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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wahrheiten zu finden, hatte die moderne Medizin immer noch keinen besseren Weg, eine endgültige Diagnose zu liefern, als einen Kadaver zu öffnen und seine Organe zu untersuchen, wenn auch mit moderner Ausrüstung. Dieses Prinzip sollte sich genauso gut auf Affen anwenden lassen.
    Rasch suchte er nach den üblichen Früchten der Leichenöffnung – Behälter mit konservierten Herzen, Lungen, Lebern und dergleichen sowie Gewebestreifen, die eingefärbt und auf Objektträgern montiert waren. Aber in den Gestellen mit Probenfläschchen und Präparaten und den Testreagenzien, die in den Schränken gleich daneben aufgereiht waren, fand er nichts. Auch die Borde unter den blitzsauberen Arbeitstischen brachten nichts anderes hervor als Körbe voller Röhrchen für Blutproben, Tupfer und Nährböden für Zellkulturen. Er zog noch ein paar Schubladen heraus, fand jedoch nichts anderes als eine Sammlung von Skalpellen, Gewebespreizern und Knochensägen – die Werkzeuge des Obduktionshandwerks –, die wie Spielkarten aufgefächert waren und für den nächsten Fall bereitlagen. Okay, dachte er, wo haben sie nach der ganzen Schnippelei die Ergebnisse hingetan?
    Drei Tische weiter standen mehrere Mikroskope. Er ging hinüber und zog weiter ungeduldig Schubladen auf, bis er schließlich einen Teil dessen entdeckte, was er brauchte – eine Reihe ihm vertrauter, flacher Behälter, die mit Schlitzen versehenen Kästchen, die in aller Welt benutzt wurden, um Objektträger für mikroskopische Präparate aufzubewahren.
    Irgendjemand hatte die Behälter etikettiert: Benebelungsversuche: Vektor 2. Diese wurden jeweils weiter unterteilt als Subjekt 1, Subjekt 2, ganz durch bis Subjekt 200.
    »Mein Gott«, sagte er laut, als ihm schlagartig klar wurde, was sich wahrscheinlich in dem Spray befand, das er gesehen hatte. Dann fiel ihm ein, dass Kathleen ihn hören konnte. In seinem erregten Gemütszustand hatte er vergessen, weiter mit ihr zu sprechen. »Entschuldigung!«, sagte er, drehte sich um und sah zum Fenster. Sie stand dort und beobachtete ihn immer noch, hatte allerdings bereits einen Schutzanzug übergezogen und wickelte sich gerade Klebeband um die Handgelenke. Offensichtlich wollte sie zu ihm hereinkommen. »Warte mal! Das hier ist ein Horrorkabinett, und du musst dich ganz fest isolieren. Brauchst du Hilfe mit deinem Anzug oder dem Klebeband?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bist du sicher? Die experimentieren hier mit mindestens zwei Organismen, beide tödlich. Einer könnte die Hühnergrippe-Hybride sein, und ich glaube, sie übertragen ihn mit einem Genvektor.«
    Ihre Hände stoppten mitten in der Bewegung, als sie gerade einen Streifen Klebeband um die Nahtstelle zwischen Gummihandschuhen und Ärmel wickelte. Nicht einmal die Entfernung zwischen ihnen oder die Fensterscheiben und Sichtfenster in den Anzügen konnten verschleiern, dass er das Entsetzen sah, das ihren Blick erfüllte.
    Er sah sie ein paar Sekunden lang an, um ihr Zeit zu geben zu verdauen, was er gesagt hatte; dann fügte er hinzu: »Du kannst es besser beurteilen, wenn du es selbst siehst. Kommst du rein?«
    Sie nickte langsam und ging zur Luftschleuse.
    Er kehrte zum Arbeitstisch zurück, legte den ersten Objektträger von Subjekt 1 unter das nächste Mikroskop, und nachdem er den Bildschirm angeschaltet hatte, stellte er das Bild scharf.
    Was er sah, raubte ihm den Atem. Er erkannte ohne Schwierigkeit das spitzenartige, rosa Lungengewebe, da es nur wenig Unterschiede zwischen Menschen und Primaten gab. Nur dass hier die Alveolen, die Lungenbläschen, in denen die Sauerstoffaufnahme stattfand, völlig zerstört waren. Sie waren überschwemmt von roten Blutkörperchen und aufgeplatzt, als ob sie von innen explodiert wären. Wichtiger noch, das Blutbad glich genau dem, was er auf der Konferenz in Honolulu auf den Dias von Tommy Arness' Lunge gesehen hatte. Er machte sich daran, rasch die anderen Präparate durchzumustern, und sah in mehr als der Hälfte der Proben praktisch immer das gleiche Bild.
    »Kannst du mich jetzt hören, Richard?«, unterbrach ihn Kathleen, deren Stimme durch den Lautsprecher drei Zentimeter von seinem Ohr entfernt ihn so überraschte, dass er vor Schreck fast vom Stuhl fiel. »Ich glaube, diesmal habe ich die richtigen Kanäle eingestellt.«
    Er fuhr herum und sah, dass sie schon durch die Luftschleuse hindurch war und sich an einen Luftschlauch anschloss.
    Fünf Minuten später standen sie vor den Dokumenten, derentwegen sie

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