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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Anwaltes zur Kontrolle nackter DNA zerschellt auf den Felsen. Weitere Einzelheiten nach einem Wort unseres Sponsors.«
    Niemand machte sich die Mühe zu erwähnen, dass die Polizei ihn später am selben Morgen wieder auf freien Fuß gesetzt hatte. Ebenso wenig zeigten die Nachrichtensprecher in ihrem Eifer, ihn zu kriegen, irgendwelche Bedenken, die Sorgen einer großen Gemeinde von Wissenschaftlern durch den Dreck zu ziehen. Aber am widerwärtigsten von allem fand er, dass sie Sandras Tod auf wenig mehr als eine pikante Randnotiz reduzierten.
    »Bastarde!«, schrie er, schleuderte die Fernbedienung auf den Fernseher in seinem Hotelzimmer und zuckte sofort zusammen, weil ihn die Wunden schmerzten. Seine zahlreichen Abschürfungen und Schnittwunden waren in der Notaufnahme des Honolulu General Hospital versorgt worden, aber sie brannten immer noch höllisch.
    Der Fernsehapparat überlebte seinen Angriff und zeigte ihm dafür irgendeinen Medienfuzzi mit Föhnfrisur, der sich mit offensichtlichem Vergnügen daranmachte, darüber zu berichten, was Kathleen Sullivan in der vergangenen Nacht über sich ergehen lassen musste.
    »Mein Gott«, sagte Steele, der noch nichts davon gehört hatte. Entgeistert versuchte er sie anzurufen, aber ihm wurde nur mitgeteilt, dass sie das Hotel bereits verlassen hatte und sich auf dem Weg zum Flughafen befand. Vielleicht weiß sie noch gar nicht, was für einen Zirkus ich verursacht habe, dachte er und fragte sich, ob sie die Berichte über ihn mitbekommen hatte, bevor sie ins Flugzeug gestiegen war.
    Als Nächstes rief er zu Hause an und bekam Martha an den Apparat. »Es geht mir gut«, versicherte er ihr schnell. »Die Polizei hat mich entlassen und –«
    »Kommen Sie nur schnell nach Hause, Richard«, unterbrach sie ihn. »Jetzt gleich! Chet braucht Sie hier. Er schämt sich zu sehr, um heute zur Schule zu gehen.«
    Drei Stunden später bekam er einen Stand-by-Platz. Bevor er an Bord ging, rief er Dr. Julie Carr an und bat sie, ihn zu informieren, wann der Gedenkgottesdienst für Sandra stattfinden würde.
    »Selbstverständlich«, versicherte sie, »aber was ist mit Ihnen? Geht es Ihnen gut? Es muss furchtbar für Sie gewesen sein.«
    Die Freundlichkeit in ihrer Stimme ließ fast die Selbstbeherrschung zusammenbrechen, mit der er mühsam seine Gefühle bezwang. »Ach, ich komme schon zurecht.« Er fand selbst, dass er nicht besonders überzeugend klang.
    »Dr. Steele«, sagte sie, »es mag vielleicht anmaßend klingen, aber wahrscheinlich müssen Sie einfach einmal von jemandem hören, dass Sie an ihrem Tod keine Schuld tragen.«
    Aber ich habe ihn auch nicht verhindert!, hätte er sie beinahe angeblafft. »Ich danke Ihnen«, antwortete er stattdessen. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie das sagen.«
    »Passen Sie gut auf sich auf.«
    Bei Sonnenaufgang New Yorker Zeit fuhr er vor seiner Haustür an der 36. Straße, Ecke Lexington Avenue vor. Er stellte so leise wie möglich sein Gepäck am Eingang ab und ging direkt in Chets Zimmer, wo er auf Zehenspitzen zum Bett seines Sohnes schlich und darauf wartete, dass er aufwachte. Während er dem Jungen beim Schlafen zusah, fiel ein Sonnenstrahl durch die Vorhänge auf das Gesicht des Jungen. Zögernd streckte Steele die Hand aus und strich über das wirre, schwarze Haar. Chet bewegte sich im Schlaf, wurde dann wieder ruhig und akzeptierte die Berührung mit einem zufriedenen Lächeln.
    Eine Woche später
    Morgan starrte verdrossen über die graue Oberfläche des East River in New York, der sich zur Südspitze von Manhattan, zur Freiheitsstatue und dahinter zum offenen Meer wälzte. Seine Farbe erinnerte ihn an die Farbe auf seinem Garagenboden – glänzend und dazu gedacht, Schmierfett oder Öl zu kaschieren, aber das gelang fast nie so ganz. Die Eile des Flusses, Amerika zu verlassen, ließen in ihm ähnliche Gedanken aufkommen.
    Er hob den Kopf und blickte auf das riesige Coca-Cola-Schild, das ihm gegenüber am Ufer in Queens dem Treibgut des Gewässers Lebewohl sagte. Die beiden C ragten fast genauso hoch auf wie die Vielzahl von Türmen, rußigen Kaminen und Betonsilos, die die Industriekulisse am anderen Ufer dominierten. Hinter ihm drang pausenlos der Verkehrslärm vom hochgelegten Franklin D. Roosevelt Drive herüber und mischte sich mit den Schreien der Seemöwen. Noch weiter hinten sahen die Gebäude des New York City Hospital und der amöbenhaft ausgebreitete Komplex der Medizinischen Fakultät zu ihm herüber, und jedes der

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