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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sullivan mit kaum hörbarer Stimme.
    Der Cop sah weiter finster auf sie herunter, während er die hintere Tür des Streifenwagens aufhielt, in dem sie saß, und schien mit ihrer Erklärung, warum sie überhaupt dort gewesen war, überhaupt nicht glücklich zu sein.
    Unfähig, noch an irgendetwas Sinnvolles zu denken, das sie ergänzen könnte, drückte sie sich in das Innere des Fahrzeugs und versuchte, nicht mehr zu zittern. Der Unterschied zwischen dem, was passiert wäre, wenn der Mann sie gesehen hätte, und dem, was tatsächlich passiert war, bestand aus einer Wolke, die vorbeigezogen war und in derselben Sekunde das Mondlicht verdunkelt hatte, in der er sich umgedreht hatte und aus dem Zimmer gelaufen war. Schließlich fragte sie: »Was haben die hier gemacht, und warum haben sie Mr. Hacket umgebracht?«
    Er seufzte schwer. »Es sieht so aus, als ob Sie in einen besonders heimtückischen Überfall gestolpert sind. Sie haben wahrscheinlich versucht, ihn zu berauben – heutzutage werden die Leute für weniger als hundert Mäuse umgebracht –, und alte, allein lebende Leute sind sehr häufig die Opfer. Jeder hier in der Gegend hat ihn gekannt, uns eingeschlossen. Es gab Gerüchte, dass er in letzter Zeit zu etwas Geld gekommen sein soll, nachdem er vor über einem Jahr zu arbeiten aufgehört und sich einen schicken, neuen Lastwagen gekauft hat. Einige von den örtlichen Klatschbasen haben sogar behauptet, dass er in diesem alten Haus irgendwo ein kleines Vermögen versteckt hat.
    Also, die Geschichte habe ich nicht geschluckt – es sieht eigentlich ganz so aus, dass er von der Hand in den Mund gelebt hat, nach dem, was wir im Haus gesehen haben. Aber ich nehme an, dass die Geschichten von einer geheimen Reserve ausgereicht haben, um seine Mörder anzulocken. Sie haben ihn mit Sicherheit überrascht. Er ist nicht einmal bis zu seinem Gewehr gekommen – das stand mit gespanntem Hahn und schussbereit unten im Flur. Wahrscheinlich haben sie versucht, ihn zu erschrecken, damit er ein nicht existierendes Geldbündel herausrückt. Dann sind Sie auf der Bildfläche aufgetaucht. Also haben sie ihm das Genick gebrochen und Sie verfolgt, um keine Zeugen zu hinterlassen.«
    Sie erschauerte und dachte an den gespenstischen Kopf, den sie am Fenster gesehen hatte. »Aber sie hatten Schalldämpfer«, sagte sie und versuchte immer noch, ihr Zittern unter Kontrolle zu bekommen. »Wenn sie Schalldämpfer hatten, warum haben sie ihn dann nicht erschossen?« In ihrem Schockzustand hatte sie zunächst keine Ahnung, warum sie ausgerechnet diese Ungereimtheit interessieren sollte. Wenn allerdings etwas für sie als Wissenschaftlerin keinen Sinn ergab, wie trivial es auch sein mochte, betrachtete sie es automatisch als eine Lücke, die gefüllt werden musste.
    »Wer weiß?«, erwiderte der Detective und machte eine ungeduldige Handbewegung. »Vielleicht drehen diese Scheißkerle einfach gerne jemandem den Hals um.« Er wandte sich um und sah zu, wie ein großer Laster mit der Aufschrift Hawaii Police Department auf den Hof fuhr.
    Seine rohe Bemerkung ließ sie erschauern. »Officer, lassen Sie mich Ihnen etwas erklären«, sagte sie und gewann wieder seine Aufmerksamkeit. »Ich bin eine Frau in einem Beruf, durch den mein ganzes Leben nur auf die einfache Idee ausgerichtet ist, dass ich, wenn ich die Gründe herausfinde, warum etwas geschieht, kontrollieren kann, was geschieht. Jemand wie ich wird besonders erschüttert, wenn solch ein Glückszufall wie eine vorüberziehende Wolke darüber entscheidet, ob ich lebe oder sterbe. Meine Art, mit einem Ereignis wie diesem fertig zu werden, ist, das Wie und Warum zu verstehen. Vielleicht bringe ich mich dann dazu zu glauben, dass ich es voraussehen kann, wenn es noch einmal passieren sollte. Sonst endet es wahrscheinlich damit, dass ich jedes Mal, wenn ich aus dem Haus gehe, Angst habe, ohne Grund und ohne Warnung überfallen zu werden. Also, tun Sie mir den Gefallen und schenken Sie mir reinen Wein ein.«
    Sie sah im Licht der Innenbeleuchtung des Wagens, wie er verwirrt die Stirn runzelte, während er sie musterte. »Ich weiß wirklich nicht, warum sie ihn nicht erschossen haben«, sagte er nach ein paar Sekunden zögerlich. »Es sieht so aus, als ob sie vorgehabt hätten, den Tatort anschließend in Brand zu stecken – wir haben in den vorderen Räumen ein paar Benzinkanister gefunden. Vielleicht wollten sie keine Kugel in seiner Leiche zurücklassen, damit es wie ein Unfall

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