedachtes Gerede, Greg«, unterbrach Kathleen, »haben Sie irgendjemandem davon erzählt, dass Julie Carr den Impfstoff gefunden hat, nachdem wir am Freitagabend miteinander gesprochen haben?«
Sein Gesicht lief dunkelrot an. »Kathleen! Natürlich nicht. Wie können Sie es auch nur wagen anzudeuten, dass ich mit vertraulichem Material so unvorsichtig umgehe –«
»Wie ich es wagen kann? Ich wage es, weil ich es nicht mag, dass man mich beinahe umbringt oder mein Labor abfackelt.«
»Einen Moment mal –«
»Hören Sie sich gar nicht, wie Sie reden, Greg? Jetzt, wo mein Name wieder mehr Drittmittel einbringen kann als je zuvor, ist alles, was Ihnen Sorgen macht, dass ich ein braves Mädchen bin und meinen ›Schatz‹ für mich behalte.«
»Dr. Sullivan! Ich protestiere …«
»Kapieren Sie es nicht? Es ist mir scheißegal, wie viele Spender ich anlocke. Meine Priorität ist es, herauszufinden, was die Hundesöhne, die hinter Richard und mir her sind, vorhaben. Es interessiert mich nicht die Bohne, wen ich dabei beleidige, ob es Agrenomics ist, Sydney Aimes oder Sie!«
»Aber Sie haben das Rätsel doch gelöst. Diese Männer haben versucht, Sie daran zu hindern, die Sache mit dem Impfstoff herauszufinden. Lassen Sie die Polizei
Weitere Kostenlose Bücher