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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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Gebäude war mit Insignien versehen, die an riesige Smiley-Buttons erinnerten. Über allem ging ein glitzernder Nieselregen nieder, zu fein, als dass man einzelne Tropfen hätte sehen können, jedoch dicht genug, dass sich die Luft auf seinem Gesicht wie ein feiner, feuchter Schleier anfühlte.
    »Sagen Sie unserem Klienten, dass er in nächster Zeit nicht noch einmal so einen verdammten Unfall der Sorte ›falscher Ort und falsche Zeit‹ für sie arrangiert!«, explodierte der Mann, der neben ihm stand. »Das würde einfach zu verdächtig aussehen. Und seine Leute, diese Idioten, die alles so stümperhaft vermasselt haben – ich meine, allein dass sie Waffen mit Schalldämpfern benutzen, wenn es wie ein Einbruch aussehen soll –, lassen Sie mich bloß mit diesen Typen in Ruhe! Wir haben verdammtes Glück, dass die Cops in Hawaii das Fiasko trotz allem immer noch mehr oder weniger so interpretieren, wie wir es beabsichtigt haben.«
    Morgan gab keine Antwort, sondern starrte weiter in die Ferne, während sich die Dunkelheit des Abends über sie legte. Noch 49 Tage, sagte er immer wieder zu sich selbst, und ich habe für den Rest meines Lebens ausgesorgt und bin in Sicherheit irgendwo in einem Tropenparadies. Aber die Sache mit Sullivan und die wachsende Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, hatten ihn so sehr aus der Fassung gebracht, dass das Versprechen unbegrenzten Reichtums seine Nerven nicht mehr so stählte wie zuvor. Auch motivierte ihn nicht mehr die Chance, den Lebensunterhalt derjenigen bei Biofeed International zu zerstören, die bereitwillig von seinen Taten profitiert und ihn dann wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hatten, als es schief ging. Er hatte sogar schon davon geträumt, sich einfach aus dem Staub zu machen, nur wusste er, dass ihr ›Kunde‹ ihn jagen und umbringen lassen würde. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte sich der Schlaf nicht mehr ohne Hilfe von Tabletten einstellen, und nur zu oft, wenn er doch eingedöst war, wachte er ein paar Stunden später mit pochendem Herzen und schwer atmend wieder auf.
    »Panikattacken«, hatte sein Arzt festgestellt und ihm noch mehr Kapseln ausgehändigt, diesmal rote statt der kanariengelben.
    Eine Windböe fuhr ihm in den Rücken und riss ihn mit einer kalten Regendusche über Kopf und Hals aus seinen Gedanken. Er warf einen Blick zur Seite und musterte den Mann, der ihn für diesen Wahnsinn mit den Verlockungen des Geldes und der Rache als Köder rekrutiert hatte. Ihm war klar, dass er sich besser genau überlegte, was er zu ihm sagte, oder er würde verraten, wie sehr sein Interesse, die Angelegenheit bis zum Ende zu führen, nachgelassen hatte, und er würde selbst zum Sicherheitsrisiko erklärt. »Aber wenn sie die Vektoren findet und damit in die Öffentlichkeit geht«, begann er, »könnte jemand bei Biofeed in Panik geraten und sich entschließen, reinen Tisch zu machen. Dann werden mein Name und die Verbindung mit Rodez ans Licht kommen. Sie wissen, dass sie sterben muss, bevor irgendetwas davon geschieht.«
    »Das weiß ich, verdammt! Das weiß ich! Aber wenn sie jetzt umgebracht wird, wird die Polizei in Hawaii über ihr ›knappes Entkommen‹ noch einmal nachdenken. Um es klar zu sagen: Sie werden den Verdacht hegen, dass sie vielleicht auch da schon das eigentliche Ziel gewesen ist, und danach ist es nicht besonders schwierig, darauf zu kommen, dass jemand etwas dagegen hatte, dass sie auf Hackets Farm herumschnüffelt und nach Genvektoren sucht, die mit der Hühnergrippe zu tun haben. Sobald ihr Morddezernat erst einmal speziell in dieser Richtung ermittelt, wird es noch wahrscheinlicher, dass bei Biofeed ein paar Leute in Panik geraten und singen, und dann kommen die Cops mit Sicherheit über Biofeed auch Ihnen auf die Spur. Ich wiederhole es, sagen Sie unserem ›Kunden‹, dass er seine Wachhunde zurückpfeifen soll!«
    Morgans Gefühl, in der Falle zu sitzen, wurde noch bedrückender, und ihm brach der kalte Schweiß aus. »Und wie, zum Teufel, soll ich ihn dazu überreden?«, blaffte er. »Kapieren Sie es nicht? Sein Team wird nicht aufgeben. Wahrscheinlich sind sie schon hier in New York und haben immer noch vor, sie aus dem Weg zu räumen.«
    »Schicken Sie dem Mann eine Nachricht. Erinnern Sie ihn daran, wie wenig Zeit es nur noch dauert. Sagen Sie ihm, dass die Labortechniker in Hawaii noch wenigstens drei Wochen brauchen, um Sullivans Proben zu bearbeiten, vielleicht länger. Selbst wenn sie es schaffen, den

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