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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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eine vasovagale Episode erleiden würden. So, und jetzt senken Sie den Kopf.«
    »Nein, es geht mir gut –«
    »Senken Sie den Kopf!«
    Sie gehorchte. »Was ist eine vasovagale Episode?«, kam ihre Stimme zwischen den Knien hervor.
    »Eine Ohnmacht.«
    »Ich werde nicht ohnmächtig!«
    »Gut. Aber bleiben Sie besser eine Zeit in dieser Position, bis Ihr Puls sich normalisiert hat, oder Sie werden doch ohnmächtig.«
    »Sind Sie immer so rechthaberisch?«
    Sie hörte, wie er in sich hineinlachte. »Also hier nennen wir das ›einen Patienten behandeln‹.«
    »Das ist peinlich.«
    »Es wird nur peinlich, wenn Sie nicht tun, was man Ihnen sagt, und am Ende mit dem Kopf auf den Fußboden knallen.«
    Sie diskutierten noch etwa eine Minute hin und her; dann verkündete er übergangslos: »Ihre Pulsfrequenz ist jetzt in Ordnung. Sie können sich wieder aufrichten.« Aber er beugte sich weiter über sie und ließ seine Finger an ihrem Puls.
    »Nun ja, ich denke, es ist jetzt langsam Zeit –«
    Der Anblick, der sie empfing, als sie den Kopf hob, ließ sie mitten im Satz abbrechen. Als Steele ihr zu Hilfe gekommen war, hatten sich die Bänder seines Krankenhaushemdes gelöst, sodass sein hinteres Ende in voller Pracht hervorlugte. Sie begann zu kichern.
    »Was ist?«, fragte Steele völlig verwirrt.
    Ihr Kichern wurde zum Lachen – ein lautes, wundervolles, befreiendes Lachen. Es verdrängte im Nu den Schock, den sie bekommen hatte, als er seine Beinahe-Mörder beschrieb. Nicht einmal ihr ungläubiges Entsetzen, dass der Angreifer derselbe pockennarbige Wachmann sein könnte, den sie bei Agrenomics gesehen hatte, verhinderte es, dass sie dem Lachen nachgab. Für eine Sekunde waren das Entsetzen, die Wut und die Angst, die sie mit sich herumtrug, weggewischt.
    »Was ist denn los?«, fragte er und verstand immer noch nicht.
    Statt einer Antwort lachte sie so schallend, dass sie nicht sprechen konnte.
    Er blickte sie verwirrt an und begann auch zu kichern, offensichtlich immer noch ohne den blassesten Schimmer, warum.
    Während ihr die Tränen über das Gesicht liefen, wunderte sie sich, wie ansteckend doch ein Lachen sein konnte, besonders nachdem er eine solche Leidenszeit durchgemacht haben musste, ohne irgendeinen Anlass zum Lachen zu haben. Das Geräusch, das aus seinem Mund kam, klang eher wie ein trockener Husten und machte es zu einem noch größeren Wunder, dass er überhaupt reagierte.
    »Was denn?«, fragte er noch einmal.
    Diesmal zeigte sie auf den Auslöser ihrer Hysterie. Als er sich umdrehte, um nachzusehen, gab ihr sein schockierter Gesichtsausdruck den Rest, und sie brach in volltönendes Kreischen aus, sodass sie nicht einmal mehr zum Atmen kam.
    Steele griff hastig nach den offenen Zipfeln des Hemdes. Er schien gegen die Traurigkeit zu kämpfen, die sein Gesicht so lange verhüllt hatte, dann brach ein so strahlendes Lächeln hervor, wie sie es bisher noch nicht bei diesem Mann gesehen hatte, und sein schwaches Gekicher wurde lebendig.
    »Heda, Ruhe da drinnen!«, rief eine der Schwestern.
    Sie versuchten, ihr Gekreische so gut wie möglich zu unterdrücken, aber kaum hatte sich der eine beruhigt, machte der andere einen halb gedämpften Pruster, und es ging von vorne los.
    »Gott, das war gut«, ächzte sie in einer ihrer kurzen Verschnaufpausen.
    »Besser als tausend Psychiater«, schnaufte Steele.
    Alles fand ein abruptes Ende, als eine kräftige Hand, schwarz wie Ebenholz, die Vorhänge auseinander schob und den Blick auf den Rest des Mannes freigab, der zu der Hand gehörte. »Wer von diesen Clowns ist das Mordversuchsopfer?«, donnerte er und hielt ihnen eine Polizeimarke und einen Dienstausweis unter die Nase, der ihn als Detective Roosevelt McKnight, Morddezernat, New York Police Department, identifizierte.
    Jede Nachwirkung ihrer gemeinsamen, ausgeflippten Albernheit verflog schnell, als sie zuhörte, wie Steele den Angriff beschrieb. Als er auf Detective McKnights Frage, ob er irgendeinen Grund nennen könne, warum jemand seinen Tod wolle, mit Nein antwortete, musterte sie in grimmigem Schweigen den Fußboden und dachte an ein pockennarbiges Gesicht, das von einem Streichholz beleuchtet wurde.
    »Was beschäftigt Sie, Kathleen?«, fragte Steele.
    Sie hob den Kopf und sah, dass beide Männer sie anstarrten. »Nichts«, antwortete sie viel zu schnell.
    »Quatsch!«, sagte Steele.
    »Richard, es ist zu verrückt, um es überhaupt zu erwähnen. Noch verrückter als die Idee, die ich heute Stanton

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