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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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ausgeblutet war und in eine gewisse Betäubung fiel, würde er bald den Druck auf sein Bein lockern müssen.
    Noch einmal schoss ihm der Gedanke an Chet durch den Kopf, den er der Trauer überlassen würde. Nein! Verdammt, diesen Ausweg kann ich nicht nehmen, solange es noch die geringste Chance gibt.
    Er sah verzweifelt zur Esplanade hinüber. Sie blieb leer. Er spähte wieder durch die dämmrige Passage zur 42. Straße.
    Die Bewegung in der Dunkelheit war so langsam, dass er zunächst dachte, seine Augen würden ihm einen Streich spielen. Sekunden später flammte in einer dunklen Ecke in der Nähe des Eingangs ein Streichholz auf und beleuchtete ein schmales, pockennarbiges Gesicht unter dem Schirm der Mütze eines Wachmannes. Himmel, dachte Steele in ungläubigem Schrecken, der Scheißkerl muss die ganze Zeit dort gestanden und alles beobachtet haben! Das war kein Zufall.
    Im nächsten Augenblick verschwand die Flamme, und Steele starrte auf die glühende Zigarettenspitze des Mannes. Bevor er sich weit genug erholt hatte, um etwas zu sagen, hörte er einen Ruf vom Gehweg hinter ihm.
    »Hey, Mister! Brauchen Sie Hilfe?«
    Er drehte seinen Hals herum und sah eine Frau in Regenkleidung, die zwei vom Regen durchtränkte Spaniel zurückhielt, die streitlustig an ihren Leinen zerrten.
    »Ja! Rufen Sie die 911, die Polizei! Hier ist ein Wahnsinniger, der seine Hunde auf mich hetzt. Und einen Rettungswagen. Sie haben mir eine Arterie durchgebissen!«
    Er sah, wie sie in eine ihrer Jackentaschen griff und ein Handy herausholte.
    Aus dem Schatten, wo der Mann stand, kam ein scharfer Pfiff. Als ob ihrer Raserei der Strom abgeschaltet worden wäre, wirbelten die Schäferhunde herum und sprangen hinter ihm her, während er durch das Tor die Passage verließ. Sekunden später drehte der Lieferwagen mit quietschenden Reifen in die entgegengesetzte Fahrtrichtung und verschwand in der 42. Straße.

12
    »Ich weiß, dass ich nichts von all dem beweisen kann, Greg. Es ist nur so, dass die Übereinstimmungen zwischen den beiden Todesfällen – beiden Männern wurde das Genick gebrochen – und dass die einzige Gemeinsamkeit zwischen Oahu und Taiwan ein Ausbruch von H5N1, also Hühnergrippe, ist … also, das spukt mir einfach im Kopf herum.«
    »Sie glauben wirklich, dass ein Genetiker in Frankreich und dieser Farmer in Oahu umgebracht wurden, um irgendetwas zu verbergen, was mit der Hühnergrippe zu tun hat? Ach, kommen Sie, Kathleen. Heute Morgen habe ich Sie gebeten, mir handfeste wissenschaftliche Beweise zu liefern. Stattdessen tauchen Sie hier heute Abend mit Verschwörungstheorien auf.«
    Sie versteifte sich. Er war immer skeptischer geworden, seitdem sie den Mund aufgemacht hatte. Langsam dachte sie, dass es ein Fehler gewesen war, hierher zu kommen und mit ihm zu sprechen. Nach ihrer letzten Unterrichtsstunde waren sie sich über den Weg gelaufen, als sie gerade nach Hause gehen wollte. Impulsiv war sie herausgeplatzt, dass es seit ihrem morgendlichen Treffen bereits eine neue Entwicklung gegeben hätte. Freundlich, aber bestimmt hatte er ihr erklärt, dass er die Einzelheiten auf der Stelle hören wollte, und lud sie auf einen Drink in den Fakultäts-Club ein. In der wohlanständigen Umgebung von zu weich gepolsterten Sesseln mit Blumenmuster, von Vasen mit frischen Frühlingsblumen und gedämpfter Beleuchtung hörte er sich ihre Geschichte an und spielte dann herunter, was sie ihm erzählt hatte.
    »Ich glaube noch gar nichts«, konterte sie. »Ich sage nur, dass sich da eine alarmierende Möglichkeit aufdrängt.« Sie nahm einen Schluck Bier und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen.
    Stanton ließ seinen Weißwein unberührt auf dem Tisch stehen. »Und ich sage Ihnen, dass Sie schon wieder spekulieren. Himmel! Das ist genau das, was ich Ihnen zu unterlassen geraten habe!«
    »Sehen Sie, ich habe mich auch immer über die Extremisten in der Umweltbewegung lustig gemacht, die Verschwörungstheorien darüber ausgebrütet haben, wozu die Biotech-Industrie fähig ist, um ihre Fehler zu vertuschen. Aber das hier ist anders, und es ist persönlich.«
    »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
    »Ganz einfach, Greg. Wenn dieser alte Mann, der in Kailua umgebracht worden ist, irgendetwas mit dem Hühnergrippe-Ausbruch vor achtzehn Monaten zu tun hat, ist es dann nicht schon wegen des Zeitpunktes offensichtlich, dass sie sich nicht nur seinetwegen Sorgen machten?«
    »Sie wollen damit doch nicht andeuten,

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