Der Unsichtbare Feind
was ich jetzt denke?«
»Sie haben verdammt Recht, genau das will ich. Es kann nicht einfach ein Zufall sein, dass er wenige Tage, nachdem ich da hinausgefahren bin und um Bodenproben für genetische Vektoren gebeten habe, umgebracht wird. Ich muss in Betracht ziehen, dass sie auch mich umbringen wollten.«
»Mein Gott, Kathleen, das ist doch absoluter Verfolgungswahn! Wenn die Universitätsleitung davon Wind bekommt, dass Sie herumlaufen und solches Zeug erzählen, dann kann ich Ihnen auf keinen Fall helfen, Ihre Position zu behalten. Bitte hören Sie damit auf, bevor Sie Ihrer Karriere mehr Schaden zufügen, als ich ausbügeln kann.«
»Wirklich, Dr. Stanton, ich bin nicht paranoid«, schoss sie zurück und ließ ihrem irischen Temperament freien Lauf. Dass er da in seinem Luxusanzug saß, verwöhnt und gemütlich, während er ihre Befürchtungen abtat, ließ in ihr den Wunsch aufkommen, ihm seinen Wein über den Kopf zu schütten. »Es gibt eine solide Logik, die die Annahme stützt, dass diese Männer mit Schalldämpfern Killer waren und ich ihr Ziel.«
»Dr. Sullivan, ich möchte wirklich nicht solche Spekulationen –«
»Sie hören mich jetzt bis zum Ende an, Greg Stanton!«, unterbrach sie ihn. »Und dann können Sie mich für verrückt halten oder meine Karriere Aimes und seinen Genossen überlassen – ganz wie Sie wollen.«
Er öffnete seinen Mund, als ob er etwas erwidern wollte, sah den wachsenden Zorn in ihrem Blick und überlegte es sich anders.
»Alle Details passen zusammen«, fuhr sie fort. »Dass sie Hacket in diesem überhitzten Haus bei geschlossenen Fenstern eingesperrt haben, damit er keinen Lärm machen konnte, der mich hätte warnen können; dass sie ihn erst getötet haben, als ich angekommen bin, damit unser beider Todeszeiten praktisch gleich sind; die Tatsache, dass sie es vermieden haben, ihn mit einer Waffe zu töten, aber dennoch bereit waren, mir eine Kugel zu verpassen, und dann vorhatten, den Tatort in einem stümperhaften Brandstiftungsversuch in Rauch und Flammen aufgehen zu lassen – das passt alles mit der Absicht zusammen, ein falsches Szenario zu konstruieren. Ein Szenario, das die Polizei dazu bringen sollte zu glauben, dass Diebe den ersten Mord wie einen Unfall aussehen lassen wollten und dass sie mich dann nur deshalb erschossen haben, weil ich hereingeplatzt bin.«
»Warum sollten sie sich so viele Umstände machen?« Während sein Ton zu kalter Höflichkeit zurückgekehrt war, sagten seine Augen: Sie ist übergeschnappt.
»Weil die Killer mich nicht ohne weiteres umbringen konnten, ohne dadurch ziemlich klar zu machen, dass sie mich daran hindern wollten, die Proben zu untersuchen.«
Stanton schüttelte überdrüssig den Kopf, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Haben Sie diese Ideen schon irgendjemandem erzählt, Kathleen?«, fragte er, vergrub sein Gesicht in den Händen und massierte mit den Fingerspitzen die Schläfen.
»Na ja, ich habe sie mit ein paar Kollegen diskutiert. Warum?«
Stanton sah sie an und seufzte, während er sich mit den Fingerspitzen zu den Augenwinkeln vorarbeitete und sie weiter kleine Kreise beschreiben ließ. »Mit wem?«
»Äh, mit Dr. Doumani, meinem Assistenten … äh … Steve Patton natürlich – er und ich arbeiten seit Jahren an diesem Thema, also tauschen wir routinemäßig Informationen aus.«
Sie fügte nicht hinzu, wie schwierig ihre wissenschaftliche Gemeinschaft in letzter Zeit geworden war. Sie musste Steve allerdings zugestehen, dass er auf ihre Geschichte mit Enthusiasmus reagiert hatte. »Jetzt kommst du endlich voran«, hatte ihr früherer Liebhaber gesagt. »Lass es mich wissen, wenn ich dir helfen kann.«
»Und ich habe versucht, Dr. Steele darüber zu informieren«, zählte sie weiter auf, »um zu sehen, was er darüber denkt, da er über die Probleme auf dem Laufenden ist und einen unverbrauchten Blick auf die Dinge hat –«
»Und was hält Richard von Ihren Ideen?«
»Ich weiß es nicht. Ich habe ihm schon vor einiger Zeit eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen, aber er hat sich noch nicht bei mir gemeldet. Vielleicht weicht er meinen Anrufen immer noch aus.«
»Ich verstehe. Und sonst haben Sie mit niemandem gesprochen?«
»Nein. Warum?«
»Weil ich immer noch versuchen werde, Sie vor Aimes und der Universitätsleitung zu schützen, Kathleen. Also kein Wort mehr davon zu anderen Personen als denen, mit denen Sie schon gesprochen haben, verstehen Sie, und
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