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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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rufen –«
    Ihr Schrei unterbrach ihn.
    Er fuhr herum und sah durch das Fenster, dass die Tür des Haupteingangs bereits geöffnet war. Nacheinander betraten sechs Männer mit dunkler Gesichtsfarbe in Uniformen des Sicherheitsdienstes den Raum. Zwei von ihnen trugen Waffen mit Schalldämpfern. Über die Lautsprecher in seinem Helm kamen die Befehle, die die Wachen einander zuriefen, in derselben Sprache, die er bereits in dem Video gehört hatte.
    »Verdammt, eine Falle!«, murmelte Kathleen gepresst und biss die Zähne zusammen.
    Steele hatte den schweren Hocker bereits in den Händen, hievte ihn unverzüglich über seine Schulter und schmetterte ihn gegen das Fenster. »Hilf mir, das Glas zu durchbrechen, bevor sie die Schutzkleidung anziehen können. Vielleicht schreckt sie das ab!«
    Das Geschoss traf auf die glänzende Oberfläche und prallte ab, als ob es gegen eine Ziegelmauer geschlagen wäre. Plexiglas, fiel ihm ein, und er wusste, dass er es niemals würde zerschlagen können. Die Männer auf der anderen Seite, die zunächst von dem Geräusch überrascht wurden, wechselten ihre Sachen gegen Operationskleidung, gingen dann zu den Schutzanzügen hinüber und zogen diese an.
    Kathleen griff sich einen zweiten Hocker und stieg damit auf einen der Arbeitstische, als ob sie vorhätte, jeden, der ihr zu nahe käme, damit zu erschlagen. Steele dachte an eine andere Waffe. Er lief zum Obduktionstisch hinüber, zog eine der Schubladen auf, die mit Sezierinstrumenten gefüllt war, und riss ein paar Skalpelle heraus. Er rannte zu dem Bereich vor der Luftschleuse zurück und reichte Kathleen einige hoch. »Halte sie so«, sagte er und nahm zwei Skalpelle so in die Faust, dass auf jeder Seite eine Klinge heraussah, dann machte er es mit der anderen Hand ebenso. »Ich werde sie an der Tür in Empfang nehmen. Wenn ich dem Ersten, der durch die Tür kommt, den Anzug aufschlitzen kann, müssten es sich die anderen zweimal überlegen, ob sie reinkommen sollen.«
    Sie lächelte ihn zur Aufmunterung matt an, aber ihr Blick verriet Panik.
    Einer der Sicherheitsmänner bemerkte, was Steele vorhatte. Der Mann grinste höhnisch und ging zu der Kontrolltafel hinüber, auf der sich die Schalter für die Druckventile befanden. Steele beobachtete, wie er den Arm hochstreckte und irgendetwas drehte, dann spürte er, wie seine Luftzufuhr versiegte.
    »Bastarde!«, hörte er Kathleen murmeln.
    Seine Maske wurde sofort von seinem Atem eingenebelt, und er sah, wie sich auch auf ihrem Sichtfenster ein undurchsichtiger Feuchtigkeitsschleier bildete. Bald würden sie gar nichts mehr sehen können. »Stelle dich Rücken an Rücken zu mir!«, forderte er Kathleen auf.
    Als sie vom Tisch heruntersprang und sich hinter ihm in Position brachte, ging derselbe Mann zur Funksteuerungskonsole hinüber und schaltete ihre Sprechanlage aus.
    Steele war mit seinen Atemgeräuschen allein und musste gegen die aufkommende Panik ankämpfen. Obwohl sein Sichtfenster immer mehr beschlug, konnte er immer noch sein und Sullivans Spiegelbild im Fenster erkennen, wie sie beide ihre Skalpelle schwenkten. Es erinnerte ihn an eine achtarmige Kreatur in Chets Videospielen, eine, die vor einem Feind immer die Giftstacheln schwang, so wie ein Skorpion seinen Schwanz. Der Mann, der sie praktisch taub, stumm und fast blind gemacht hatte, beobachtete sie beide, wobei sein Grinsen in einen besorgten Blick überging, während der Stahl in der Deckenbeleuchtung blitzte.
    Wenigstens gehen wir nicht kampflos unter, dachte Steele.
    Innerhalb von Minuten konnte er durch einen verschwommenen Nebel nur noch weiße Formen erkennen. Um sich zu verständigen, mussten sie so sehr schreien, dass er lieber schwieg und Luft sparte, aber er spürte, wie sich ihr Rücken an seinen presste, während sie warteten. Das Atmen fiel ihnen bereits schwer, und die Wärme seines eigenen Körpers erstickte ihn fast ebenso sehr wie der Sauerstoffmangel oder der steigende Kohlendioxidgehalt.
    Weitere Sekunden verstrichen. Er fühlte sich jetzt ganz leicht und wusste, dass keiner von ihnen mehr sehr lange durchhalten würde. Er versuchte, auf irgendwelche Geräusche zu horchen, die ihnen vielleicht signalisierten, ob die Männer in ihren Anzügen auf dem Weg hinein waren, aber er konnte nur das irremachende Geräusch seiner immer schneller werdenden, keuchenden Atmung hören. Als er in der Hoffnung, auf diese Weise irgendein Geräusch ihres Näherkommens zu erfassen, in kurzen Intervallen den Atem

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