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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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überlegte er sich, dass es der erste Schritt sein könnte, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen, wenn er dieses zweite Geheimnis lüften konnte – was ihr eben nicht gelungen war. Weil ihm ihre Freundschaft so viel bedeutete, war er bereit, in jede dunkle Gasse zu gehen, wie beunruhigend sie auch sein mochte, und jede Arbeit zu tun, wie viel es auch war.
    Und um vier Uhr morgens hatte er etwas gefunden. Ein einzelnes Elektrophorese-Gel, durch das die Teile eines H5N1-Hühnergrippe-Vektors gewandert waren, enthielt auch einen kleinen, zusätzlichen Flecken unten auf dem Streifen, der auf den anderen Dias fehlte. Den Unterlagen zufolge kam die Probe von einem Grashalm, der vor einem einzelnen Entlüftungsrohr des Gebäudes in Rodez gewachsen war.
    Er musste zugeben, dass die Möglichkeit bestand, dass solch ein isolierter Fund zusätzlichen genetischen Materials einfach das Ergebnis einer Verschmutzung sein konnte. Aber da sie die Hühnergrippe-Gene in einer ähnlichen Anomalie gefunden hatten, war es ausgeschlossen, sie nicht zu untersuchen.
    Und weil er die ganze Zeit wie ein Bioterrorist gedacht hatte, wusste er genau, welche Primer er benutzen musste, um sein Geheimnis zu entschlüsseln. Denn einen Terroristen musste das Infektionspotenzial des hybriden Genstammes interessieren. Aber um ihn zu produzieren, würden sie sich nicht auf ein spontanes rekombinantes Ereignis verlassen wollen, wie es mit Hilfe genetischer Vektoren in Taiwan und Hawaii eingetreten war. Sie würden die Hybride selbst herstellen und benutzen wollen. Denn was könnte noch tödlicher sein als ein genetischer Vektor, der bereits einen kombinierten, voll lebensfähigen hybriden Stamm von menschlicher Grippe und Hühnergrippe trug. Theoretisch könnte es dieselbe tödliche Kraft entfalten wie damals die Epidemie der Spanischen Grippe.
    Vor 14 Stunden, als die Sonne aufgegangen war, hatte er den Flecken sowohl mit Primern der H5N1-Hühnergrippe als auch der menschlichen H2N3-Grippe behandelt. »… er starb im frühen Morgenrot«, sang er bei der Arbeit, bevor er sich auf ein Klappbett legte, um ein wenig zu schlafen.
    Und jetzt, am Abend, zitterte seine Hand, als er das Mikroskop auf das Elektrophorese-Gel scharf einstellte, das er produziert hatte.
    Seinem Auge bot sich ein Muster aus horizontalen Streifen, die beide Stämme repräsentierten. Er hatte die Hybride.
    Er griff nach dem Telefonhörer und wählte die Nummer von Sullivans Handy.
    »Der Teilnehmer, dessen Nummer Sie gewählt haben, ist zurzeit leider nicht erreichbar. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Pfeifton.«
    Er versuchte es sofort bei ihrer Privatnummer zu Hause.
    »Sie ist nicht da, Dr. Doumani«, sagte Lisa. »Sie ist heute Nachmittag früh weggegangen, um mit Dr. Steele irgendetwas im Labor zu bearbeiten.«
    »Wie bitte?«
    »Das hat sie mir jedenfalls gesagt.«
    »Aber ich bin im Labor. Sie ist nicht hier.«
    »Oh je! Das tut mir Leid. Vielleicht sind sie schon wieder weg?«
    »Nein, Lisa. Ich war die ganze letzte Nacht hier und den Tag über. Es ist sehr dringend. Haben Sie irgendeine Idee, wo sie sonst sein könnte?«
    »Haben Sie es auf ihrem Handy versucht?«
    »Sie hat es abgestellt.«
    »Hm, also, Sie sagen, es ist wirklich dringend?«
    Er spürte etwas in ihrer Frage, als ob sie vielleicht doch eine Möglichkeit hatte, ihre Mutter zu erreichen. »Es geht um Leben und Tod, Lisa, ich schwöre es Ihnen.«
    »Oh, Mann, ich weiß nicht, was ich noch vorschlagen könnte. Meine Mutter hat nur gesagt, dass sie versuchen würde, heute Abend rechtzeitig zum Feuerwerk zurück zu sein, dass sie aber nichts versprechen könnte.«
    Das klingt, als ob sie schon eine andere Art Feuerwerk genießt, dachte er und nahm an, dass er gerade das Alibi der Frau für ein Rendezvous mit Steele hatte auffliegen lassen. Im Gebäude kursierten Gerüchte, dass die beiden am Abend des Überfalls das Gebäude in ziemlich dürftig bekleidetem Zustand verlassen hatten. »Lisa, sind Sie sicher, dass Sie sie nicht erreichen können?«
    »Das habe ich Ihnen doch schon gesagt.« Ihre Stimme begann zu zittern.
    Soll ich sie stärker drängen?, fragte er sich, als sie hinzufügte: »Ist sie irgendwie in Gefahr? Was ist ihr passiert –?« Ihre Stimme versagte, bevor sie den Satz beenden konnte.
    Verdammt! Jetzt habe ich ihr Angst gemacht. Ich hätte wissen müssen, dass ich vorsichtiger sein muss. Nach zwei Anschlägen auf das Leben ihrer Mutter musste das Mädchen ein nervliches Wrack sein.

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