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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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absprang und nur dort landete, wo Steele einen Augenblick zuvor gewesen war.
    »Hilfe! Helfen Sie mir!«, brüllte Steele weiter, und seine Stimme hallte laut wider, als das Echo durch den Tunnel wogte. Es gelang ihm, sich waagerecht an die Stäbe zu klammern, und er versuchte, sich weiter hochzuziehen, Hand über Hand, Bein über Bein. Aber das Metall war durch den Nieselregen rutschig geworden. Bevor er die Oberkante erreichte, verloren seine Handflächen, die schon nass waren, den Halt, und seine Schuhsohlen fanden keine Haftung. Er begann abzurutschen.
    Der Hund, der ihn beim ersten Sprung verfehlt hatte, ging auf die Hinterbeine, sprang gerade hoch und erwischte mit der Schnauze eine Ecke des Regenmantels. Er hängte sich mit seinem Gewicht von mindestens 50 Kilo an Steele und zog ihn noch weiter hinunter. Der zweite machte es ebenso, und die beiden Hunde hingen an ihren Zähnen unter ihm und pendelten wie Trapezkünstler.
    »Lasst los, verdammte Biester!«, schrie Steele, während er sich festklammerte. Seine Arme zitterten vor Anstrengung wegen des zusätzlichen Gewichtes, und seine Füße liefen an den glatten Stäben auf der Stelle. Einer nach dem anderen platzten die Knöpfe ab, und der Mantel sprang Stück für Stück weiter auf, aber das Material hielt stand, und jedes Rucken und Taumeln der Tiere zog ihn ein paar Zentimeter weiter nach unten.
    Innerhalb von Sekunden hingen seine unteren Gliedmaßen höher als die Schultern. Er spürte, wie das Blut, das aus seiner Wunde quoll, an seinem Bein herunterzulaufen begann. Es hatte schon seinen Schuh durchnässt, und der dunkle Fleck auf seiner Hose breitete sich in Richtung seiner Lenden aus. Er schrie und fluchte noch lauter und scherte sich nicht darum, was er sagte, solange ihn nur endlich jemand hörte. Aber als er einen Blick nach draußen warf, entdeckte er keine Menschenseele.
    Einer der Hunde fiel herunter, sprang aber sofort wieder hoch und schnappte nach seinem Kopf. Steele warf den Kopf zur Seite und entkam nur knapp den kräftigen Kiefern. Er spürte, wie die Zähne seine Kopfhaut streiften, und hörte die Kiefer Zentimeter hinter seinen Ohren zuschnappen. Die Angst trieb ihn dazu, seinen Oberkörper trotz des Gewichtes des anderen Tieres, das noch immer an ihm hing, weiter hochzuziehen. Mit einem weiteren Sprung kam der erste Hund dem zweiten wieder zu Hilfe, verbiss sich erneut in den Stoff und zog Steele mit dem zusätzlichen Gewicht wieder herab.
    Steele wusste, dass er nicht sehr viel länger durchhalten konnte. Er musste den Mantel loswerden. Er umklammerte die Stangen mit der linken Hand noch fester, ließ mit der zweiten los, griff den Mantelkragen und versuchte, das Kleidungsstück von seiner Schulter abzuschütteln. Aber durch die Nässe klebte der Stoff an ihm fest, und während er sich abmühte, wurde sein Griff um die Eisenstange ständig schwächer. Er holte aus und schlug dem Hund, der am leichtesten zu erreichen war, mit der Faust auf den Kopf. Der Hund knurrte wütend, ließ den Mantel los, drehte sich im Fallen, um Steele ins Handgelenk zu beißen, und fiel auf den Boden. Der zweite Hund versuchte dasselbe und verfehlte ihn. Von ihrer Last befreit hangelte sich Steele das letzte Stück bis zur Oberkante des Eisengitters hoch. Der Zwischenraum war nicht groß genug, um hindurchzuschlüpfen, aber er hatte genug Platz, dass er Arme und Beine einhaken und sich in sicherer Höhe an der oberen Kante des Gitters bäuchlings festklammern konnte.
    Unter ihm wirbelten die Hunde herum, fletschten die Zähne, sprangen hoch und krümmten sich am Höhepunkt jedes Sprunges mit knirschenden Zähnen zusammen, konnten ihn jedoch nie ganz erreichen. Voller Wut begannen sie zu bellen und verursachten solch einen Lärm, dass Steele das sichere Gefühl hatte, dass bald jemand den Aufruhr hören würde. Aber draußen war das Nieseln in Regen übergegangen, und als er den Fußweg entlangsah, der so quälend nahe war, konnte er niemanden entdecken. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das andere Ende der Passage, wo er durch die Gitterstäbe die 42. Straße sehen konnte. Seine Angst machte der Wut Platz, und er brüllte: »Hey, Sie da mit den Hunden! Holen Sie endlich Ihre Biester von hier weg!«
    Nur das Echo seines Gebrülls antwortete ihm.
    »Verdammt noch mal, sind Sie verrückt? Pfeifen Sie sie zurück!«
    Immer noch keine Antwort.
    Er sah Autos auf der anderen Seite des Gitters vorbeifahren und schrie noch ein paar Mal, aber ihre Fenster

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