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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ursprünglich gekommen waren. Steele blickte ängstlich zu Kathleen, besorgt, wie blass sie geworden war, seit er ihr die Schreckensbilder in den Käfigen gezeigt hatte. Ganz feine Schweißperlen bedeckten ihr Gesicht, und die Muskeln waren so angespannt, dass ihre Haut über den Wangenknochen ganz blutleer aussah.
    »Womit fangen wir an?«, fragte sie, und ihre Stimme klang genauso erschüttert, wie sie aussah.
    Er entdeckte einen Stapel beigefarbener Aktenmappen, die mit Maisversuche: RNA-VEKTOR 1 gekennzeichnet waren. »Ich nehme diese«, sagte er und begann, sie durchzublättern.
    Sie warf einen kurzen Blick auf einen ähnlichen Stapel mit der Kennzeichnung Benebelungsversuche: Vektor 2, aber nach einigen Sekunden legte sie sie wieder zurück und sagte: »Das ist mehr dein Revier.« Stattdessen machte sie sich daran, die Videokassetten durchzusehen.
    Er erkannte schnell, dass er die Krankenakten der Affen mit den hämorrhagischen Darmkrankheiten vor sich hatte. Sie waren genau wie ein Krankenblatt für Menschen aufgebaut und enthielten Angaben über den Krankheitsverlauf, Lebensfunktionen und Laborberichte. Er überflog Dossier für Dossier alle Eintragungen und lernte, dass die Krankheit mit ein bis zwei Tagen Erbrechen begann, begleitet von schwachem Fieber. Bis zum fünften und sechsten Tag traten massive Blutungen aus dem oberen und unteren Verdauungstrakt auf, begleitet von Zahnfleischbluten, hohem Fieber und niedrigem Blutdruck. Die biochemischen Daten in diesem Stadium zeigten massives Leberversagen, Gerinnungsstörungen, Abschwächung der Immunreaktion mit Verringerung der weißen Blutkörperchen und beginnendes Nierenversagen. Der Tod trat unabwendbar nach sieben bis vierzehn Tagen ein, und die Sterberate lag um 90 Prozent. Jeder dieser düsteren Fakten grenzte die Diagnose weiter ein, bis er bei dem einen Organismus auf dieser Erde ankam, der zu solchen Verwüstungen in der Lage war.
    Der Ebola-Virus.
    Seine Kehle war so trocken, dass er glaubte, nicht sprechen zu können, und sein Kopf war voller Fragen, mehr als er Antworten hatte. Er sah zu Kathleen hinüber, die inzwischen eine einzelne Kassette ausgewählt hatte. Die anderen lagen vor ihr verstreut und trugen mit dem Computer ausgedruckte Etiketten, entweder Maisversuche oder Benebelungsversuche, aber die Kassette, die sie in der Hand hielt, sah abgenutzter aus als die anderen und trug einen handgeschriebenen Aufkleber.
    Als sie bemerkte, dass er sie ansah, drehte sie die Box so, dass er es selbst lesen konnte. Menschenversuche: Vektor 1: Afghanistan. Ohne ein weiteres Wort schob sie die Kassette in den Videorekorder und drückte auf Play.

20
    Zuerst dachte er, dass die grobkörnigen Bilder in Schwarz-Weiß aufgenommen worden waren, bis er das rote Blut sah. Ansonsten hatten die dunklen Blutergüsse, das Erbrochene und die Exkremente auf der nackten Haut keine Farben.
    Die Kamera schwenkte über eine lange Reihe von Zellen und richtete sich auf ausgemergelte, unbekleidete Männer, die zitterten; ob vor Kälte oder Angst, war nicht zu erkennen. Einige zogen sich vor dem gleißenden Licht zurück, andere saßen nur da und blinzelten abgestumpft ins Objektiv. Noch andere waren zusammengekrümmt und erbrachen Blut oder kauerten im eigenen Dreck, während der Durchfall, teils schwarz, teils blutrot, aus ihnen herausfloss wie Wasser. Im Hintergrund hörte man Männerstimmen, die sich in einer Sprache unterhielten, die wie irgendein arabischer Dialekt klang.
    »Das ist Farsi«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
    Die Kamera zoomte heran, und der Erzähler erklärte auf Englisch mit starkem Akzent die klinischen Symptome jedes Mannes – das Frösteln, die Austrocknung, die Blutungen aus jeder Körperöffnung. Manchmal bellte er eine Reihe gutturaler Befehle, bis die Opfer aufstanden und die Position einnahmen, die am besten geeignet war, um der Kamera einen bestimmten Aspekt ihrer grotesken Verfassung zu zeigen. Bei anderen Gelegenheiten hielt er eine Karte hoch, die die steil ansteigende Fieberkurve des Opfers dokumentierte. Aber in jedem Fall hielt er seine Kamera auf die Nahrung des Patienten. Es schien ihm wichtig zu sein zu zeigen, dass es sich um einen Brei aus ungekochtem Mais handelte.
    Steele klammerte sich am Tisch fest, um nicht die Fassung zu verlieren, als die nächsten Zellen ins Bild kamen. Die Opfer hier waren Kinder, alle in ähnlicher Verfassung wie die Erwachsenen. Sie kauerten in ihr Schicksal ergeben am Boden und wimmerten,

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